Anzahl der gemeldeten Eishockeyspieler in Österreich: ca. 8.300
Anzahl der ÖFB-Mitglieder: über 200.000
Noch Fragen?
Außerdem muß man halt auch sagen, daß man die Länder, in denen Eishockey der beliebteste Sport ist, fast schon an einer Hand abzählen kann:
Kanada, Finnland, Schweden, Russland, die Slowakei und Lettland. Bei Tschechien bin ich mir schon nicht mehr so sicher, weil die im Fußball auch Weltklasse sind und es dort sicher auch viel mehr Fußballspieler als Eishockeyspieler gibt. In den USA ist Eishockey hinter Football, Baseball und Basketball, drei Sportarten, die ungefähr gleich beliebt sind (maximal Football sticht nocheinmal heraus), die klare Nummer vier, in der Schweiz ist der Sport mit der Hartgummischeibe vielleicht mit Fußball auf ein Niveau zu stellen.
Bezüglich weiterer Nationen:
In Frankreich findet Eishockey außerhalb der Zentren wie Chamonix, Amiens, Angers, Grenoble und Rouen nur jenseits der Wahrnehmungsschwelle statt, innerhalb der Zentren ist es hinter der Fußball meist ebenfalls die klare Nummer zwei.
Die Ukraine und Weißrussland haben mit ihren Hauptstädten Kiew und Minsk jeweils ein Zentrum, in dem sich das ganze abspielt. Die beiden Länder haben meines Wissens ca. je 3.000 regisitrierte Eishockeyspieler
In Kasachstan gibt es ebenfalls ein klares Zentrum, nämlich die Provinzhauptstadt Ust-Kamenogorsk mit ihrem Klub Torpedo Ust-Kamenogorsk, der so ziemlich alles, was im kasachischen Eishockey Rang und Namen hat, hervorgebracht hat (Nikolai Antropov, Vitali Kolesnik etc.). In KAZ gibt es weniger als 2.000 registrierte Spieler, außerdem ist Eishockey eher unter der russischsprachigen Bevölkerung populär. Jedenfalls habe ich noch keinen kasachischen Eishockeyspieler mit Schlitzaugen gesehen.
In Italien existiert Eishockey südlich der Salurner Klause auch mehrheitlich jenseits der Wahrnehmungsschwelle, wie man bei den jüngsten olympischen Bewerben schmerzvoll erfahren mußte.
In Großbritannien sind die traditionellen Eishockeyhochburgen in Schottland, die Liga verzeichnete allerdings einmal bei einem Spiel der Manchester Storm vor über 17.000 Zuschauern den Zuschauerrekord im europäischen Eishockey. Für Großbritannien gilt aber natürlich noch mehr, daß das Hockey hinter König Fußball nicht zur Geltung kommt. Außerdem hat Eishockey in Großbritannien den Hauch eines Nobelsports ähnlich dem Skifahren.
In Polen war Eishockey bei den Mannschaftssporarten immer klar hinter Fußball anzusiedeln, vielleicht auch noch hinter anderen Mannschaftssportarten, in Ungarn detto.
Im Baltikum waren abseits der Eishockeyhochburg Lettland, die mit Dynamo Riga einen guten Verein in der sowjetischen Eishockeyliga stellte, andere Sportarten ebenfalls immer schon beliebter. In Estland gingen Dinge wie Langlauf immer schon vor, In Litauen war/ist Basketball der klare Nationalsport, Eishockey konzentriert sich auf das Zentrum Elektrenaj, eine 14.000 Einwohner zählende Provinzstadt im Landesinnern, die mit Energia Elektrenaj (hoffe das schreibt man so) einen Klub in der lettischen Liga stellt. Dieser Klub hat auch alle litauischen Spieler hervorgebracht, die uns geläufig sind, vor allem Darius Kasparaitis (NYR), der aber für Russland spielt, und Dainius Zubrus (WSH), der früher für Russland spielte, seit 2004 aber wieder für Litauen aufläuft. Der Grund für die fehlende Popularität des schnellsten Mannschaftssports der Welt liegt in diesen zwei baltischen Staaten vielleicht darin, dass Eishockey immer ein traditionell russischer Sport war, der mit dem verhassten Besatzer identifiziert wurde.
In Slowenien gibt es 800 registrierte Eishockeyspieler, die Meisterschaft wird traditionell zwischen Olympia Laibach und dem HC Jesenice ausgespielt.
Ich habe jetzt das Interesse für die Sportart und die Tatsache, wie viele Menschen den Sport praktizieren, teilweise vermengt, was aber durchaus legitim ist, schließlich ist ein Sport umso beliebter, je mehr Leute ihn auch ausüben, und da hat das Eishockey gegenüber dem Fußball halt von vornherein schlechte Karten: Um Fußball in seiner banalsten Form zu spielen, braucht man im wesentlichen einen billigen Ball und eine gemähte Wiese,, ja nicht einmal Schuhe oder einen Rasen. Wenn man das ganze ein wenig ausgefeilter betreiben will, braucht man einen Rasen, Fußballschuhe, zwei Tore, die man sich zur Not auch noch selber basteln kann und etwas zum anziehen. Somit muß jeder Spieler mit einmaligen Ausgaben maximal in der Höhe von ca. € 70 rechnen, für die man locker eine kurze Hose, ein Leibchen, ein Paar Socken, Schienbeinschoner und ein Paar Schuhe (zwar nicht die besten, aber solide welche) bekommt. Den Rasen gibt es in der Regel in jedem Dorf gratis, wenn nicht, muß man halt ins Nachbardorf gehen.
Um Eishockey zu spielen, brauch man in der schönsten und ursprünglichsten Variante entweder einen hinreichend zugefrorenen See, den es bei der heutigen klimatischen Situation in weiten Teilen der Welt und Europas den ganzen Winter über nicht gibt (höchstens in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland) oder eben ein künstliches Eisfeld, das pro 1,5 h zwischen € 100 und € 250 Miete kostet und zB in meiner ganzen Heimat Vorarlberg an circa sieben Orten verfügbar ist. Dazu kommen noch unbedingt Schlittschuhe, die bei € 60 beginnen, ein Stock um Minimum € 40 und die Pucks. Wenn man das ganze ernsthaft betreiben will, braucht man noch eine Schutzausrüstung, für die man zwischen € 200 und € 400 hinblättert. Wenn man jedoch wie ich im Tor steht, dann darf man schon einmal € 2.500,- auf den Tisch legen, für die man noch gar nicht aufs Eis gelaufen ist.
Wenn man nun berücksichtigt, daß die Ausrüstungen fast überall, außer dort, wo sie mehrheitlich hergestellt werden, nämlich in den USA und in Kanada, zwei der ärmsten Länder der Welt, gleich viel kosten, ist klar, warum in der Ukraine, Weißrussland und in Kasachstan, Ländern mit großer Bevölkerungszahl, so wenige Leute Eishockey spielen: Wenn man für eine Eishockeyausrüstung zwei Monatseinkommen hinblättern muß, dann ist dieser Sport für die breite Masse an Menschen schlicht und einfach unerschwinglich. Insofern ist die Tatsache, daß es in Tschechien bei doppelter Einwohnerzahl fast auch doppelt so viele Eishockeyspieler gibt wie in Finnland mehr als beeindruckend, obwohl man in Tschechien keine zwei Monatseinkommen mehr ausgeben muß.
Jedenfalls müßten die Gründe, warum Fußball seitens der Medien in ganz Europa mehr Aufmerksamkeit bekommt (außer eben in den ganz oben erwähnten Nationen), damit klar dargelegt sein. Ich finde das prinzipiell auch nicht schlecht, schließlich werden aufgrund oben dargelegter Fakten in Österreich wohl immer mehr Leute ein Fußball- als ein Eishockeyspiel anschauen wollen. Das dumme ist hingegen, daß die vielen Menschen, die gerne Eishockey, also die in Österreich zweitbeliebteste Mannschaftssportart schauen wollen, in Österreich im öffentlichen Rundfunk GAR NICHTS geboten bekommen, während die Fußballfans mit Champions League verwöhnt werden.