KAC-Torhüter atmet aufLars Haugen: "Das war die schlimmste Phase meiner Karriere"
Rotjacken-Goalie Lars Haugen (32) zeigte sich zuletzt anfällig. Einige Niederlagen hinterließen Spuren. Der Sieg gegen Wien sei auch für ihn persönlich wichtig gewesen. Plus: Wie der Norweger seine Zukunft sieht.
Von Martin Quendler | 22.03 Uhr, 16. November 2019
Wer neue Maßstäbe setzt, könnte irgendwann vor dem Problem stehen, daran gemessen zu werden. Das klingt unfair, liegt aber in der Natur der Sache. KAC-Torhüter Lars Haugen kennt solche Begleiterscheinungen. Er weiß, dass es nicht möglich ist, ständig diese außerordentlichen Leistungen, wie er sie im Play-off 2019 gezeigt hatte, abzuliefern. Das bereitet ihm noch keine schlaflosen Nächte. Eine solche Misere, wie er sie jedoch in den letzten Wochen erleben musste, ist beispiellos: "Das war die schlimmste Phase meiner Karriere."
Bei seinen zehn Starts gelangen den Rotjacken nur vier Siege. Die Fangquote sank für den Norweger ins Unterirdische (88,7 Prozent, 94,4 Prozent im Play-off 2019). Was passiert ist? "Ich weiß es nicht. Vielleicht war es eine Kombination aus vielen Dingen", vermutet der 32-Jährige.
Sinnbildlich für die Anspannung: Das Nervenkostüms Haugens im Spiel gegen Wien. Fehlpfiffe der Referees, und davon gab es einige, quittierte er mit Kopfschütteln. Er ließ sich auf Diskussionen ein. Völlig untypisch für den ansonsten so ruhigen Norweger: "Stimmt. In so einer Situation verliert man den Fokus und es beschäftigen einen viele Dinge. Ich war ein paar Mal richtig sauer", gibt er offen zu.
Wichtiger Sieg für Haugen
An den ersten beiden Gegentoren trägt er wohl keine Schuld, aber vielleicht hätte er im Vorjahr einen Schuss erhalten. Und vermutlich hätte er auch nicht das Tor zum 3:4 eingeleitet. "Am Ende ging aber alles gut aus", freut sich Haugen sichtlich erleichtert. Der KAC-Keeper schien im Laufe der Partie seine Unsicherheit abzuschütteln, wurde stärker und zauberte ein paar starke Paraden in heiklen Phasen auf das Eis. "Es hat Spaß gemacht zu spielen. Für das Team war der Sieg sehr wichtig. Aber für mich auch." Und der ansonsten obligatorische Purzelbaum wurde von Haugen dieses mal rückwärts ausgeführt.
Dem Norweger stand in den letzten Wochen vor allem David Madlener zur Seite. "Er ist sicher der positivste Mensch, den man sich nur vorstellen kann. David zählt zu meinen besten Freunden.Keiner sieht Dinge so wie er, wir diskutieren über vieles. Er ist nicht aus Zufall der zweitbeste Goalie der Liga", hält Haugen fest. Moralische Unterstützung erhält er ab der nächsten Woche von seiner Familie, die ihn in Klagenfurt besucht.
"Keine Ahnung, wer mich will"
Stichwort Familie: Haugens Vertrag endet nach dieser Saison. Ob er sich vorstellen kann, ein weiteres Jahr in Klagenfurt zu bleiben? "Ich habe noch keine Pläne, aber ich will sicher noch eine Saison anhängen. Mit meiner Frau habe ich vereinbart, dass ich ein weiteres Jahr in Europa spielen werde. Erst dann beginnt das neue Leben, wir werden in Oslo ein Haus bauen." Der KAC sei sicher eine gute Adresse, Haugen fühle sich hier wohl: "Aber ich muss ja auch ein Angebot erhalten. Keine Ahnung, wer mich nach dieser Phase will", sagt er schmunzelnd.
Das Problem an solchen Phasen: Sie können jederzeit wiederkommen. Dem ist sich auch Haugen bewusst. Doch der Norweger hat gelernt: "Ich weiß jetzt, dass ich nicht immer alles kontrollieren kann. Und man darf sich auch nicht zu sehr hineinsteigern. Dann verkrampft man noch mehr." Andererseits erhalten Ausnahmekönner wie Haugen auch einen wichtigen Bonus: Jeder weiß, zu welchen Leistungen sie imstande sind. Auch in schlechten Phasen.