Herzliche Gratulation! Eine tolle Diskussion, die fachlich zum Teil auf hohen Niveau geführt wird. Die auch klar erkennen lässt wo die wahren Schwierigkeiten des VSV liegen. Ich diskutiere einmal mit
1. Der Anspruch der Fans.
Als mehrfacher ehemaliger Meister und gefühlt bester Klub Kärntens ist der Anspruch der Fans nicht nur den KAC hinter sich zu lassen, sondern zumindest in das 7. Spiel des Semifinales der Play Off zu kommen. Alles andere ist eine Niederlage überhaupt wenn seit Jahren eine klare Abwärtstendenz in der Tabelle zu erkennen ist.
2. Das Bewerten der aktuellen Situation:
Die EBEL ist mittlerweile die 2. wichtigste Sportliga Österreichs. Mit Live Spielen im Free TV, Live Spielen im Free-Internet, die Vermarktung der Liga funktioniert hervorragend (Winter Classics, Servus TV Deal, Liga Sponsor, Medialer Spannungsbogen, Werbewert, etc.) Also geht es um ein erfolgreiches Produkt. Und, vielleicht möge ich einige hier ein wenig verärgern, auch der VSV ist ein Produkt dieser Liga.
Der Mehrheit der zahlenden Kunden und der zahlenden Sponsoren ist letztendlich egal wie viele Villacher bzw. wie viele Ausländer in einer Profimannschaft spielen. Die Kunden identifizieren sich mit dem Verein und wollen Erfolg. Der Sponsor will über den Erfolg einen Return of Investment. Der Fan will stolz auf seine Mannschaft sein. Deswegen ist die Diskussion um die Villacher Spieler romantisch aber schließlich und jetzt komme ich auf den Punkt einfach eine Frage der Kosten.
3. Die wirtschaftliche Entwicklung des Vereins
Mit dem aktuellen Budget, dass seit vielen Jahren ähnlich ist, ist es einfach unmöglich die im Pkt 1 beschriebene Erwartungshaltung zu erfüllen. Das heimische Eishockey hat sich weiterentwickelt, sehr sogar. Das Thema Sponsoring, Vermarktung hat sich verändert. Sponsorings werden nicht mehr als Spenden bzw. Unterstützung angesehen und man erwartet sich als Partner einen klaren Nutzen und Professionalität. Hier hat man einfach verabsäumt in den letzten Jahren Schritte nach vorne zu machen. Aktuell siehe http://www.ecvsv.at/4354-2/ sind ca. 40 Unternehmen Sponsoren des VSV, vergleicht man es zB mit den Schwenninger Wild Wings (Schwenningen 81.000 Einwohner) unter http://www.wildwings.de/web/sponsoren/unsere-partner/ dann sieht man hier über 100 Sponsoren die den Verein unterstützen. Nach meiner Information hat man in den letzten 5 Jahren in Summe 20 % der Sponsorenerlöse verloren (Rekord, Strussnig, Ara, Sparda Bank, Kleine Zeitung, Bet at home, ) um nur einige zu nennen. 70 % der Erlöse generiert der VSV über die Zuschauereinnahmen. Hier passt das Verhältnis Zuschauereinnahmen/Sponsoring überhaupt nicht im Benchmark z.B. zur 1. und 2. Schweizer Liga, der DEL und der DEL 2. Thema Fanshop: hier erhält der Verein nur 30% des Gewinn (nicht Umsatz!!!) pro verkauften Produkt. Und das Thema ist komplett Outgesourct zur Firma von Stefan Widitsch (siehe http://www.firmenabc.at/mag-stefan-widitsch_JWyu), die somit 70% des Gewinns des Fanshop bzw. deren Produkte bekommt. Kein Profieishockeyverein in Österreich, Deutschland oder Schweiz in der 1. bzw. 2. Liga hat ein solches Geschäftsmodell.
4. Spielerverpflichtungen
Unter diesen wirtschaftlichen Vorraussetzungen kann man nur mehr reagieren und nicht mehr agieren. Das heißt der VSV holt sich aktuell seine Information zu Spielern von Spielervermittlern, Mitspielern, vom Trainer, von ehemaligen Trainern, von ehemaligen Spielern etc. Und kann somit mit diesen wirtschaftlichen Vorraussetzungen über diese Informationen durchschnittliche C-Klasse Legionäre leisten die von ihren bestehenden Vereinen ausgemustert werden.
Ein Scoutingsystem (nicht nur für die Kampfmannschaft) kostet einfach Geld. Dieses Geld hat man durch im Pkt. 3 erklärten Umstand nicht. Somit ist es untern Strich immer noch günstiger 1-2 Stück C-Klasse Legionäre pro Jahr zu tauschen als das viel wichtigere Scoutingsystem mittelfristig aufzubauen.
5. Fazit:
Ich habe die sportliche Entwicklung ausgelassen. Das ist ein eigenes Thema. Grundlage für jede erfolgreiche Mannschaft ist eine strategisch funktionierende Organisation. Marktentwicklungen sollen professionell mitgestaltet werden. Ein höheres Budget ist absolut möglich, wenn es eine wirtschaftliche Weiterentwicklung gibt. Die Fan Base ist einzigartig. Aber ohne klare Veränderung in der Vereinsstruktur hin in Richtung modern geführtes Dienstleisterunternehmen wird der VSV zwar ein Produkt der EBEL bleiben aber den Ansprüchen der Region, der Fans und der Sponsoren nicht gerecht werden.