Wenn man für den konkreten Fall Sterling die zwei Grundsätze "Jeder Spieler ist für seine Hände bzw. seinen Stock selbst verantwortlich" und "die Refs sind jedenfalls tabu" konsequent anwendet, minmiert sich die Möglichkeit einen "Unfall" als Ereignisrechtfertigung für einen Freispruch heranziehen zu können.
Wenn Sterling laut der Erklärung von DOPS seinen Stock zuerst vs. Fraser führt (Stockstich?) und dieser dann mit dem Stock offensichtlich mit beiden Händen in Richtung Ref, den er herankommen gesehen haben muss, auspendelt und er dabei letzteren voll erwischt, und man ihn dann von jeder bewußten Aktion freispricht und dies alles als "Unfall" qualifiziert, hat man jedenfall beide oben genannte Grundsätze völlig ausgeblendet....
Von den beiden von Dir genannten Grundsätzen kenne ich nur den von der “Verantwortlichkeit für den Stock“ auch bei ungewollten, unter Umständen nicht einmal fahrlässig herbeigeführten Bewegungen.Und dieser Grundsatz spielt eine Rolle - mehr fällt mir dazu nicht ein - beim gefährlichen Spiel mit dem hohen Stock und beim Beinstellen.
Fouls gegen Offizielle wie gefährliches Spiel mit dem hohen Stock oder Beinstellen kennt das Regelwerk gar nicht, wohl aber - neben Beleidigungen - den tätlichen Angriff, und der setzt eine zielgerichtete, also absichtliche Tätlichkeit gegen einen Offiziellen voraus.
DOPS und PSC haben mehrheitlich aus den Beweismitteln (Video usw) geschlossen, dass Sterling mit seiner rechten Hand (und dem Ende seines Stocks, das diese Hand umklammert hat), nicht absichtlich ins Gesicht des Linienrichters gestossen hat und deshalb kein tätlicher Angriff vorliegt, sondern ein disziplinär nicht zu ahndender Unfall. Und sie haben diese Entscheidung mit den Feststellungen begründet, wie es zu diesem Unfall gekommen ist, die nachvollziehbar sind. Dass Sterling zuvor die Auseinandersetzung mit Caps-Spielern gesucht hat, mit seinem Stock möglicherweise ein Foul gegen sie vorgehabt hat usw, spielt für die Frage: tätlicher Angriff gegen einen Offiziellen oder Unfall? - keine Rolle.
Zum Grundsatz der Verantwortlichkeit für die eigene Hand, der auch bei unbeabsichtigten Tätlichkeiten gegen Offizielle vom DOPS und PSC ohne wenn und aber zu sanktionieren wäre. Ich hab zwar keine empirischen Daten, aber mir kommt vor, dass bei vielen Raufereien, vor allem wenn mehr als zwei Fighter beteiligt sind, die Linesmen, die dazwischen gehen, die eine oder andere mitbekommen, selten ins Gesicht und nicht immer so fest, dass sie das Gleichgewicht verlieren, aber beide Kriterien sind nicht notwendige Bedingungen für einen tätlichen Angriff auf einen Offiziellen. Von Sperren deswegen, und die müsste es ohne Ende geben, habe ich noch nicht gehört.