Alles anzeigenJetzt bin ich ein wenig verwirrt. Du bist gegen nordkoreanische Zustände, befürwortest aber Maßnahmen, die schon ziemlich so klingen, als ob sie erstmals in Pyöngjang erprobt worden wären.
Das kann es bitte nicht ganz sein. Und noch ein Gedanke kommt mir immer öfter dieser Tage. Unser Bundeskanzler, von dem ich nicht das geringste halte, hat vor einigen Tagen wissen lassen, dass ein Tag Lockdown uns 500 Millionen Euro kostet und dass es deshalb legitim ist, alles zu tun um das zu vermeiden. Soviel ich weiß, hat noch kein Martin Kocher oder ein anderer Wirtschaftsweiser ihm ausgerichtet, dass die Zahl eine komplette Hausnummer ist.
Ein Tag Lockdown extreme, wie du ihn herbeisehnst, wäre wohl noch teurer und zwei Wochen würden uns demnach 7 Milliarden Euro+ kosten.
In China wurde in ein paar Tagen eine Klinik hochgezogen. Um weniger als die Hälfte dieser sieben Milliarden sollte das bei uns eigentlich auch für jedes Bundesland möglich sein und das Personal könnte man mit Halbjahresverträgen aus China gleich mit dazu holen.
Ist natürlich völlig unrealistisch - aber eventuell könnte man schon sehr viel mehr tun um eine gescheite Behandlung der Erkrankten sicherzustellen, auch wenn es viele von denen gibt, als das Volksvermögen mit immer neuen und schärferen Lockdowns zu vernichten.
ich habs eh schon erklärt
ZitatUnd ja, ich kann einem Lockdown mit Essenslieferung und strenger Kontrolle wie in China im Frühjahr mehr abgewinnen, als meine Eltern anzurufen und ihnen zu sagen dass sie shicen gehen können und mir meine individuelle Freiheit wichtiger ist als ihr Leben.
Aber lass mich versuchen das nochmal aufzulösen.
Oberste Priorität für mich; so wenig Coronatote wie möglich
Zweite Priorität: so wenig gesundheitliche Kollateralschäden wie möglich, ohne Priorität 1 zu untergraben
Dritte Priorität: so wenig wirtschaftlicher Schaden wie möglich für einzelne Staatsbürger, ohne dafür 1 oder 2 zu opfern
Vierte Priorität: den Menschen ihre Freiheiten erhalten (von Freizeitvergnügen über Reisefreiheit bis nicht-Freitesten-müssen)
Wir (die Bevölkerung UND die Regierung) habens verbockt. Es wäre 1 erreichbar gewesen, ohne in 2, 3 und 4 große Einschnitte zu machen.
Inzwischen nicht mehr. Jetzt sind wir in einer Situation, in der 2 und 3 schwer leiden müssen.
Wer zu spät zu bremsen beginnt, muss dann umso fester in die Eisen steigen. Das ist für mich ein kollektives SSKM
Aber wir sind da wo wir sind, und es sind drastische Maßnahmen zu setzen. Oder eine Situation wie in Italien im März zu riskieren. Und wenns nicht mit Freiwilligkeit geht, dann eben mit sanfter Autorität (und sorry, aber das was ich vorschlage/gutheiße und Nordkorea sind immer noch Dimensionen dazwischen - machts euch bitte nicht lächerlich).
Die USA haben während des Krieges Menschen interniert!
Schau dir mal die Gesetzeslage in England während des 2. Weltkrieges an. Da kommt dir aus heutiger Sicht das Kotzen.
Aber keiner von Euch kommt auf die Idee, Churchill und Roosevelt mit irgendeinem Kim gleichsetzen.
Es ist nicht so, dass autoritär == automatisch böse. Das ist zu einfach und platt gedacht. Es kommt auch aufs warum und die Situation an.
ich habe es schon einmal erwähnt - die Römer - unsere großen Republikanischen Vorbilder - haben in Krisenzeiten für 6 Monate einen Diktator eingesetzt. Weils autoritär leichter geht; und weil kontrollierte Autorität weniger Kollateralschäden verursacht als ein feindlicher Einmarsch oder eine sonstige halbarschig angegangene Katastrophe.
Und bei uns? Redet irgendjemand davon, Kurz als neuen Kaiser mit Erbfolge zu installieren? Es geht um zeitlich begrenzte Maßnahmen, die fachlich gerechtfertigt werden müssen.
Will ich das?
nein!
Kann ich damit leben?
Schlecht, aber besser als mit toten Eltern oder Geschwistern, die 5 Wochen zwischen Leben & Tod schweben.