Ich glaube das gestrige Spiel hat für uns alle die Gelegenheit geboten, einige vorgefasste Meinungen in den letzten Wochen neu zu überdenken.
Um die sportliche Wertigkeit geht es dabei unter den gegebenen Voraussetzungen meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Für Zagreb geht es derzeit offensichtlich darum, die Meisterschaft unter Ausschöpfung aller vorhandenen Ressourcen zu Ende zu bringen und damit die Voraussetzungen für einen Neubeginn im nächsten Jahr, der ja durchaus auch im Interesse der EBEL liegt, zu schaffen.
Für eine zuletzt verunsicherte KAC-Mannschaft war es die ideale Möglichkeit, wieder Selbstvertrauen zu gewinnen und Neues zu probieren. Und hier konnte man in mehrfacher Hinsicht feststellen, dass Petri Matikainen offensichtlich weiß, was er tut, auch wenn praktisch alle im Forum (mich nicht ausgeschlossen) oft erhebliche Zweifel an seiner Kompetenz in manchen Bereichen haben.
Vor allem einmal war es wichtig, dieses Spiel ernst zu nehmen. Daher auch die Nominierung von Haugen, der dem Experiment mit neu formierten Linien den nötigen Rückhalt geben sollte. Das hat sich bereits in der ersten Minute bestätigt, als unsere starting six mit allen „Stars“ den Beginn verschlafen hat und sich einen Penalty Shot eingehandelt hat, den Haugen ebenso entschärfen konnte wie kurze Zeit später den Alleingang von Svensson, der unsere abermals indisponierte Defense ziemlich hilflos aussehen ließ.
Den Umschwung brachte dann ein Traumtor, das außer dem zuletzt vielgeschmähten Andy Kozek nur wenige Spieler hätten erzielen können. Was dann folgte, wurde hier bereits mehr oder weniger ausführlich gewürdigt. Z.B. die neue „scoring line“ mit Kozek, Neal, Harand, auf die wohl niemand von uns gekommen wäre! Für fast alle hier war Harand der ideale Center der 4. Linie und Matikainens Vorliebe für Liivik unverständlich. Ich habe heute versucht, die Performance von Liivik (dessen Engagement ich vor Saisonbeginn überhaupt nicht verstehen konnte) speziell zu beobachten und muss zumindest sagen, dass wir uns darüber erst in einer entscheidenden Phase der Meisterschaft ein (end)gültiges Urteil bilden sollten. Auch das Engagement von Neal macht (zumindest aus ökonomischen Gründen) durchaus Sinn. Dazu muss jetzt auch das (hoffentlich baldige) Comeback von Manuel Geier in Betracht gezogen werden, was den Konkurrenzkampf im positiven Sinn (es hat ohne einen weiteren, immer wieder geforderten Star jeder eine faire Chance) beeinflussen kann. Und dass Matikainen (bestes Beispiel zuletzt Unterweger, aber offensichtlich auch Kozek) zu den Spielern generell einen guten Draht hat, können wir nach wie vor annehmen.
So sehr ich im Spiel gegen Graz vom Auftritt der Mannschaft in den ersten beiden Dritteln enttäuscht war, war ich doch von der markanten Leistungssteigerung im letzten Drittel als der KAC zunächst 4 Minuten in Unterzahl stark verteidigte und dann die nächsten 10-12 Minuten (mit der einfach notwendigen, totalen Einsatzbereitschaft) klar dominierte, angetan. Umso erfreulicher, dass es gestern gegen einen spielerisch klar unterlegenen Gegner diesbezüglich eine Fortsetzung gab, wo bis auf die letzten 5-10 Minuten gekämpft wurde, als käme es auf jedes einzelne Tor an. Das gibt jede Menge Hoffnung für ein Playoff gegen Mannschaften, die, wie wir jede Woche beobachten können, durchaus Probleme haben, konstant gute Leistungen zu bringen.