Wenn mensch vierzig Minuten nach einem tollen Play-Off-Spiel, das alles hatte, was mensch sich von einem Eishockeyspiel in Österreich erwarten kann (am Eis und auf den Rängen), vor der Halle steht und einem ein gestandener Mann mit 1082 NHL-Einsätzen in den Beinen mit glasigen Augen und zittriger Stimme gesteht, dass es das ist, was mensch sich als Sportler wünscht und erträumt, er sich für all das in der kurzen Zeit Erlebte bedankt und es einfach nur wie ein kleiner Junge genießt, Teil von all dem zu sein, dann war es ein schöner Abend.
Für sehr lange Zeit wird es das letzte VSV-Spiel gewesen sein, das ich live in der Halle miterleben konnte, umso schöner, dass in diesem Spiel dann alles geboten wurde, was diesen geilen Verein ausmacht. Es ist die grundlegendste Eigenschaft des VSV, sich in ein Spiel zurück kämpfen zu können, das hat gestern toll geklappt und dafür sei den Herren Ullrich und Steinwender gedankt. Speziell Paul, der ja schon jedem Wirtshaus-Schläger, der in der Elite-Liga in Kärnten rumkurvt, die Grenzen aufgezeigt hat, erfüllte die Vorgaben des Trainers, der Mitspieler und des Anhanges zielgerecht; dem Kurier-Ahnungslosen (nicht umsonst ein Mediaprint-Produkt) sei gesagt, dass im Leben alles mal zurückkommt - mal füher, mal später, mal einfach nur zwei Spiele später in der Serie.
Der VSV hat sich großartig zurückgekämpft, in der Situation wäre es auf keine andere als jene halb-legale Art und Weise geglückt, das Match zu drehen. Dass dies dann nicht vollständig geglückt ist, lag daran, dass die Caps eine Mannschaft sind, die nicht umsonst den Grunddurchgang dominiert hat. Beim 3:3 war große Angst und plötzlicher Respekt der Capitals vor diesem VSV zu verspüren, für jede/n in den Halle. Aber es zeichnet die Caps unter Boni aus, auch in solchen Situationen die Flucht nach vorne anzutreten. Mit Erfolg, wie zu sehen war - und darum stehen die Wiener (zumindest das Team und die Staff) sportlich(!) vollkommen verdient im Finale um die Österreichische Meisterschaft.
Auf Villacher Seite war es erneut schön anzusehen, wie gut sich die Fan"szene" in den letzten Jahren, speziell glaube ich in diesem Jahr, entwickelt hat; erneut ein toller Mob und eine schöne Auswärtsstimmung. Villachs Publikum wird seinem Verein immer gerechter.
Am Ende dieser Seuchen-Saison, die jedoch trotz all ihrer Tiefschläge eine großartige war, weil sie die gesamte blau-weisse Eishockeyfamilie ein weiteres Stück zusammenrücken ließ, darf ein großer Dank an die Firma Pasut nicht fehlen. Einerseits für das in diesem Jahr finanziell Geleistete und andererseits für das langfristige Konzept, an dem im Hintergrund gearbeitet wurde und wird, dessen Umsetzung den Verein und sein Handeln in seiner Wirkung weiter optimieren wird. Der Weitblick, mit dem in den letzten Wochen hinter den Kulissen gearbeitet wurde, eröffnet ansprechende Perspektiven und schürt eine Vorfreude auf die Übertrittszeit - so manche/r wird sich noch wundern, wer aller im kommenden Jahr (verdienter Maßen) das VSV-Trikot überziehen wird.
Dank gebührt ebenso dem Trainerteam, vorrangig Gregory Hols für die aus dem Feuer geholten Kastanien, wenngleich ich auf BJ MacDonald nicht vergessen möchte. Ein toller Trainer, ein echter Sir, nur leider zu sehr Profi und zu wenig ruchlos, um in Villach mit Erfolg arbeiten zu können.
Schlußendlich ist es auch eine angenehme Pflicht, den Herren Divis, Moreau, Weinrich und Krog für ihr Engagement zu danken, für ihr generöses Verhalten gegenüber dem Verein. Ein saft- und kraftloser Jason, der uns fast im Alleingang über weite Strecken des Grunddurchganges über Wasser gehalten hat, er wollte nach 14:38 im Schlussabschnitt das Ruder (wie so oft heuer) nochmal selbst in die Hand nehmen und herumreißen. Sein Stock landete zwar unabsichtlich aber eben doch etwas zu hoch am Körper des Gegenspielers, wer ihm in dieser Situation (und von jener 2:05 später ganz zu schweigen) die Schuld zuweist, sei unverbesserlicher Nörgler genannt.
Der Junge wurde nicht zu Unrecht von Fans von der Kabine zum Teambus getragen - eine nette Geste, wie im Allgemeinen die Verabschiedung der blau-weissen Mannen in die Sommerpause nach dem Spiel eine sehr nette, teilweise ergreifende, stets euphorisch und überzeugte Angelegenheit war.
Bitteren Beigeschmack lieferte leider wie so oft nur das Wiener Publikum. Mein Beileid all jenen, die in dieser anonymen Masse untergehen, ohne es zu wollen, die nur kopfschüttelnd auf ihrem Platz gekauert sitzen/stehen konnten, als der erste Einzug in ein Finale in der Vereinsgeschichte (!) von drei Vierteln des Publikums mit "Innsbruck"-Sprechchören begleitet wurde. Von den in ihrer Anzahl traurigen Sprechgesängen mit leider schon bekannt dumpfen Inhalt abgesehen, war die Stimmung in der ASH (btw: so wie gestern sieht die ASH aus, wenn sie ausverkauft ist!) sehr gut. Kompliment!
Es war für jede/n Villach-Anhänger/in ein emotionalisierender und toller Abschied aus der Saison, ein dem Verein würdiger Abend, der ein Spieljahr beendet, das einen Verlauf nahm, das wohl niemand planen oder voraussagen konnte. Von daher gebührt all jenen, die am erfolgreichen Projekt EC Pasut Villacher SV beteiligt waren, sind und bleiben - von den Spielern bis zu den Funktionären, vom Trainerstab bis zu den Fans - Respekt und Anerkennung.
Die Saison ist für mich persönlich nun natürlich gelaufen, wer sich den Titel holt oder auch nicht ist für mich nicht von Interesse. Wenn die nächste Spielzeit begonnen hat, werde ich meinen Lebensmittelpunkt an einen anderen Ort verlegt haben, daher sind dies meine letzten Zeilen in diesem Forum. Ich wünsche den Verantwortlichen viel Glück für den Fortbestand und die Zukunft dieses Projektes, es bereichert die Hockeyszene in Österreich nämlich ungemein, da es den Informationsfluss und die "Diskussionen" (zumindest teilweise als solche zu bezeichnen) zwischen Anhängern verschiedener Vereine belebt.
In diesem Sinne sportliche Grüße, allez les bleus,
/Alter Schwede
EINMAL VILLACH - IMMER VILLACH
Und um es mit den Hosen zu sagen...
Ihr könnt uns schlagen so oft und so hoch wie ihr wollt,
es wird trotzdem nie passieren,
dass auch nur einer von uns mit euch tauschen will,
denn ihr seid nicht wie wir.