Hallo Forum,
beim Stöbern durch die google-news-Archive bin ich auf eine Episode aus der österreichischen Eishockey-Geschichte gestoßen, von der ich bisher nie gehört habe und die auch sonst nicht besonders bekannt zu sein scheint: In Österreich hätte 1965 beinahe eine „NHL-Schule“ ihre Zelte aufgeschlagen. Larry Regan, der kanadische Spielertrainer des EV Innsbruck, hatte das Innsbrucker Eisstadion für die Zeit von 1.-18. Mai 1965 gemietet, um eine Art Trainingscamp abzuhalten, wo die Europäer kanadisches Profi-Eishockey kennenlernen sollten. Zur Erinnerung: Damals gab es auf dieser Seite des Atlantiks (zumindest auf dem Papier) nur Amateure und Halb-Amateure.
Als Instruktoren wären im Innsbrucker Camp sechs NHL-Größen zur Verfügung gestanden: Tormann Terry Sawchuk (Hall of Fame!), die Verteidiger Marcel Pronovost (Hall of Fame!) und Tim Horton (Hall of Fame!) sowie die Angreifer Gordie Howe („Mr. Hockey“, kein Kommentar nötig), Alex Delvecchio (Hall of Fame!) und Ron Stewart.
Regan erwartete laut Medienberichten, dass ungefähr 100 Spieler aus Österreich, Deutschland und Schweden sowie Trainer aus verschiedenen Ländern an den Lehrgängen teilnehmen würden.
Aus dem Plan wurde allerdings nichts – außer eine Kontroverse: Die IIHF verfocht unter ihrem Präsidenten John Ahearne das Amateur-Prinzip und lehnte das kanadische Profi-Eishockey ab. Auf Anfrage des österreichischen Eishockeyverbandes verkündete Ahearne am 5. März 1965: „No professional outfit will be allowed to play in Europe. If any ice stadium in Europe permits a professional team to play, then it will be banned from use for IIHF games.“ Als Larry Regan daraufhin ausrichten ließ, es gehe ja gar nicht um ein Profi-Match, das in Innsbruck abgehalten werden solle, sondern um eine „Eishockey-Schule“, präzisierte der IIHF-Präsident: Das Verbot gelte für jede „performance by professional hockey players in any way, shape or form.“ Und er wiederholte seine Drohung gegen die Betreiber des Innsbrucker Eisstadions: „We can't stop any stadium from having professionals, but if they do then we can tell them that they can't have IIHF hockey.“
Damit war die geplante NHL-Schule gestorben, auch wenn Regan noch ankündigte, das Projekt trotzdem durchziehen zu wollen; immerhin habe ihm sein Partner, der Innsbrucker Rechtsanwalt „Dr. Rodolph Wieser“, versichert, die Menschen in Innsbruck stünden zu „100 per cent“ hinter Regan. Aber für den österreichischen Verband und die Stadionbetreiber wog das Verdikt der IIHF sicherer schwerer.
Mehr Quellen als die im Internet verfügbaren Berichte der „Montreal Gazette“ vom März 1965 habe ich nicht finden können. Eine faszinierende Vorstellung: Österreichische Youngster wie Josef Puschnig o.a. hätten sozusagen direkt bei Gordie Howie in die Lehre gehen können. Vielleicht weiß irgendein Innsbruck-Fan mehr über die Sache oder kann mir sagen, welche Rolle „Rodolph Wieser“ im Innsbrucker Eishockey gespielt hat (IEV-Präsident?)