Der Spengler-Cup ohne ZSC- und SCB-Spieler
92 Prozent der Tickets verkauft
tre. Nicht alle Protagonisten im Schweizer Eishockey betrachten sich als Teil einer grossen Familie. Das müssen auch die Organisatoren des Spengler-Cups je länger, je mehr zur Kenntnis nehmen. Im Jahr der 80. Durchführung ihres Turniers bläst den Davosern vor allem aus Bern und Zürich ein steifer Gegenwind entgegen. Die beiden grössten Klubs des Landes weigern sich nämlich, ihr Personal für die populäre Exhibition am Jahresende freizustellen. Neben dem Team Canada ist davon der HC Davos am stärksten betroffen. Der erhielt aus Zürich selbst eine Absage, als er sich nach der Verfügbarkeit des dritten Torhüters, des 19-jährigen Genoni, erkundigte. Dass die Spengler-Cup-Medienkonferenz im Oerliker Hallenstadion stattfand, mutet schon fast grotesk an.
So setzt sich der HCD-Ergänzungsblock bis jetzt erst aus den beiden Stürmern Petrow (Zug) und Somervuori (Ambri) sowie dem Verteidiger Naumenko (Ambri) zusammen. Im Team Canada steht die renommierteste Persönlichkeit neben dem Eis: Headcoach Pat Quinn. Steve Yzerman wurde von Spengler-Cup-OK-Chef Pargätzi als «Mitglied des Betreuerstabs» angekündigt. Ferien in Davos sind auch bei NHL-Legenden hoch im Kurs.
Immerhin gewährt der Schweizer Verband dem Turnier für die nächsten sechs Jahre terminliche Exklusivität und hält am Meisterschaftsunterbruch fest. Für andere Ligen gilt das schon lange nicht mehr - auch deshalb liest sich die Besetzung weniger attraktiv als auch schon. Die schwedische Eliteserie rekrutiert einen Mittelfeldklub (Mora). Aus Russland reist anstelle des unpässlichen Titelhalters (Magnitogorsk) der Moskauer Vorortsverein Chimik an. Komplettiert wird das Teilnehmerfeld vom deutschen Meister, den Eisbären Berlin. Ungebrochen ist das Publikumsinteresse: 20 Tage vor Turnierbeginn sind 92 Prozent der Tickets verkauft. Die Zuschauer dürfen sich auf einen neuen Videowürfel sowie viel unbeschwertes Offensiv-Eishockey freuen - und Zürcher hat es im Landwassertal zu dieser Jahreszeit ohnehin genug.
NZZ international, 07.12.2006, Seite 67