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Artikel über Tičar, Haugen, Petersen, Comrie. Eventuell mit ein paar Antworten für uns:
Analyse zum Transfer|Was die Verpflichtung von Rok Tičar für den KAC bedeutet
Sloweniens Nationalspieler Rok Tičar streift ab sofort das Rotjacken-Trikot über. Der einstige Starstürmer hofft in Klagenfurt seine Ladehemmung zu beheben und ist heiß darauf, einen Neustart zu wagen. Ersatz für Haugen möglich, Petersen dürfte bleiben.
Von Martin Quendler | 17.00 Uhr, 25. Jänner 2020
Wer Rok Tičar sagt, muss auch Žiga Jeglič und Robert Sabolič nennen. Unvergessen bleiben ihre Auftritte mit Acroni Jesenice in der EBEL. Sie sollten das Sprungbrett für ihre großen, internationale Karrieren dienen. Und immer wieder tauchten zumindest zwei Namen in Klagenfurt auf. Das stete Interesse nach diesen Torjägern wurde aber von einem Faktor jäh gebremst: Geld.
Als sich die Klagenfurter das letzte Mal nach dem Preisschild erkundigt hatten, wurde ein zu hoher sechsstelliger Betrag genannt. Kein Wunder etwa bei Tičar, der über Krefeld und Köln (DEL) den Sprung in die KHL geschafft hatte, wo die Millionen locker sitzen und Torjäger mit hartem Dollar bezahlt werden. Tičar schoss sich via Bratislava (ua. unter Headcoach Petri Matikainen) nach zu den KHL-Klubs Jekaterinburg, Nischni Nowgorod, Nowosibirsk und schließlich Kunlun (China). Maximale Jahresgage in dieser Zeit zwischen 300.000 und 400.000 Euro? "Mehr", lässt Tičar-Agent Martin Krainz einiges erahnen.
Eine Abwährtsspirale
Warum der 30-Jährige Slowene nun doch leistbar geworden ist, zeigt ein Blick auf die Statistiken der letzten Jahre. Seit der Saison 2016/17 ging es bergab, schoss insgesamt nur noch sieben Tore im Klub-Eishockey (plus sieben im Nationalteam). Und Krainz verrät, dass Tičar auch unglückliche Entscheidungen getroffen hatte. "Wie etwa im Spätsommer 2018, als er zu Kunlun (Co-Trainer Jyrki Aho) gewechselt ist. Das war ein Fehler. Vor allem weil ihm Trinec ein Mega-Angebot unterbreitet hatte." In dieser Abwärtsspirale hinderte ihn eine Verletzung bei Köln am Weg zurück.
2019/20 startete er bei SHL-Klub Oskarshamn. Dort ging er allerdings in 19 Partien komplett leer aus. Vor einigen Wochen gab ihm der Verein zu verstehen, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Anfang Dezember absolvierte er seine letzte Partie. "Wenn es sportlich nicht läuft, trifft es zuerst die Imports", erklärt Krainz. Die Erinnerung an den KAC wurde aufgefrischt, vor allem weil bei den Rotjacken mit Trainer Matikainen sein alter Bekannter werkt. "Er ist ein guter Trainer, auch abseits des Eises. Ich hatte damals gute Gespräche. Er nimmt sich Zeit für die Spieler", bekräftigt sich Tičar.
ICE HOCKEY - IIHF Ice Hockey WC 2016, Division I Group A © (c) GEPA pictures/ Matic Klansek
Neustart in Klagenfurt
Vor wenigen Jahren hätte man von einer Transfer-Sensation gesprochen. Jetzt soll Klagenfurt also sein Neustart werden. Die Rotjacken erhielten vergleichsweise ein Schnäppchen und haben ihn sogleich auch für die Saison 2020/21 verpflichtet. "Ein kalkulierbares Risiko", erklärt General Manager Oliver Pilloni den Coup. "Tičar ist mit 30 Jahren im besten Eishockey-Alter und hat noch das Ziel in der Schweiz oder DEL zu landen." Zudem blickt er auf stets solide Vorstellungen im Nationalteam zurück und zeigt sich heiß, endlich wieder zu alter Stärke zu finden.
Diesen Eindruck vermittelte der Slowene auch im ersten Training, wo er zwischen Neal und Obersteiner eingesetzt worden ist: "Ich bin sehr happy, diese Chance zu erhalten. Der KAC ist ein großer Klub. Und sie haben coole Farben - wie Jesenice", meint der Stürmer lächelnd. "Der KAC ist eine sehr interessante Adresse in Europa. Ich will der Mannschaft helfen und hier Meister werden." In den Powerplay-Übungen zeigte er seine Qualitäten an der Seite von Hundertpfund, Ganahl, Unterweger und Kozek.
Nach der ersten Trainingseinheit wies Matikainen allerdings daraufhin, dass sich sein Neuzugang noch absolut nicht in Form befinde. "Er hat Rückstand aufzuholen. Ich bin aber guter Dinge, dass er sich schnell anpassen kann und unser System verinnerlichen wird", so der geradlinige Finne, der sich ausdrücklich für diesen Transfer ausgesprochen hatte. Im Gegensatz zu den letzten Verpflichtungen fiel nun der Terminus "Konkurrenzkampf" jedoch nicht mehr. Bei sieben Centern in der Mannschaft liegt dieser Umstand sowieso auf der Hand.
Ersatz für Haugen?
Die Verpflichtung Tičars muss wohl als langfristige Investition gesehen werden. Denn akute Dringlichkeit herrscht im Angriff (noch) nicht. Nach derzeitigem Stand wäre es wohl logischer gewesen, Ersatz für Keeper Lars Haugen zu holen. Am 13. Dezember erlitt der Norweger bekanntlich eine Gehirnerschütterung (als Kozeks Stock ihn bei einem Kampf an der Bande getroffen hatte).
Geplant wäre Haugens Comeback ja für 12. Jänner (gegen Znaim) gewesen. Er erlitt einen Rückfall. Jetzt wurde der 32-jährige Meistergoalie sogar abgemeldet, weil eine Rückkehr nicht mehr absehbar sei. Pilloni lässt aber wissen, dass intern bereits über gesprochen worden sei, Ersatz zu holen. "Wir warten jetzt die Zwischenrunde ab, ob er zurückkommen kann. Dann sehen wir weiter", schließt der Klagenfurter einen baldigen Transfer nicht aus. Bei Nick Petersen (derzeit verletzt), dessen Vertrag mit Saisonende ausläuft, deutet sich eine Verlängerung der Zusammenarbeit an. Pilloni: "Der Mann hat über 80 Scorerpunkte für uns erzielt. Ich wäre ja blöd, ihn gehen zu lassen."
"Warum Comrie nicht gespielt hatte? Sagt Ihnen "healthy scratch" etwas?
PETRI MATIKAINEN, KAC-TRAINER
Luft hat dem KAC jedenfalls die Qualifikation für die Top 5 am Freitag verschafft. "In Linz spielt bereits Florian Vorauer, und wenn es nach mir geht soll er Madlener (zuletzt 13 Spiele in Folge, Anm.) auch in der Zwischenrunde entlasten. Das ist aber Sache der Trainer."
Seinen ersten Echtzeit-Test erhält Rok Tičar bereits am Sonntag in Linz. Da feiert er seine Rotjacken-Premiere gleichzeitig mit Vorauer, der erstmals in der EBEL zwischen den Pfosten stehen darf. Patrick Harand ist fraglich, Johannes Bischofberger und David Fischer erhalten eine Pause. Haudum/Witting fallen verletzt aus.
Quelle: https://www.kleinezeitung.at/sport/eishocke…-Ticar-fuer-den