weils schon ein bissl ein thema in einem anderen thread ist und weils glaubi einen eigenen thread verdienen würd:
im heutigen kurier hat eishockey "endlich" den sprung auf die seite 1 des sportteils geschafft!
leider, muß man sagen, denn wie befürchtet hat diese mies recherchierte story natürlich eher wenig bis gar nix mit dem sport zu tun; sensationsgeil mit einem großen bunten bild vom lakos-unterweger fight hinterlegt, werden da wiedermal alle möglichen dumpfen klischees übers eishockey genüßlich breitgetreten
am besten selber lesen (alex hat den artikel netterweise ins forum gestellt, ich kopier ihn, wenns gestattet ist, in diesen thread rein):
"Phillipe Lakos weiß, wie er Mitmenschen überzeugen kann. Er argumentiert, ansatzlos, schlagfertig. Mit der Faust. Wie am Sonntag, als die Grazer 99ers bei den Capitals in Wien gastieren, um zu verlieren. 2:5 das Spiel, 1:2 die rund eine Viertelstunde dauernden, unterhaltsamen Zwischenspiele.
Den Hauptkampf beendet Lakos unter dem Gejohle der 3600 mit einem feinen rechten Haken (selbstverständlich hat er dafür vorher den Handschuh ausgezogen). Strafen? Matchstrafe, maximal. In ganz schlimmen Fällen Sperre für ein paar Spiele. Herrlich. Wer zum Beispiel im Fußball sein Gegenüber niederstreckt, wird monatelang verbannt und für alle sportlichen Zeiten als Halbkrimineller stigmatisiert.
Eishockey aber ist anders. Zwar sind Faustschläge laut Reglement verboten, doch der Strafenkatalog dient nicht wirklich der Abschreckung. Im Gegenteil.
CHARAKTER-FEST Wer brav austeilt, wird verehrt, wird gefürchtet. Von Fans und Kollegen. Hohes Sozialprestige garantiert. Eishockey, das Eldorado für Prügelmeister. Die Trainer sind sich einig, dass sich auch große Kinder hin und wieder austoben müssen. „Mir ist es lieber, wenn die Spieler ihre Konflikte in einem ehrlichen Faustkampf austragen, als mit versteckten Fouls und Stockschlägen, wo die Verletzungsgefahr viel größer ist“, erzählt Capitals-Trainer Jim Boni, und Graz-Kollege Mike Zettel nickt dazu. „Der Faustkampf hat einfach mehr Charakter.“
Und mehr Tradition. Warum das so ist, weiß keiner so genau. Schiedsrichter-Boss Ernst Siegel vermutet, dass auf Grund des dauernden Körperkontaktes (inklusive Checks) die Reizschwelle zur Handgreiflichkeit niedrig gehalten wird. „Die Raufereien sind einfach eine emotionale Entladung.“ Und, wie im Falle Lakos, eine Aktion zur Respektverschaffung (davor hatten die Grazer durch Fouls und Kampfaufforderungen provoziert). Oder, wie im Falle der Grazer, um (beim Stand von 0:3) den Spielfluss des Gegners zu brechen.
„Mir ist es lieber, wenn
Spieler Konflikte mit
Fäusten austragen als
mit versteckten Fouls“
CAPITALS-COACH BONI
EINZIGARTIG Fakt ist jedenfalls die Ausnahmestellung des Eishockey im Weltsport. Nirgendwo sonst gilt das Verhauen als Kavaliersdelikt. Zwar gibt es alle möglichen Variationen des Boxens, doch ist es da – anders als im Eishockey, wo man eigentlich nur mit Toren punkten sollte – eben das Ziel, zu boxen.
Nahe liegend also, dass sich manche Eismänner Tipps aus dem Seilgeviert holen. Haken schlagen will nämlich nicht nur mit Schlittschuhen gelernt sein. Capitals-Verteidiger Leopold Wieselthaler hat sogar einen Privattrainer. „Eine Freundin von mir kann sehr gut boxen. Mit ihr übe ich oft. Am Anfang hab’ ich ordentlich auf die Nase bekommen.“ Die Lektionen hat er sich gut gemerkt, mittlerweile verhaut er auch Leute wie den Grazer Kanadier Jamie Mattie (geschehen am Sonntag).
Philippe Lakos braucht keinen Trainer. „Learning by doing“, ist sein Motto, dem er verbissen hinterherhechelt. Fünf lange und harte Profi-Jahre verbrachte der 23-Jährige in diversen amerikanischen Ligen, wurde dort – wegen seiner 1,93 Meter und 97 Kilo – stets an vorderster Front postiert. „Ich hab’ aus meinen Fehlern gelernt. Heute kann ich mich schon ganz gut wehren“, sagt ein grinsender Lakos, der in 31 Spielen die Kleinigkeit von zwei Stunden die Strafbank wärmte (damit ist er der österreichische Meister in dieser Kategorie).
DER SPIEGEL Für die Prügelpause gibt es aber auch Erklärungsversuche abseits der Bande. Abseits der Emotion. „Eishockey ist eine brutale und schnelle Sportart, dementsprechend handelt es sich bei den Protagonisten auch um besondere Typen“, sagt Professor Otmar Weiß, Leiter der Sportsoziologie an der Uni Wien. Der Sport sei ein Spiegel der Gesellschaft, was auf die psychische Konsistenz des Eishockey-Spielers schließen lasse. „Für viele, die solche Sportarten ausüben, ist Gewalt eine Form der Kommunikation.“
Gelernt ist Gelernt. Seit frühester Kindheit. Aufgewachsen in einem Umfeld, das suggeriert, dass Gewalt zur Problemlösung taugt. Das sei bester Nährboden für spätere Aggressoren. Im Leben wie im Sport. Die Sozialisation der Gewalt. „Solche Menschen suchen sich dann eben eine Sportart, die diesem Bild entspricht. Dabei handelt es sich auch um eine Art Ventil“, sagt Weiß.
Dass Eishockey-Spieler aber auch mit anderen Einlagen das Publikum staunend zurücklassen können, bewies am Sonntag Mike Craig. Der Capitals-Stürmer übernahm einen Puck volley und knallte ihn zum vorentscheidenden 4:2 in die Maschen. Ein schöner Spielzug, ganz ohne böses Blut."
starkes stück, oder?
bin der meinung, daß sich der verband, spieler und vereine so eine mehr oder minder pauschalverurteilung eigentlich nicht gefallen lassen sollten, vor allem net von einer zeitung, für die eishockey bis dato eher in der nachbarschaft von kirschkernweitspucken und mahagoninudelnwettessen existiert hat.
von mir kriegens jedenfalls heut abend ein nettes mail ...
im heutigen kurier hat eishockey "endlich" den sprung auf die seite 1 des sportteils geschafft!
leider, muß man sagen, denn wie befürchtet hat diese mies recherchierte story natürlich eher wenig bis gar nix mit dem sport zu tun; sensationsgeil mit einem großen bunten bild vom lakos-unterweger fight hinterlegt, werden da wiedermal alle möglichen dumpfen klischees übers eishockey genüßlich breitgetreten
am besten selber lesen (alex hat den artikel netterweise ins forum gestellt, ich kopier ihn, wenns gestattet ist, in diesen thread rein):
"Phillipe Lakos weiß, wie er Mitmenschen überzeugen kann. Er argumentiert, ansatzlos, schlagfertig. Mit der Faust. Wie am Sonntag, als die Grazer 99ers bei den Capitals in Wien gastieren, um zu verlieren. 2:5 das Spiel, 1:2 die rund eine Viertelstunde dauernden, unterhaltsamen Zwischenspiele.
Den Hauptkampf beendet Lakos unter dem Gejohle der 3600 mit einem feinen rechten Haken (selbstverständlich hat er dafür vorher den Handschuh ausgezogen). Strafen? Matchstrafe, maximal. In ganz schlimmen Fällen Sperre für ein paar Spiele. Herrlich. Wer zum Beispiel im Fußball sein Gegenüber niederstreckt, wird monatelang verbannt und für alle sportlichen Zeiten als Halbkrimineller stigmatisiert.
Eishockey aber ist anders. Zwar sind Faustschläge laut Reglement verboten, doch der Strafenkatalog dient nicht wirklich der Abschreckung. Im Gegenteil.
CHARAKTER-FEST Wer brav austeilt, wird verehrt, wird gefürchtet. Von Fans und Kollegen. Hohes Sozialprestige garantiert. Eishockey, das Eldorado für Prügelmeister. Die Trainer sind sich einig, dass sich auch große Kinder hin und wieder austoben müssen. „Mir ist es lieber, wenn die Spieler ihre Konflikte in einem ehrlichen Faustkampf austragen, als mit versteckten Fouls und Stockschlägen, wo die Verletzungsgefahr viel größer ist“, erzählt Capitals-Trainer Jim Boni, und Graz-Kollege Mike Zettel nickt dazu. „Der Faustkampf hat einfach mehr Charakter.“
Und mehr Tradition. Warum das so ist, weiß keiner so genau. Schiedsrichter-Boss Ernst Siegel vermutet, dass auf Grund des dauernden Körperkontaktes (inklusive Checks) die Reizschwelle zur Handgreiflichkeit niedrig gehalten wird. „Die Raufereien sind einfach eine emotionale Entladung.“ Und, wie im Falle Lakos, eine Aktion zur Respektverschaffung (davor hatten die Grazer durch Fouls und Kampfaufforderungen provoziert). Oder, wie im Falle der Grazer, um (beim Stand von 0:3) den Spielfluss des Gegners zu brechen.
„Mir ist es lieber, wenn
Spieler Konflikte mit
Fäusten austragen als
mit versteckten Fouls“
CAPITALS-COACH BONI
EINZIGARTIG Fakt ist jedenfalls die Ausnahmestellung des Eishockey im Weltsport. Nirgendwo sonst gilt das Verhauen als Kavaliersdelikt. Zwar gibt es alle möglichen Variationen des Boxens, doch ist es da – anders als im Eishockey, wo man eigentlich nur mit Toren punkten sollte – eben das Ziel, zu boxen.
Nahe liegend also, dass sich manche Eismänner Tipps aus dem Seilgeviert holen. Haken schlagen will nämlich nicht nur mit Schlittschuhen gelernt sein. Capitals-Verteidiger Leopold Wieselthaler hat sogar einen Privattrainer. „Eine Freundin von mir kann sehr gut boxen. Mit ihr übe ich oft. Am Anfang hab’ ich ordentlich auf die Nase bekommen.“ Die Lektionen hat er sich gut gemerkt, mittlerweile verhaut er auch Leute wie den Grazer Kanadier Jamie Mattie (geschehen am Sonntag).
Philippe Lakos braucht keinen Trainer. „Learning by doing“, ist sein Motto, dem er verbissen hinterherhechelt. Fünf lange und harte Profi-Jahre verbrachte der 23-Jährige in diversen amerikanischen Ligen, wurde dort – wegen seiner 1,93 Meter und 97 Kilo – stets an vorderster Front postiert. „Ich hab’ aus meinen Fehlern gelernt. Heute kann ich mich schon ganz gut wehren“, sagt ein grinsender Lakos, der in 31 Spielen die Kleinigkeit von zwei Stunden die Strafbank wärmte (damit ist er der österreichische Meister in dieser Kategorie).
DER SPIEGEL Für die Prügelpause gibt es aber auch Erklärungsversuche abseits der Bande. Abseits der Emotion. „Eishockey ist eine brutale und schnelle Sportart, dementsprechend handelt es sich bei den Protagonisten auch um besondere Typen“, sagt Professor Otmar Weiß, Leiter der Sportsoziologie an der Uni Wien. Der Sport sei ein Spiegel der Gesellschaft, was auf die psychische Konsistenz des Eishockey-Spielers schließen lasse. „Für viele, die solche Sportarten ausüben, ist Gewalt eine Form der Kommunikation.“
Gelernt ist Gelernt. Seit frühester Kindheit. Aufgewachsen in einem Umfeld, das suggeriert, dass Gewalt zur Problemlösung taugt. Das sei bester Nährboden für spätere Aggressoren. Im Leben wie im Sport. Die Sozialisation der Gewalt. „Solche Menschen suchen sich dann eben eine Sportart, die diesem Bild entspricht. Dabei handelt es sich auch um eine Art Ventil“, sagt Weiß.
Dass Eishockey-Spieler aber auch mit anderen Einlagen das Publikum staunend zurücklassen können, bewies am Sonntag Mike Craig. Der Capitals-Stürmer übernahm einen Puck volley und knallte ihn zum vorentscheidenden 4:2 in die Maschen. Ein schöner Spielzug, ganz ohne böses Blut."
starkes stück, oder?
bin der meinung, daß sich der verband, spieler und vereine so eine mehr oder minder pauschalverurteilung eigentlich nicht gefallen lassen sollten, vor allem net von einer zeitung, für die eishockey bis dato eher in der nachbarschaft von kirschkernweitspucken und mahagoninudelnwettessen existiert hat.
von mir kriegens jedenfalls heut abend ein nettes mail ...