Graz richtet wieder einmal den Blick nach oben
Star-Coach Bill Gilligan und ein Umdenken in der Chefetage lassen die Graz 99ers hoffen.
ALEXANDER NIGGAS
Alles neu“ lautet (wieder einmal) das Motto bei den Graz 99ers, wobei mehr Anstrengungen denn je unternommen wurden, um das jahrelang mit Hingabe aufgebaute Verlierer-Image wirklich los zu werden. Angefangen schon beim Sensationstransfer der lebenden Trainer-Legende Bill Gilligan.
Dazu gibt es mit Michael Feiertag einen neuen Mann für das operative Geschäft, neues Logo, neues Maskottchen und auch eine runderneuerte Mannschaft. Obwohl letzteres nicht wirklich neu ist, denn das Tauschen der halben Truppe wurde in Graz mittlerweile schon eine lieb gewonnene Marotte.
Die Ziele . . .
Ebenso neu: es gibt keine Zielsetzung in Form von Play-offs, Platzierungen oder Erfolgen. Als einzige Aufgabe wurde ausgegeben, das (verständlicherweise) angeknackste Vertrauen des Publikums in die Mannschaft wieder herzustellen.
Und genau hier will man ansetzen und hat mit der Verpflichtung Gilligans ein deutliches Zeichen gesetzt. Der Mann steht für Erfolg und hat schon so manchen „Patienten“ binnen kurzer Zeit wieder zum Leben erweckt. Endlich werkt in Graz ein Trainer, der den uneingeschränkten Respekt der Mannschaft genießt, der ein klares Konzept hat und es um jeden Preis umsetzen will. So hat er auch die Mannschaft zusammengestellt – ganz große Namen fehlen, dafür hat der Coach darauf geachtet, dass charakterlich alles stimmt.
Die Ergebnisse in den Testspielen lassen zumindest hoffen, immerhin wurde mit Slovan Bratislava ein slowakischer Erstligist demontiert und die direkten Liga-Konkurrenten Jesenice und Alba Volan wurden beide zu null abgefertigt.
. . . und die Defizite
Zwar gibt es endlich eine Torhüter, der bisher einen verlässlichen Eindruck hinterließ, aber trotzdem bleiben auch Defizite. Vor allem auf dem Österreicher-Sektor hecheln die Grazer der Konkurrenz nach wie vor hinterher. Es wird also mit entscheidend sein, ob einige gar nicht mehr so junge „Talente“ wie ein Lange oder Herzog, ein Kraxner, Pittl oder Schildorfer endlich den entscheidenden Schritt nach vorne schaffen. Unter Bill Gilligans Anleitung scheint das zumindest möglich. Wie auch eine spürbare Steigerung zumindest möglich erscheint. Mehr lässt sich noch nicht sagen, denn bei den 99ers läuft es wie im Lotto: Alles ist möglich, aber nix ist fix. Das erste Heimspiel Sonntag gegen den KAC wurde übrigens auf 19 Uhr verlegt – weil zuvor der SK Sturm gegen Salzburg spielt.
Morgen: KAC
Kleine Zeitung, 17.09.2008, Seiten 60-61