Liebe Leute!
Weil es im Forum nicht immer nur lustig zugehen sollte, aus aktuellem Anlass (==> Themenschwerpunkt in der Schule meiner „Kleinen“) und nicht zuletzt aus persönlichem Interesse als „Ehemals-Betroffener-Light“ möchte ich hier eine Diskussion starten bzw. Eure Meinung zu diesem Thema erfahren. Es geht um Stalking und deren Auswüchse, was Ihr davon haltet, ob Ihr davon schon mal betroffen wart (bzw. seid) und wie Ihr damit umgeht…
Um das ganze mal zu definieren und etwas aufzuarbeiten...
Stalking ist das willentliche und wiederholte (beharrliche) Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann. Stalking ist in vielen Staaten (etwa in Deutschland als „Nachstellung“) ein Straftatbestand und Thema kriminologischer und psychologischer Untersuchungen.
Eine erste wissenschaftliche Definition erfolgte durch Zona et. al. (1993), welche Stalking als „obsessives und unnormal langes Muster von Bedrohung durch Belästigung gegen ein bestimmtes Individuum gerichtet“ bezeichnet.
Meloy und Gothard führten 1995 den Begriff „obsessives Verfolgen“ ein, um den psychiatrischen Aspekt hervorzuheben.
Pathe und Mullen (1997) sehen im Stalking eine „Verhaltenskonstellation, in der eine Person der anderen wiederholt unerwünschte Kommunikation oder Annäherung erzwingt“.
Westrup (1998) nannte als Merkmale von Stalking: „Das Verhalten tritt mehrmals auf und zielt auf eine bestimmbare andere Person, es wird als unerwünscht und grenzverletzend wahrgenommen und kann im schlimmsten Fall Angst und Beklemmung auslösen.“
Eine besondere Abart des Stalkings ist das sogenannte Cyber-Stalking bzw. Cyber-Mobbing bei dem verschiedene Formen der Diffamierung, Belästigung, Bedrängung und Nötigung anderer Menschen oder Firmen mit Hilfe elektronischer Kommunikationsmittel über das Internet erfolgen.
Auch wenn sogut wie jeder Mensch Opfer von Stalking werden kann und sich Opfer und Täter nicht notwendigerweise kennen müssen, scheinen Täter meist ehemalige Beziehungspartner oder abgewiesene Verehrer zu sein, aber auch Arbeitskollegen, Klienten und Nachbarn befinden sich häufig darunter.
Die australischen Wissenschaftler Mullen, Pathe und Purcell teilen die Stalker in sechs Gruppen ein, ausgehend von deren Motivation und Beziehungsverhältnis:
1. Zurückgewiesene Stalker aus dem Gefühl der Zurückweisung bzw. Demütigung
2. Beziehungssuchende Stalker aus Fehlwahrnehmungen der Beziehungsbereitschaft des Opfers
3. Intellektuell retardierte Stalker aufgrund ungenügender Sozialkompetenz
4. Rachsüchtige Stalker die sich durch ihre gestörte Persönlichkeit fälschlicherweise selbst als Opfer des Gestalkten sehen
5. Erotomane, morbide, krankhafte Stalker - meist psychopathische Persönlichkeiten und
6. Sadistische Stalker, deren Motiv das Gefühl der Befriedigung ist
Stalking kann beim Opfer durchaus vegetativen Erscheinungen, wie etwa Unruhe (Schreckhaftigkeit), Kopfschmerzen, Angstsymptomen, Schlafstörungen und Magenbeschwerden und der daraus resultierenden geistigen und körperlichen Erschöpfung herbeiführen. Viele sind schnell gereizt und reagieren dann situationsbedingt unbegründet aggressiv. In schweren Fällen sind sogar Depressionen denkbar.
Im Jahre 2008 wurde von der Universität Wien eine Studie (Stieger, Burger, & Schild, 2008) durchgeführt, in der 11 % der Teilnehmer im Laufe ihres bisherigen Lebens als Stalkingopfer identifiziert werden konnten.
In Österreich ist seit dem 1. Juli 2006 Stalking durch die Einführung des Straftatbestandes beharrliche Verfolgung § 107a StGB strafbar. Der Strafrahmen beträgt bis zu einem Jahr Haft.
Wie gesagt, ich selbst war von leichten Auswüchsen dieser Sache auch mal betroffen, habe dies aber durch einige gezielte Maßnahmen recht leicht in den Griff bekommen und mich nie in eine Opferrolle drängen lassen. Für sensiblere Menschen sehe ich das aber sehr wohl als ernstzunehmendes Problem.
Mich würde also jetzt Eure Erfahrung MIT bzw. Eure Meinung ZU diesem Thema interessieren. Interessante Ansichten könnten (natürlich absolut anonym und bei Wunsch auch NICHT) eine Erwähnung in einem Schulreferat einer 15-jährigen finden.
lg
Walu