Vor einigen Jahren habe ich von Hugo Portisch die Autobiographie "Aufregend war es immer" gelesen - ein sehr empfehlenswertes Buch. Gerade weil er seine Story einfach nur erzählt ohne anzugeben, denkt man sich: "Unglaublich was der erlebt hat, welchen Mut er hatte und welchen Grips."
Was mir heute wieder eingefallen ist: im letzten Kriegsjahr war er in der Maturaklasse. Daher wurde er erst im Frühjahr 1945 einberufen. Mit der letzten Gegenwehr wollte man auch die intelligente Jugend Opfern, die man noch hatte. Er hat sich in einer Kaserne in Prag melden müssen.
Hugo Portisch hat sich für zivilen Ungehorsam entschieden. Sein Plan war es, die Anreise nach Prag so zu verbummeln, das der Krieg früher aus ist. Das ist ihm knapp nicht gelungen. In den allerletzten Kriegstagen musste er in der Kaserne Meldung machen.
Ihm war klar, das seine große Verspätung auch in den Kriegswirren nur schwer zu erklären war und leicht als "Feigheit vor dem Feind" ausgelegt werden konnte. Er hatte das Glück, auf einen diensthabenden Unteroffizier zu treffen, der ihn - im Angesicht des Kriegsendes - ungeschoren davonkommen ließ. Heute wissen wir: dieser Unteroffizier hat ihm 76 weitere Lebensjahre geschenkt.
Und er hat Österreich einen Jahrhundert-Journalisten geschenkt, der mehr als jeder andere dazu beigetragen hat, dass unser Land seine Vergangenheit in Würde aufgearbeitet hat. Danke dafür Hugo Portisch!