ICE-Finale steht fest | Der KAC darf sich nicht auf Bozens Mätzchen einlassen
Rotjacken-Finalgegner Bozen hat sich in dieser Saison einen zweifelhaften Ruf erarbeitet. Das hätte der Klub, der über viel Qualität verfügt, gar nicht nötig. Der berüchtigte Mike Halmo bleibt vorerst gesperrt.
Von Martin Quendler | 11.33 Uhr, 08. April 2021
Ein Graben ist entstanden. Zwischen der rot-weiß-roten Eishockey-Szene und Bozen sowie ihren Tifosi sind die Differenzen so groß wie nie. Das hat seine Gründe: Einerseits führt das auf den Umstand zurück, dass die Italiener heuer mit einer Flut an Doppelstaatsbürgern angetreten sind. Natürlich alles rechtens, und doch besteht offenbar Handlungsbedarf. Seit Monaten finden hinter den ICE-Kulissen diesbezügliche Mobilisierungen satt. Im Sportausschuss der Liga findet sich dieser Punkt zuoberst auf der Agenda, das Reglement wird bereits ab kommender Saison verschärft.
Die gewachsene Unpopularität Bozens hat auch einen Namen: Mike Halmo. Das Raubein der Südtiroler darf in der Finalserie gegen den KAC erst im vierten Spiel einsteigen. Nach einem Check gegen Wiens Ali Wukovits, dessen Saison verletzungsbedingt beendet worden ist, wurde der 29-jährige Kanadier für vier Spiele aus dem Verkehr gezogen. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Die Opferliste von Mike Halmo verteilt sich über die ganze Liga-Landkarte: Patrick Bjorkstrand (VSV), Sam Herr (Innsbruck), Wukovits (Wien) plus zahlreiche Unsportlichkeiten, die weder geahndet noch nachträglich sanktioniert worden sind. Als "Wiederholungstäter" eingestuft, kam er unerklärlicherweise zu oft zu glimpflich davon. Insgesamt wurde er lediglich für 9 Spiele gesperrt - seine Opfer fielen deutlich länger aus. Nur weil Halmo zuschauen muss, heißt das noch lange nicht, dass es keine rüden Attacken geben muss. Ein weiterer "Grobian" steht bereit: Daniel Catenacci.
Viel Arbeit wartet im Finale auf die Referees © Kuess
Bozen hätte genug Qualität
Dabei hätte Bozen die brutale Gangart, die unter Trainer Greg Ireland gebilligt wird, gar nicht nötig. In ihren Reihen befinden sich begnadete Eishockey-Profis, die in normalen Jahren in dieser Breite gar nicht leistbar wären. Nick Plastino etwa, oder Dennis Robertson, Dylan di Perna, Dustin Gazley, Brett Findlay oder Goalie Leland Irving. Natürlich gespickt mit den besten heimischen Akteuren um Kapitän Anton Bernard, um nur einen der herausragenden Italiener anzuführen.
In dieser Konstellation sowie unter dem Aspekt, dass die physische Komponente von Bozen forciert wird, erwartet den KAC eine beinharte Aufgabe. Auch das DOPS wird gefordert sein, genauer hinzusehen und nicht den Kopf einzuziehen.
Speziell im Größenunterschied spricht vieles für die Südtiroler, dessen Defensive (durchschnittlich 183,6 Zentimeter) die KAC-Angriffsreihen (180,1 Zentimeter) überragt. Eine Verstärkung für die Klagenfurter wäre Paul Postma, dessen Comeback nach einer Schulterverletzung weiterhin nicht absehbar ist. Vergangene Woche musste sich der Top-Verteidiger zudem einer Blinddarm-Operation unterziehen.
Neutrale Zone als Brennpunkt
Was gilt es für den KAC zu beachten? Die Rotjacken starten erstmals auswärts in eine Play-off-Serie, können ohne Druck ins Finale starten. Viel hängt von Goalie Sebastian Dahm ab, sowie der Unterstützung seiner Vorderleute. Wien ließ etwa zu viele Turnovers in der neutralen Zone zu. Einer, der gerade in so einer engen, schwierigen Serie für den Unterschied sorgen kann: Matt Fraser.
Es ist davon auszugehen, dass Bozen mit allen Mitteln versuchen wird, den KAC auszuschalten. Die Rotjacken werden einen Mittelweg finden müssen: Nicht auf die Mätzchen der Italiener zu reagieren und gleichzeitig den Bozenern ihre Grenzen aufzuzeigen. Ohne dabei jedoch das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren.
Quelle: https://www.kleinezeitung.at/sport/eishocke…ozens-Maetzchen