21:0-Sieg reichte Spitzenreiter nicht zum Titel
Eine Runde vor Schluss sah der FC Knittelfeld in der Gebietsliga Mur wie der sichere Meister aus. Nun darf doch Verfolger St. Lorenzen jubeln - dank eines unglaublichen 30:1-Erfolgs in der letzten Runde.
Die Meisterschaft in der steirischen Gebietsliga Mur schien eine Runde vor Schluss eigentlich schon entschieden zu sein: Der FC Knittelfeld führte die Tabelle an - punktegleich mit St. Lorenzen/Kn., aber mit einem um fünf Treffer besseren Torverhältnis. Doch das Finale am Samstag stellte alles auf den Kopf - und wird wohl noch für einige Diskussionen sorgen. Denn mit einem 30:1-Erfolg über Absteiger St. Stefan/L. stieß St. Lorenzen/Kn. den FC Knittelfeld, der gegen Schöder "nur" 21:0 gewann, doch noch vom Thron.
Offensiv-Feuerwerk in der Gebietsliga Murtal
St. Lorenzen sichert sich mit einem 30:1 über St. Stefan den Meistertitel, weil der bisherige Leader FC Knittelfeld gegen Schöder nur 21:0 siegt.
Fußball-Herz, was willst du mehr! Während bei der Weltmeisterschaft in Südafrika bisher relativ wenige Tore gefallen sind, hat man am Samstag in der Gebietsliga Murtal ein Offensiv-Feuerwerk erlebt. Punktegleich, aber mit der um fünf Treffer besseren Tordifferenz gegenüber St. Lorenzen ging der FC Knittelfeld in die letzte Runde.
St. Lorenzen führte schon zur Pause gegen das Schlusslicht St. Stefan ob Leoben mit 9:1. Der Gegentreffer war nur ein Betriebsunfall: St. Stefan-Keeper Felix Degold traf mit einem Ausschuss.
Doch auch dieses Missgeschick sollte St. Lorenzen nicht stoppen, vor allem der entfesselte Andreas Toih mit insgesamt elf Treffern (Hausrekord!) führte die Hausherren zum 30:1-Sieg und damit zum ersten Aufstieg in die Unterliga in der 45-jährigen Klubgeschichte. Da nützte es dem FC Knittelfeld auch nichts, dass sie selbst gegen Schöder unglaubliche Tore erzielten...
"Überragend! Das war der verdiente Lohn für eine tolle Saison unserer jungen Mannschaft. St. Stefan haben sieben Spieler gefehlt und die älteren Ersatzspieler sind am Ende wegen der großen Hitze einfach eingebrochen", sagte St. Lorenzen-Sektionsleiter Robert Stock. Die Schiedsrichter, Kurt Schwendinger in St. Lorenzen ("31 Tore habe ich in 26 Jahren als Schiri noch nie erlebt") und Gerhard Grubelnik in Knittelfeld ("Schöder hat gut gekämpft"), konnten keine Ungereimtheiten feststellen.
Die Schützenfeste haben ein Nachspiel
Der Dritte der Gebietsliga Mur, Gaal, wird gegen die Siege von St. Lorenzen (30:1) und Knittelfeld (21:0) vorgehen.
Die Titelentscheidung in der Gebietsliga Mur war gestern das bestimmende Thema im steirischen Fußball. "Betrug, Skandal und Schiebung" war in diversen Fußball-Foren im Internet zu lesen. Wie berichtet hat St. Lorenzen bei Knittelfeld dank eines 30:1-Sieges über St. Stefan noch den Titel in dieser Liga geholt, da nützte dem punktegleichen FC Knittelfeld ein 21:0 gegen Schöder nichts. Auch die Verliererteams werden kritisiert. Aus dem Gästebuch des SV Schöder: "Habt ihr gar keinen Stolz, keine Ehre oder Selbstwertgefühl." Oder: "Ich kenne alle Spieler, aber ich würde euch lieber nicht kennen."
Die häufigste Forderung der Fußballfans: "Alle vier Vereine gehören bestraft und eine Liga zurückversetzt." Eine Forderung, die der drittplatzierte USV Gaal, der den Titel auch noch holen hätte können, nicht stellt. "Lorenzen soll ruhig aufsteigen. Aber sie und auch Knittelfeld sollten mit 10 bis 15 Punkten minus in die neue Saison gehen müssen", fordert USV-Gaal-Obmann Josef Lankmaier. Der Klub wird seine Forderungen beim steirischen Fußballverband einbringen. StFV-Vizepräsident Wolfgang Bartosch: "Diese Resultate sind lächerlich, furchtbar. Die Glaubwürdigkeit des Fußballs leidet. Das Problem ist aber, dass man Unregelmäßigkeiten beweisen muss. Wenn alle dicht halten, ist das schwierig. Wir brauchen zumindest Zeugenaussagen, Schriftliches wäre natürlich noch besser."
Es gibt einen Präzedenzfall aus Wien. Im Jahr 2001 wurden vier Klubs um eine Liga zurückversetzt, zu rund 1500 Euro Geldstrafe sowie drei Jahren Subventionsentzug verdonnert. Dabei hatten die verdächtigen Ergebnisse von 34:0 bzw. 48:0 gar nicht zum Aufstieg gereicht.
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