Man darf aber dabei nicht vergessen, dass da schon ein Unterschied ist, ob da 50.000 Leute in einem Hufball-Stadion sind oder 8.000 in einer Eishalle. Du kannst rein rechnerisch eine Sporthalle dieser Größe so konstruieren, dass sie sich innerhalb von fünf Minuten komplett evakuieren läßt. Dafür gibt es spezielle Studien und Berechnungsmethoden, die auf empirischen Tests beruhen, und anhand derer sich Fluchtwege gezielt planen lassen, indem man sich den natürlichen Fluchtinstinkt der Menschen zunutze macht. Mittlerweile existieren auch Computerprogramme, mit denen sich das Verhalten einer in Panik befindlichen Masse simulieren läßt (sowas wurde z. B. bei der Untersuchung des Untergangs der "Wilhelm Gustloff" verwendet). Das Problem, das sich dabei stellt ist Folgendes:
In einer modernen Eishalle liegen nie mehr als maximal zwanzig oder fünfundzwanzig Sitze zwischen zwei Stiegenreihen, und es sind im Schnitt auch höchstens zehn bis zwölf Reihen hintereinander. Die Breite der Stiegenreihen und Durchgänge wird dann so gewählt, dass genau so viele Menschen durchschnittlich durchkommen, wie auch aus den Sitzreihen herauskommen. In einer Halle geht das, weil die Sektoren im Schnitt kleiner sind und damit auch das Einzugsgebiet eines Fluchtwegs geringer ist. Berechnet man mit derselben Methode die Fluchtwege in einem Stadion (wo die Tribünen schon viel mehr Reihen haben, meistens weit über 20), dann müßte man wesentlich breitere Durchgänge schaffen. Und die gibt es vor allem in älteren Stadien kaum.
Es kommt noch ein weiterer Faktor dazu: von der vordersten Reihe eines Stadions ist der Weg nach draußen naturgemäß viel weiter als in einer Halle. Und da Fluchtwege immer basierend auf der ungünstigsten Position des Flüchtenden geplant werden müssen, sieht man schnell, wieso in einem Stadion die Ausgangslage viel ungünstiger ist. Deshalb lassen sich ein Stadion und eine Halle nur bedingt vergleichen. Ich glaube nicht, dass es so schnell zu einem Verbot von Stehplätzen in Eishallen kommen wird (branchenintern hört man von gar nichts).
Weinbeisser:
Das hab ich ja noch vergessen: da der IIHF NUR für internationale Wettbewerbe eine reine Sitzplatzhalle vorschreibt (und diese Vorschriften eigentlich auch nur bei der A-WM wirklich Ernst genommen werden), ist das Ganze noch abstruser, wenn die Halle gar nicht die nötigen Kapazitäten hat. Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass da im Vorfeld der Planung einfach nicht konsequent recherchiert oder nachgedacht wurde. Aber Schnellschuss-Aktionen führen ja selten zu einem guten Ergebnis.