dazu der artikel ausm "standard" vom 11.10.2005
Ein Stock von Lemieux
Der Superstar war von Thomas Vaneks Leistung gegen Pittsburgh derart beeindruckt, dass er sich mit einem Geschenk einstellte
Buffalo - In Amerika, wo die Menschheit - und in Folge vieles - immer größer und breiter wird (Flugzeugsitze, Duschkabinen, Klopapier, Kleidung, Särge), in Amerika wächst auch die Freude am Eishockey wieder. Die National Hockey League setzt nach einjähriger Streikpause die richtigen Akzente und auf Offensive.
Geringste Vergehen werden geahndet, Torhütern und Verteidigern sind, wo sie früher zupacken konnten, nun oftmals quasi die Hände gebunden. Die Folge ist eine wahre Torflut, nach den ersten Spieltagen ergibt ein Schnitt von 6,4 Treffern pro Partie ein Plus von 41 Prozent gegenüber der Saison 2003/04. Dabei wartet Thomas Vanek nach wie vor auf seinen ersten NHL-Treffer.
Der 21-jährige Steirer hält mit den Buffalo Sabres bei drei Siegen und einer Niederlage. Am Montag gab es gegen die Pittsburgh Penguins ein 3:2 nach Verlängerung. Pittsburgh, das ist der Verein von Mario Lemieux (40), dem neben Wayne Gretzky legendärsten Eishackler, und der Verein von Sidney Crosby (18), den sie den neuen Gretzky nennen. Lemieux, selbst noch aktiv und Miteigentümer der Penguins, hat Crosby unter seine Fittiche genommen, in Pittsburgh wohnt der junge Stürmer im Haus seines Mentors. "Die vier Kinder von Mario", sagt Crosby, "sehen in mir keinen Superstar, sondern einfach einen Typen, mit dem sie spielen können."
In der NHL dreht sich momentan fast alles um Crosby und Lemieux, sie touren durchs Land und geben Pressekonferenzen. Beim Match in der HSBC-Arena in Buffalo war von Lemieux recht wenig zu sehen, Crosby ließ in einigen Aktionen sein Können aufblitzen, zu seinem Assist indes kam er wie die Jungfrau zum Kind. Insgesamt waren die Sabres klar überlegen, Crosby und Lemieux standen im Schatten Vaneks, des auffälligsten Mannes auf dem Eis.
Der Österreicher, der Lemieux als sein Idol bezeichnet, zeigte neben etlichen guten Pässen zwei sensationelle Einzelaktionen. Das eine Mal spielte er sich den Puck über die Bande hinter dem Tor selbst auf und schoss an die Stange, das andere Mal umkurvte er mit einem tollen "Move" die Verteidigung und das Tor, um im letzten Moment am Goalie zu scheitern.
Das Gedränge
Die nordamerikanischen Medien hatten das Match als Duell der Rookies Crosby und Vanek verkauft. Nach dem Match drängten sich die Reporter in der Sabres-Kabine um den Grazer, seine Tricks hatten sie beeindruckt. "Ich hab das auch in der College-Liga schon versucht. Und ab und zu haut's hin", erklärte der im Mittelpunkt stehende Vanek. Und er fügte hinzu, er sei mit seinem Start in die erste NHL-Saison zufrieden. Nur das Tor, das er so gerne den aus Graz angereisten Eltern zeigen wollte, dieses Tor will nicht fallen. "Jetzt fahren die Eltern heim", sagte Vanek, "dann klappt es hoffentlich."
Lange nachdem die Reporter von Vanek abgelassen hatten, schaute noch der Zeugwart der Penguins in der Sabres-Kabine vorbei. Zielstrebig eilte er auf Vanek zu, um ihm einen Schläger zu überreichen. Jemand hatte mit Filzstift "Best wishes" auf die Schaufel geschrieben und mit "Mario" unterzeichnet. Nicht irgendein Schläger also, sondern der von Lemieux. Selbst den großen Kanadier hatte Vanek beeindruckt, diesen wiederum machte die Lemieux-Geste beinah sprachlos. "Cool" sei das Präsent - und alles andere denn alltäglich. Am Donnerstag gastieren die Sabres bei Tampa Bay, beim regierenden Stanleycup-Sieger. "Wenn einmal eine Scheibe reingeht", sagt Vanek, "dann gehen auch andere rein." In Amerika, wo vieles immer größer und breiter wird, wächst auch die Zuversicht eines jungen Österreichers. (Fritz Neumann aus Buffalo - DER STANDARD PRINTAUSGABE 12.10. 2005)
und noch ein interview vom 12.10. "derstandard"
Interview: Vanek: "Ich spiele sehr gut"
Buffalo - Thomas Vanek ist auf dem besten Weg, sich in der National Hockey League (NHL) zu etablieren. Der 21-jährige Steirer hat den Sprung in den Kader der Buffalo Sabres geschafft und spielt in einer der zwei Top-Linien der Sabres. Nach vier Partien steht der Rookie zwar noch ohne Tor (2 Assists) in den Statistiken, mit starken Leistungen hat der vor zwei Jahren als Nummer fünf gedraftete Torjäger aber sein Talent unter Beweis gestellt. Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur gab sich Vanek mit seinen Leistungen beim Einstand in der NHL auch zufrieden, wenngleich er sich nach dem ersten Tor sehnt.
Wie sind Sie mit ihrer ersten Woche in der NHL zufrieden?
"Der erste Eindruck ist positiv. Ich habe zwar nur zwei Assists, aber ich glaube, ich spiele sehr gut, und wir haben drei Mal gewonnen. Ein Start, mit dem wir so gerechnet haben. Wir haben ein gutes, junges Team, hoffentlich kommen bald mehr Fans."
Im Abschluss fehlt Ihnen aber noch das Glück.
"Derzeit ist es ein bisschen bitter. Ich habe viele Chancen, aber zur Zeit will nichts reingehen. Ich hätte schon fünf, sechs, sieben Tore machen können, sitze aber noch auf null. Das ist ein bisschen frustrierend. Ich hoffe, wenn der erste rein geht, dass dann auch mehr folgen."
Hängt das auch mit schnellerem Spiel und besseren Torhütern in der NHL zusammen?
"Nein. In der Vorbereitung (Anm.: 5 Tore) sind die Schüsse reingegangen, jetzt nicht. In jeder Saison hast du eine Serie, wo nichts reingeht. Bei mir ist es halt jetzt am Anfang. Wenn die Chancen weiter so kommen, mache ich mir keine Sorgen."
Sie haben den Schläger von ihrem Idol Mario Lemieux bekommen. Was machen Sie damit?
"Das ist eine schöne Überraschung. Derzeit sind meine Trophäen noch in einer Abstellkammer, nach der Karriere bekommen solche Sachen aber einen Ehrenplatz."
Was halten Sie von den neuen Regeln?
"Die Regeln sind gut, das Spiel ist besser anzuschauen, mehr eisläuferisch. Die Stürmer kommen zu mehr Chancen, ich hoffe, dass weiter so gepfiffen wird."