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Analyse: Deshalb beendeten die Black Wings die Saison (zurecht) im Tabellenkeller
Von Markus Prinz 28. Februar 2022 16:59 Uhr
LINZ. Für die Steinbach Black Wings ist die Saison 2021/22 nach dem Grunddurchgang zu Ende gegangen. Eine Ursachenfindung auf Basis der Statistiken:
Einen einzelnen Aspekt herauszuheben würde etwas zu kurz greifen, warum es letztlich so deutlich nicht gereicht hat für die Black Wings. Die Linzer sind mit 37 Punkten aus 49 Spielen und einem Punkteschnitt von 0,755 recht klar Tabellenletzter. Auf den Vorletzten Dornbirn fehlen neun Punkte, für die Pre-Playoffs fehlen gar 36 Punkte und für die Playoff-Qualifikation Über die Top-Sechs 41 Punkte.
Wenn man es kurz und bündig formulieren wollen würde, könnte man sagen, dass Linz trotz drei verschiedener Trainer nicht in der Lage war, das volle Potenzial des Kaders auszuschöpfen. Von den Import-Spielern hätte man sich außerdem mehr erwartet. Dazu kam zeitweilig auch etwas Pech mit Verletzungen und engen Spielen.
Wir gehen ins Detail und führen die fünf größten Baustellen der Linzer an:
- Import-Spieler: Wir wollen der Spielerbenotung, die am Mittwoch auf nachrichten.at erscheinen wird, nicht vorgreifen. Aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich eigentlich nur zwei Import-Spieler für ein Engagement in der kommenden Saison empfohlen haben: Martin Stajnoch und Will Pelletier. Mit Abstrichen wohl auch Andris Dzerins. Will Linz zurück in den Kampf um die Meisterschaft, müssen nächstes Jahr auch die Legionäre besser werden. Jedes andere Team hat zumindest zwei Legionäre in den Top-50 der ligaweiten Scorerliste. Pelletier ist der einzige Import der Black Wings, der es in die Top-100 geschafft hat.
- Offense: Brian Lebler ist die personifizierte Offensive der Black Wings. Er hat knapp ein Viertel (25) der 103 Treffer der Linzer erzielt, war an knapp der Hälfte (45) direkt beteiligt. Wenn man über offensive Probleme spricht, dann muss man den Kapitän ausklammern. Zweitbester Scorer bei den Linzern ist Will Pelletier (8 Tore, 19 Vorlagen), Platz drei geht an Rafael Rotter (2/18). Dahinter folgen Dragan Umicevic, der gerade einmal 18 Spiele für seine 17 Punkte benötigte (3/14) und Stefan Gaffal mit seiner punktebesten Saison (9/6). In der Vorsaison hatte man noch eine ganze Linie in der Liga-Spitze vertreten, heuer führt Lebler nach dem Abschied von Umicevic ein Single-Dasein in den Top-50. 1288 Schüsse bedeuten den drittgeringsten Wert aller Teams, kombiniert mit der schlechtesten Scoring-Effizienz resultiert daraus mit 103 erzielten Treffern der bescheidenste Wert aller ICE-Teams. Übrigens: Brian Lebler hat mit 217 Schüsse in etwa jeden sechsten Linzer Versuch abgefeuert. Es braucht in der kommenden Saison deutlich mehr Secondary Scoring.
- Defense: 103 Treffer (plus fünf aus dem strafbeglaubigten Spiel gegen Dornbirn) stehen am Saisonende 185 Gegentreffern gegenüber. Sie haben es erraten - die Linzer haben auch die meisten Gegentreffer kassiert. Dabei auffällig: Alleine Auswärts hat man mit 101 Gegentreffern beinahe soviele erhalten, wie Salzburg insgesamt (109). In Zahlen: 1545 Schüsse hat die Linzer Defensive zugelassen, 173 von ihnen fanden den Weg in die Maschen. Das entspricht einer durchschnittlichen Fangquote von 88,8 Prozent, was natürlich unterirdisch ist. Jared Coreau liegt bei 88,6 Prozent gehaltener Schüsse, Thomas Höneckl bei 89,4 Prozent. Auch hier gilt: Von einem Import-Torhüter muss mehr kommen. Und gleichzeitig sollte gesagt werden, dass die Unterstützung der Torleute durch die Verteidiger oft dürftig war. Linz gab viele einfache Gegentreffer her. 12 weitere Gegentore fielen, als die Linzer den Torhüter vom Eis genommen haben. Die Defensive in den Griff zu bekommen wird wohl die allererste Aufgabe von Philipp Lukas als Head Coach. Denn das Defensivverhalten gilt als Basis für die Offensive.
- Special Teams: Halten Sie sich bitte fest. Wären die Linzer in Unter- und Überzahl gleich gut wie das jeweilige Top-Team, hätten die Black Wings 20 Tore mehr erzielt und 30 Tore weniger erhalten. +50 also für die Tordifferenz. Tatsächlich ist man nach dem Grunddurchgang aber in sieben von acht Kennzahlen rund um die Special Teams Liga-Schlusslicht. Beispiele gefällig? Kein Team hat weniger Tore im Powerplay erzielt (17), kein Team hat mehr Gegentreffer in eigener Unterzahl erhalten (49). Kein Team konnte prozentuell weniger Powerplaysituationen verwerten und weniger Penaltykilling-Situationen überstehen als die Linzer. Kein Team hat weniger Shorthander (Tore in Unterzahl) erzielt und mehr Shorthander zugelassen als das Tabellenschlusslicht. Und: Kein Team war sooft in Unterzahl wie die Linzer. Nur bei den Powerplay-Möglichkeiten ist man Drittletzter: Wien und Dornbirn hatten in absoluten Zahlen weniger Überzahl-Situationen als die Linzer, konnten daraus aber mehr Kapital schlagen. In der kommenden Saison sollten die Special Teams wieder konkurrenzfähig sein.
- Disziplin: Natürlich war zeitweilig auch viel Frust dabei - aber auch bei den Strafminuten hinken die Black Wings den Gegnern hinterher. Während die Konkurrenz durchschnittlich etwa 370 Strafminuten sammelte, liegen die Linzer nach dem Grunddurchgang bei 452 Strafminuten. Die meisten Spieldauer-Strafen, die zweitmeisten kleinen Strafen - das ergibt pro Spiel 9,4 Strafminuten. Kein Team hat mehr genommen. Teaminterner und ligaweiter Spitzenreiter ist dabei Rafael Rotter mit unfassbaren 100 Strafminuten.
- Verletzungen: Wie will man messen, ob ein Team viele Ausfälle hatte oder nicht? Phasenweise mussten die Linzer bis zu sieben Spieler vorgeben. Aus gegebenem Anlass ist ein Vergleich zum Saisonende mit der Meisterschaft von vor zehn Jahren interessant. Linz stürmte damals ohne gröberes Verletzungspech zum Meistertitel - heuer erlebt man die Saison gänzlich anders. In der Saison 2011/12 haben sechs Spieler des Kaders 100 Prozent der Spiele absolviert. 14 Spieler konnten 90 Prozent der Spiele bestreiten, 17 Spieler lagen über der 80-Prozent-Marke. Heuer haben nur drei Spieler alle Partien bestritten. Zählt man Brian Lebler vor seiner Leihe nach Salzburg dazu, dann wären es vier. Sieben Spieler haben 90 Prozent der Partien absolviert, also nur halb so viele wie in der Meistersaison. Immerhin elf Spieler kamen auf 80 Prozent der möglichen Einsätze. Linz hatte also mehr Verletzungspech als in der Meistersaison.
Ob es rückblickend richtig war, den Platz von Kai Kantola (5 Tore, 5 Vorlagen in 24 Spielen) während seiner Verletzung (August bis Dezember) nicht nachzubesetzen? Wohl nicht. Ob es richtig war, Dragan Umicevic (3 Tore, 14 Vorlagen in 18 Spielen) den Laufpass zu geben? Wohl nicht - und im Rückspiegel analysiert es sich immer recht leicht. Manager Gregor Baumgartner hat für seine Entscheidungen mit dem Job bezahlt. - Enge Spiele: Die Black Wings haben auf dem Eis zehn von 49 Spielen für sich entscheiden können, ein weiterer Sieg kam am grünen Tisch hinzu. Diesen elf Erfolgen stehen elf bittere Niederlagen mit nur einem Treffer Unterschied gegenüber. Mit etwas mehr von alledem, was bis jetzt kritisch erwähnt wurde, wäre wohl der eine oder andere zusätzliche Punkt auf dem Konto der Linzer gelandet.
Auf Philipp Lukas wartet also ausreichend Arbeit. Aktuell wird im Hintergrund an einem Budget für den Kader getüftelt, dann kann der Neo-Trainer und -Sportdirektor auf Einkaufstour gehen. Wer es sich verdient hat, auch in der kommenden Saison für die Black Wings zu spielen, lesen Sie am Mittwoch auf nachrichten.at/blackwings in unserer Spielerbenotung.