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Bootland erzwingt echtes Finale
Krimi. Dem KAC fehlten im sechsten Finale 68 Sekunden zum Gewinn des 29. Meistertitels in der Eishockey-Bundesliga. Dann schlug Darryl Bootland zwei Mal zu, und Salzburg siegte in der Overtime 3:2. Am Sonntag steigt nun ein echtes Finale in Klagenfurt.
MICHAEL SMEJKAL SALZBURG (SN). Viel dramatischer und verrückter kann eine Finalserie im Eishockey nicht sein: Da sah der KAC Donnerstag Abend schon wie der sichere österreichische Meister aus, die 500 mitgereisten KAC-Fans feierten schon ausgelassen im Volksgarten und am Ende mussten die Salzburger in einem wahren Tollhaus eine Ehrenrunde nach der anderen drehen. Mit einem 3:2 nach Verlängerung glich Salzburg in der Finalserie auf 3:3 aus und erzwang damit einen echten Showdown: Finalspiel sieben am Sonntag in Klagenfurt entscheidet über den Titelgewinn
Der Mann, der die Partie und vielleicht auch die Serie gedreht hat, heißt Darryl Bootland: „Unglaublich, so etwas erlebt man nicht oft im seiner Karriere.“ Denn Andrew Schneiders Blitztor zu Beginn des Schlussdrittels (erst 36 Sekunden waren gespielt) zum 2:1 für die Kärntner fuhr Salzburg kräftig in die Glieder. Die Gastgeber liefen zwar weiter an, doch es fehlte zunehmend an Kraft, Elan und Mut. Stattdessen hatte Warren Norris mit zwei Soloaktionen (45., 54.) die Entscheidung für den KAC auf dem Schläger. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse: ✩ 114 Sekunden vor dem Ende nahm Salzburg-Trainer Pierre Pagé Keeper Jordan Parise vom Eis, um ihn gegen einen Stürmer zu ersetzen.✩ 80 Sekunden vor dem Ende verfehlte Mike Craig das leere Salzburger Tor.✩ Im direkten Gegenzug lief Darryl Bootland mit der Scheibe vor das KAC-Tor. „Ich sah, dass in der Mitte zwei Stürmer mitgelaufen sind und wollte scharf schießen, damit einer den Abpraller bekommt.“ Doch Bootlands Schuss überraschte KAC-Keeper Travis Scott, der den Puck zwischen den Beinen ins Tor ließ – das Tor geht klar auf seine Kappe. Plötzlich erwachte Salzburg zum Leben, der KAC verlor die Kontrolle und eine Sekunde vor Ende der regulären Spielzeit unterlief dem Trainer ein Wechselfehler. Es folgte ein Zwei-Minuten-Strafe zu Beginn der Nachspielzeit, in der wieder Bootland – diesmal nach 99 Sekunden – traf.
Während die Salzburger noch Ehrenrunden liefen, war KAC-Coach Manny Viveiros schon auf dem Weg in den Bus – sichtlich mitgenommen. „Das ist grausam, aber das ist Eishockey. Ein Spiel ist aus, wenn die Sirene ertönt, das haben wir offenbar vergessen. Nun müssen wir schauen, dass wir das Spiel aus den Köpfen bekommen.“ Dass es beide Mannschaften am Donnerstag schon deutlich langsamer angehen ließen, war für Viveiros kein Wunder. „Diese Serie hat viel Kraft gekostet.“Wieder nachträgliche Sperre Das beschämende Kasperltheater rund um Anzeigen und Spielersperren ging Donnerstag vor dem Match weiter. Der KAC, der diese Vorgehensweise immer lauthals kritisiert hat, zeigte noch Mario Scalzo wegen eines Checks am Dienstag an, der Salzburger Verteidiger wurde tatsächlich für ein Spiel gesperrt. Dazu fehlte auch Kapitän Thomas Koch wegen Magenverstimmung. Und Matthias Trattnig musste nach einem bösen und nicht gepfiffenen Kniechek in der 52. Minute vom Eis. „Das Glück ist zurück gekommen, am Sonntag werden wir Meister“, meinte Patrick Harand.Salzburg – KAC 3:2 (0:0, 1:1, 1:1-1:0) nach „Sudden Victory Overtime“. Volksgarten, 3500, SR Berneker; Tore: Harand (22.), Bootland (59., 62./PP) bzw. Tory (39./PP), Schneider (41.). Strafminuten: 8 bzw. 6; Stand in der Serie (best-of-seven): 3:3. Letztes Spiel am Sonntag in Klagenfurt (18 Uhr).