"Ich stach in ein Wespennest"
Der EHC Biel engagiert den früheren Topskorer und Ex-Bieler Michel Riesen für einzelne Schusstrainings. Auch die erste Mannschaft soll davon ab August profitieren.
Sie heissen Crosby, Kane, Josi, Spylo oder Schneider. Sie tragen Dresses von Biel und vielen NHL-Klubs. 30 Spieler an der Zahl trainieren in Burgdorf. Sie alle wollen nur eines: Besser werden und eines Tages Profispieler sein. Es ist die Moskito-Equipe des EHC Biel. Der Trainer? Martin Steinegger. Der Assistent? Björn Schneider. Ein illustres Trainerduo, früher mal ein Verteidiger-Paar in Biel, bevor sich 1995 die Wege Richtung Kloten und Bern trennten. «Ich kann nicht gut schiessen, vielleicht ist Björn besser gewesen. Deshalb haben wir euch heute Michel Riesen mitgebracht. Er war einer der besten Skorer und kann euch etwas beibringen. Profitiert von diesem Training», sagt Martin Steinegger vor versammelter Equipe anlässlich der Vorstellung von Riesen, der in der Saison 1994/95 im selben EHC-Biel-Team wie Schneider und Steinegger gestanden ist. Und Steinegger fährt fort: «Hört gut zu und setzt dann auch daheim die Technik um, wenn ihr auf dem Trockenen Richtung Garagentor schiesst.» Biels Sport- und Ausbildungschef hat Riesen geholt, auch für die Erste Mannschaft. «Ich bin überzeugt, dass alle besser werden, wenn die Schusstechnik verbessert wird», ist Steinegger überzeugt.
Wenig Zeit für Slapshot
Drei Gruppen werden gebildet, jeder kommt so auch beim zwölffachen NHL-Stürmer Michel Riesen vorbei. «Bei Zehn- bis Zwölfjährigen ist Basistraining gefragt, ein paar einfache Dinge, die die Spieler gut begreifen.»Es sind Handgelenkschüsse, die trainiert werden. «Neben dem One-Timer (Direktschuss, die Red.) der wichtigste Schuss. Für den Slapshot hat man im heutigen intensiven Eishockey kaum noch Zeit. Die hat sich im Vergleich zu meiner Jugend definitiv verändert.» Aber klar, Michel Riesen zeigt alle Schussvariationen, wenn denn die nötige Zeit auch vorhanden ist. «In diesem Alter nehmen es einige auf, andere nicht. Ich kenne das aus meiner Zeit. Wenn du in jedem Training etwas mitnehmen kannst, danach auch für dich selber trainierst, dann wirst du später ganz sicher davon profitieren.»
Grosses Echo
Michel Riesen ist von den Moskitos für drei Trainings in dieser Übergangsphase bis zu Beginn der neuen Saison «gebucht» worden. Ab dem 13. August wird er fünfmal einen ganzen Tag allen Bieler Teams zur Verfügung stehen. Auch der ersten Mannschaft. Steinegger möchte Riesen nach den ersten Erfahrungen weiterverpflichten. Seit dem 1. Februar hat der gebürtige Lysser seine eigene Firma «sfg79.ch», Shoot for Goals und seine Rückennummer, sogleich sein Jahrgang. Der 36-Jährige ist begeistert. «Das Echo für meine Trainingscamps und für Buchungen bei Klubs ist enorm.» Sogar die Eishockey-Academy von Red Bull Salzburg hat sich gemeldet, inzwischen auch der HC Lugano und beim HC Davos ist er schon länger ein fester Bestandteil. «Am meisten Freude habe ich, dass das Feedback von meinen Einheiten so positiv ist. Es kommt mir vor, als sei ich in ein Wespennest getreten.» Sogar einzelne NLA-Spieler haben sich in Gruppen für seine Trainingseinheiten auf dem Basler Sommereis angemeldet.
Jedenfalls scheint es die von Michel Riesen erhoffte «Marktlücke» zu sein. Dass die Schweizer zu wenig Tore schiessen, ist nicht neu. Die WM in Schweden zeigt es einmal mehr und deutlich auf: «Ich bin mir sicher, dass allein einige Grundhaltungen jedem Stürmer etwas bringen.» Das beginne schon mal damit, dass man den Kopf hochhalten müsse, damit man auch sehe, wohin man den Puck zielen will. Dass dabei mal über den Puck gehauen wird, das passiere nicht nur den kleinen Spylos oder Kanes.