Schlagschuss – Pinocchio und seine Gedanken
Die Niederlagenserie des Villacher SV ist längst mehr als eine sportliche Krise. Sie ist ein Blick hinter die Kulissen. Und dieser Blick wirft nicht nur Fragen an einzelne Personen auf, sondern an die sportliche Führung des Vereins insgesamt.
Herbert Hohenberger ist Sportdirektor eines Profiklubs – eingesetzt, getragen und seit gestern noch klarer gestützt von der Vereinsführung. Dass er diese Rolle ohne ausreichende Erfahrung übernommen hat, ist nicht nur sein persönliches Risiko, sondern auch jenes jener, die ihm diese Verantwortung übertragen haben. Problematisch wird es dort, wo Unsicherheit nicht erkannt, sondern mit Machtanspruch überdeckt wird.
Der Kader, den der VSV aufs Eis schickt, ist das sichtbarste Resultat dieser Führungskultur. Zu klein, zu harmlos, aktuell zu wenig konkurrenzfähig. Fehleinkäufe wie Kulda, Ritchie und Erne, ebenso wie die Vertragsverlängerungen von Swette und Katic, stehen sinnbildlich für eine Transferpolitik, die Importstellen und Entwicklungsmöglichkeiten vergeudet hat, statt sie strategisch zu nutzen. Dass diese Entscheidungen intern offenbar keinen ernsthaften Widerspruch auslösten, sagt viel über die Kontrollmechanismen im Verein.
Besonders zerstörerisch wirkte der seit Monaten schwelende Konflikt mit Ex-Trainer Toumie. Ein Trainer, der in der Kabine wie im Umfeld hohes Ansehen und große Sympathie genoss, der Vertrauen und Identifikation bot. Dass Toumie auch private Probleme hatte, war bekannt – und hätte Fingerspitzengefühl, Führung und klare Kommunikation erfordert. Genau hier aber lag die Brisanz. Denn plötzlich ging es nicht mehr um sportliche Argumente, sondern um Einfluss. Um die Macht der Beliebtheit – und um die Frage, wer sie kontrolliert. Ein Machtkampf, den die Vereinsführung nicht moderierte, sondern zuließ.
Viele innerhalb und außerhalb des Vereins erkennen nun, was diese Konstellation freigelegt hat. Nicht nur das wahre Gesicht eines Sportdirektors, sondern auch strukturelle Schwächen in der Vereinsführung. Der Eindruck eines Systems, das Macht nicht einordnet, sondern personalisiert. Das Überforderung übersieht, Verunsicherung ignoriert und Konflikte aussitzt, bis sie sportlich explodieren.
Spieler reagieren sensibel auf solche Signale. Wenn Führung uneindeutig wird, wird auch Leistung brüchig. Orientierungslosigkeit beginnt selten auf dem Eis – sie beginnt darüber.
Diese Niederlagenserie ist daher keine Laune des Spielplans. Sie ist die Rechnung. Für einen unausgewogenen Kader. Für Fehleinkäufe. Für Unerfahrenheit in einer Schlüsselrolle. Und für eine Vereinsführung, die zu lange zugesehen hat, statt rechtzeitig einzugreifen.
Im Profisport ist Verantwortung niemals isoliert. Ergebnisse sind die einzige Wahrheit. Und sie fallen immer auf alle zurück, die sie möglich gemacht haben.