Es ist also doch möglich! Man kann sich selbst aus der Sch****e ziehen, den richtigen Motivator vorausgesetzt.
Wien und sein Eishockey. Gerade in den letzten Jahren eine wahre Hochschaubahn der Emotionen.
Angefangen über das Gaudetsche Hurra-Hockey, das zwar in der Regular Season puren Spaß gemacht hat, aber dann wenn’s um die Wurst ging, mit der Regelmäßigkeit eines Schweizer Uhrwerks ganz klar den Endzweck verfehlte. Wir haben es damals eindrucksvoll vorgemacht, Linz hat es heuer bestätigt: Mit 2,5-Linienhockey geht dir heutzutage im PO die Luft aus. So sicher wie das Amen im Gebet.
Plus: Schönes Grunddurchgangshockey
Neutral: Teilweise tolle Transfers, aber eben auch so mancher Griff ins Klo
Minus: Alles andere
Es folgten die Samuelschen System-Jahre. Ganz ehrlich, an Langweiligkeit kaum zu toppen. Eine Phase die viele Zuschauer wahrscheinlich nachhaltig vergrämt hat. In meinem persönlichen Umfeld sogar erwiesenermaßen. Ich alleine könnte ganze 12 Personen namentlich nennen die in dieser Zeit ihre regelmäßigen Besuche in der ASH kontinuierlich gegen 0 fuhren und auch heute nicht mehr in der Halle sind.
Plus: tlw. 4 Linien auf der Platte, sanfter Beginn den eigenen Nachwuchs zu fördern und einzubauen, ein Finaleinzug
Neutral: Keine besonderen Ups, keine besonderen Downs
Minus: Laaaaangweilig, vom Trainer über den Spielstil bis hin zum (infizierten) Publikum – einfach nur Laaaangweilig – fast wie Fußball
Das Pokelsche „die Mannschaft ist der Star – Konzept“. Also das ist offenbar ganz gründlich in die Hose gegangen. Was in Bozen echt toll funktioniert hat, konnte in Wien nicht mal ansatzweise „nachgebastelt“ werden. Anfangs der Saison wurden die Mängel durch die vielen (knappen) Siege und einige sehenswerte Auftritte in der CHL noch halbwegs kaschiert. Ab Ende Oktober (Heimspiel gegen den KAC) gab’s dann nur noch Schweinshockey. Nicht fad wie unter Samuesson, nicht ineffizient wie unter Gaudet, sondern so richtig richtig schlecht. Dem „Hockeygott sei Dank“ wurde hier seitens des Managements gerade noch rechtzeitig, quasi am letzten Drücker, die Notbremse gezogen und Jim Boni verpflichtet.
Plus: offensichtlich gutes Konditionstraining von dem Boni nun profitieren kann, konsequente Goalie-Rotation und 4 Linien Spiel, schöne CHL Spiele
Neutral: Konzept hat Anfangs der Saison noch halbwegs gegriffen
Minus: der ganze Krampf ab Ende Oktober
Jim „ich hol die Kohlen aus dem Feuer“ Boni: Wie unser (einziger) Meistertrainer innerhalb kürzester Zeit aus dem scheinbar völlig orientierungslosen Haufen ein homogenes TEAM formte, nötigt unsereiner tiefsten Respekt ab. Mit seiner „ich schei* mich nichts“ Mentalität konzentrierte er das Wiener Spiel aufs wesentliche: Laufen, kämpfen, kratzen, beissen – jeder für jeden und alle für einen. Keep it simple, stupid: Forecheck, Zug zum Tor, körperlich präsent.
Er motiviert seine Schutzbefohlenen bis in die Haarspitzen und schickt gegen die nominell übermächtige Einserpanier der Linzer die vierte Linie zum abmontieren aufs Eis. Und siehe da, es funktioniert!
Jetzt stehen er und seine Mannen plötzlich und ob der verkorksten Saison auch völlig unerwartet, aber dennoch hochverdient, im Finale.Dass es dort wegen der schier unerschöpflichen Möglichkeiten die Red Bull hat, nicht all zu viel zum gewinnen geben wird verkommt aufgrund des bisher erreichten nur zur Nebensächlichkeit. Aber ein wenig ärgern werden wir sie schon können.
Typen wie Jimbo und sein schnörkelloses, ehrliches und geradliniges Spielsystem brauchen die Capitals wie einen Bissen Brot. Ebenso wie Wiener Identifikationsfiguren und Vorbilder für die Jugend.
Also liebe Denker und Lenker im Management:
Hütet euch davor den Rotter Kontrakt zu vergeigen, haltet den Jimbo und beglückt uns wieder mit jemand wie den Herrn Gratton oder den Bobby Wren. Leute, die das Potential haben die Massen in die ASH zu bringen.
So schwer kann ja das auch wieder nicht sein. Als Dank dafür wird auch wieder öfters die Halle beben – versprochen.
In diesem Sinne:
Ganz Wien hat die Bonität!