Anton Bernard: „Der Sport hat die schlechtesten Karten“
Während im Alltag langsam aber sicher wieder Normalität einkehrt, sorgt die Coronakrise in der Sportwelt weiter für Ungewissheit und Unsicherheit. Das ist bei Südtirols erfolgreichstem Eishockey-Verein HC Bozen nicht anders. SportNews hat sich mit Kapitän Anton Bernard unterhalten und nach dem Stand der Dinge gefragt.
20. Mai 2020
Anton Bernard, wie vertreibt sich ein Profi-Sportler in der Corona-Krise die Zeit?
Anton Bernard: „Die Situation ist logisch etwas komisch, hat aber auch ihre positiven Seiten: Ich kann viel Zeit mit meinen Kindern und der Familie verbringen. Ich helfe meinem Tata in der Landwirtschaft aus, gehe viel spazieren und trainiere natürlich auch. Das ist nicht so einfach, da ich zu Hause nicht viele Geräte habe. Ich hoffe aber, dass wir ab 25. Mai wieder die Kraftkammer in der Eiswelle benützen dürfen.“
Beim Blick auf die neue Saison gibt es extrem viele Unbekannte. Haben Sie mit dem Verein schon gesprochen?
„Ich habe mit Dieter Knoll (der HCB-Macher, Anm. d. Red.) mehrere Male gesprochen. Es gibt viele Fragezeichen, es wird sich in Zukunft wohl einiges ändern. Das größte Rätsel ist zurzeit, ob der Spielbetrieb mit oder ohne Fans wieder aufgenommen werden kann. Weil das aktuell niemand weiß, ziehen sich auch die Kaderplanungen in die Länge. Bisher hat beim HCB niemand einen Vertrag.“
„Es wird sicherlich kein normaler Saisonstart werden.“
Anton Bernard
Wie ist die Stimmung im Verein?
„Die ist ein bisschen düster. Der Sport hat zum jetzigen Zeitpunkt die schlechtesten Karten in der Hand. Zurzeit muss man schauen, dass es den Leuten gut geht, dann den Unternehmen. Und wenn bei den Betrieben etwas übrig bleibt, bekommen das die Sportvereine. Deshalb ist es eben eine schwierige Zeit.“
Sind Sie selbst auch besorgt?
„Meine größte Besorgnis ist, dass das mit den Zuschauern nicht klappt. In der EBEL sind die Vereine auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Wir haben keine millionenschweren Fernsehverträge. Kurzfristig ließe es sich verkraften, ohne Fans zu spielen. Auf lange Sicht ist das aber keine Option.“
Einen Saisonstart im September schätzen Sie also als unrealistisch ein, oder?
„Es wird sicherlich kein normaler Saisonstart werden. Ich bin der Meinung, dass wir entweder später anfangen oder dass ohne Zuschauer gestartet wird. Ich hoffe, dass sich ansonsten nicht allzuviel ändern wird. Die Eishockey-Liga wird auch weiterhin ein interessantes Produkt sein, erst kürzlich ist mit Bratislava eine 12. Mannschaft dazugekommen. Man sieht also, dass die Organisation passt. Grundsätzlich bin ich positiv gestimmt, dass wir irgendwann im Oktober wieder vor Zuschauern Eishockey spielen können.“
Fragen: Thomas Debelyak
Autor: det
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