Stallduell: Red Bull darf nur mit einem Klub international spielen. Für den regierenden Meister hat das dramatische Auswirkungen.
Es ist das Salzburger Tagesgeschäft. Zum vierten Mal in den fünf Jahren der Ära Red Bull versucht sich Österreichs Meister in der Champions-League-Qualifikation. Und zum vierten Mal hat man sich für das Play-off zu qualifiziert.
Aber Dietrich Mateschitz interessiert das Tagesgeschäft nur peripher. Er ist ein Mann mit Visionen. Anders wäre es ja auch gar nicht möglich gewesen, eine simple Blechdose zu einer Weltmarke aufzublasen.
Verjüngung
Auch für das Fußball-Engagement seines Konzerns hat der Red-Bull-Boss einen Masterplan. Und in diesem spielt nicht Salzburg, sondern Leipzig die Rolle der Nummer eins. "Mittelfristig sollte unser stärkstes Team in Leipzig spielen", kündigte Mateschitz an.
Noch sind die Ostdeutschen ein deutscher Regionalligist, also viertklassig. Das soll sich aber bald ändern. In absehbarer Zeit soll Leipzig die Red-Bull-Farben im Europacup vertreten. Salzburg dann zu einem Talenteschuppen umfunktioniert worden sein, aber trotzdem ein Team haben, das in Österreich um den Titel mitzuspielen kann. "Es ist weiterhin unser Anspruch, mit Salzburg national vorne mitzuspielen und auch international Fuß zu fassen", betont Dietmar Beiersdorfer, der Head of Red Bull Soccer.
Problemfall
Aber Umsetzen wird sich dieser Plan nicht lassen. Denn wenn RasenBallsport Leipzig - so musste Red Bull den deutschen Ableger nennen, weil der Deutsche Fußball-Bund Sponsorenbezeichnungen im Klubnamen verbietet - einmal wirklich international vertreten sein wird, dann ist es vorbei mit dem europäischen Festspielen in Salzburg. Der europäische Fußball-Verband (UEFA) hat nämlich ganz klare Richtlinien, um die Integrität ihrer Wettbewerbe zu schützen. Jeder Investor darf laut UEFA-Wettbewerbsregeln nur mit einem Klub in den Europacup-Bewerben vertreten sein.
Dietrich Mateschitz wäre nicht der erste Klubbesitzer, der mit dem UEFA-Regulativ Probleme bekommt. Der Investorengruppe ENIC gehörten in den 1990er-Jahren AEK Athen und Slavia Prag. Mit einer einstweiligen Verfügung setzte der Konzern durch, dass beide Vereine im Europacup starten durften. Doch in letzter Instanz gab der Oberste Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne dem Europäischen Fußball-Verband Recht. Seitdem ist die UEFA-Regel rechtskräftig.
Der französische TV-Sender Canal Plus musste deshalb als Besitzer des französischen Klubs Paris St.-Germain seine Anteile am Schweizer Verein Servette Genf verkaufen, damit beide Klubs am Europacup teilnehmen durften.
Und auch der russische Oligarch Roman Abramowitsch hatte 2004 nachweisen müssen, dass er nicht neben Chelsea London auch noch an ZSKA Moskau beteiligt ist, um den Ausschluss eines der beiden Vereine aus der Champions League zu verhindern. Dass ein österreichischer Meister aus Salzburg einmal nicht an der Champions-League-Qualifikation teilnehmen wird dürfen, ist ein Zukunftsproblem. "Leipzig dauert noch", sagt Beiersdorfer. Doch die Anstrengungen, die Red Bull unternimmt, lassen den Schluss zu, dass der Leipziger Konzern-Ableger im Eilzugtempo in die deutsche Eliteliga geführt werden soll.
Großinvestor
In der ersten Saison wurde RB Leipzig überlegen Meister in der Oberliga (5. Leistungsstufe). In diesem Sommer wurde noch einmal eine Million Euro in die Mannschaft investiert. Damit gab Red Bull mehr Geld aus als alle anderen 17 Konkurrenten in der Regionalliga Nord zusammen.
Und noch ein Vergleich ist beachtlich: Von allen 90 Klubs der 2. und 3. Bundesliga sowie den drei Regionalligen steckte lediglich Hertha BSC Berlin mehr Geld in neue Spieler. Und just den Bundesliga-Absteiger aus der Hauptstadt besiegte Leipzig am Wochenende in einem Testspiel mit 2:1.
SAP-Gründer Dietmar Hopp benötigte 19 Jahre, um mit seinem Klub Hoffenheim von der Kreisliga (8. Leistungsstufe) in die 1. Bundesliga
aufzusteigen. In Leipzig soll es viel schneller gehen.
Konkurrenten
Fünf Jahre wurde als Ziel gesetzt. Spätestens 2015 also sollte sich das neue Zugpferd von Red Bull theoretisch als Bundesligist für einen internationalen Bewerb qualifizieren. Die Rasenballer aus Leipzig werden aber wohl nicht alleiniger Konkurrent Salzburgs um den einzigen europäischen Startplatz, der dem Unternehmen Red Bull zusteht, bleiben. Eine Übernahme von RCD Mallorca scheiterte nur am Schuldenberg des spanischen Primera-Division-Klubs.
Nun soll der italienische Serie-B-Klub FC Turin ins Visier des Getränkeherstellers gekommen sein. Eine Entscheidung, ob auch der siebenmalige italienische Meister übernommen wird, soll spätestens im September fallen.