Hier der erste Teil meiner Kaderbewertung, aufgrund der Überlänge muss ich den Rest später posten.
Kaderbewertung KAC Saison 2008/2009
Die vergangene Saison glich für den KAC einem Wellental. Nach einem fast schon traditionell miserablen Saisonauftakt fing sich die Mannschaft und spielte spätestens in der Platzierungsrunde der ersten sechs Mannschaften das attraktivste und neben Wien auch erfolgreichste Eishockey.
Es herrschte eine unglaubliche Begeisterung in Klagenfurt, man erwartete sich auf breiter Ebene einen Finaleinzug bzw. den nächsten Titel. Die große Ernüchterung erfolgte in der Viertelfinalserie gegen Laibach, welches sich erst über die Qualifikationsrunde der 4 letztplatzierten Teams für die Playoffs qualifizierte.
Das Ergebnis ist bekannt, der KAC schied nach 3 Spielen aus, zerbrach in erster Linie an einer schnörkellosen Defensivleistung des Gegners und vor allem an Teufelskeeper Alex Westlund.
Im heurigen Jubiläumsjahr- der KAC feiert sein 100-jähriges Bestehen- folgt der nächste Anlauf auf den Titel. Interessante Namen wechselten an den Wörthersee, einige Schlüsselspieler der vergangenen Jahre verließen hingegen den Verein. Im Vorstand gibt man wieder ein Ziel aus, welches nahezu jedes Jahr neu formuliert wird – der nächste Titel muss her. Die Liga ist entgegen der Interpretationen vieler Experten wohl kaum stärker geworden als in den letzten beiden Jahren, der Zenit für österreichische Verhältnisse scheint erreicht. Ob der KAC heuer über die Sommermonate die richtigen Personalentscheidungen getroffen hat, wird sich zeigen, das Potenzial scheint auf jeden Fall da zu sein.
Die Offensivabteilung
Mit Rob Valicevic, Pär Arlbrandt, Chad Hinz, Christian Ban, Phillipe Horsky, Franz Wilfan und Christoph Ibounig verließ nach der letzten Saison gleich eine ganze Phalanx etablierter Stürmer den Verein.
Speziell der Abgang von Center Chad Hinz, der über drei Saisonen Publikumsliebling und highscorer beim KAC war, schmeckte einigen Anhängern nicht. Zudem wurde mit Christian Ban ein KAC- Eigenbauspieler, der vor zwei Jahren noch 17 Tore für den Rekordmeister erzielte, Opfer von Unstimmigkeiten mit Trainer Viveiros. Christoph Ibounig reagierte auf seine stagnierenden Eiszeiten, indem er früh in der letzten Saison einen Vertrag bei den Black Wings in Linz unterschrieb.
Von den Neuzugängen verspricht ein Name besondere Qualität und zudem emotionale Verbindung zum KAC: Christoph Brandner kehrt nach sehr erfolgreichen Jahren in Deutschland, der NHL, AHL und Schweden zurück zu seinem Stammverein und wurde, kaum wieder in Klagenfurt angekommen, von Trainer Viveiros sofort zum Kapitän ernannt. Schon in der Vorbereitung zeigte Brandner, dass er jeden Euro seines sicherlich gut dotierten Vertrages wert ist: Neben seinen Führungsqualitäten und seiner Vorbildfunktion zeigte er, dass er nichts von seinen Torjägerqualitäten eingebüßt hat. 7 Tore in der Preseason sind der eindrucksvolle Beweis dafür.
Der Mittelstürmer, der den besten österreichischen Spieler der Liga mit den nötigen Vorlagen füttern soll, heißt Jeff Shantz. Der knapp 35-jährige Rechtsschütze kommt mit der Erfahrung von unglaublichen 642 NHL- Spielen zum KAC, zuletzt war er in der DEL bei Mannheim engagiert, wo man ihm von Vorstandsseite her jedoch keine verletzungsfreie Saison mehr zutraute.
Beim KAC schien man diese Bedenken nicht zu teilen, in der Vorbereitung scorte Shantz fleißig und scheint sich in der Rolle des Nummer 1- Centers bereits etabliert zu haben.
Neben seinen Scoring- Qualitäten sprechen die beeindruckende Bullystärke sowie seine Führungsqualitäten für den Kanadier.
Dahinter kommen mit dem KAC-Topscorer des Vorjahres, Warren Norris (24 Tore, 26 Assits), der seinen Kontrakt um weitere 2 Jahre verlängert hat, sowie Mike Craig (trotz langwieriger Verletzung Schnitt von 0,9 Punkten/Spiel) und Andy Schneider (0,94 Punkte/Spiel) starke Imports, die die Liga kennen und sich an die Abläufe in Klagenfurt gewöhnt haben.
Bei den einheimischen Stürmern kann man weiter auf die Dienste von etablierten Kräften wie Gregor Hager (starke 27 Punkte im Vorjahr), Chris Harand, David Schuller und Paul Schellander vertrauen. Zudem drängen junge Klagenfurter wie Hundertpfund, Jakopitsch, Pirmann in die Kampfmannschaft.
Weil man mit den Zwillingen, Stefan und Manuel Geier, sowie dem besten österreichischen Scorer der letzten Nationalligasaison, Raphael Herburger, noch zusätzliche Toptalente zum KAC gelotst hat, sollte ein interessanter Kampf um Plätze im Lineup entstehen.
Hierbei ist Trainer Manny Viveiros im Gegensatz zum Vorjahr mehr gefordert, den jungen Spielern Perspektiven zu liefern und ihnen regelmäßige Eiszeiten zu ermöglichen. Dies wird schon aufgrund des langen Grunddurchganges (54 Spiele) dringend notwendig sein- auch angesichts der Verletzungsanfälligkeit von Spielern wie Brandner, Craig oder Shantz.
Der Sturm ist also weiterhin das (nominelle) Prunkstück des KAC, sowohl Qualität als auch Tiefe lassen den heurigen KAC gegenüber dem Großteil der Ligakonkurrenz herausragen.
Bei näherer Betrachtung fällt jedoch eine Unausgewogenheit bei der Auswahl der namhaften Angreifer auf. Mit Shantz hat der KAC nur einen „wirklichen“ Spielmacher, dieser wird offensichtlich mit Brandner und Harand zusammengespannt.
Bleibt die Frage, wer Mike Craig mit den notwendigen Vorlagen füttern soll. Während Norris eher selber den Abschluss sucht und nur bedingt als Assistent für „Tormaschine Craig“ geeignet scheint, wäre am ehesten eine Variante mit Andy Schneider auf der Center- Position neben Craig denkbar, was aufgrund der unkonstanten Leistungen von Schneider aber schon im Vorjahr nur bedingt durchschlagskräftig war. Zudem wurde Schneider von Viveiros in der Vorbereitung auf den Flügel gestellt und stattdessen David Schuller als gestandener Checker auf die Mittelstürmerposition.
Die Defensive
Mit Kapitän Jeremy Rebek hat der ligaweit überragende Verteidiger der Vorsaison - zumindest angesichts seiner Offensivqualitäten (14 Tore, 35 Assists) – den KAC in Richtung Red Bull Salzburg verlassen. Sein Scoring-punch konnte nicht ersetzt werden, somit versuchte man, das Pferd von der anderen Seite aufzuzäumen und mit dem Verhindern von Toren die vorrangige Funktion der Verteidigung zu stärken.
Der Ersatz für Rebek wurde in Person des 31-jährigen Sean Brown gefunden. Im Gegensatz zu Rebek hat Brown seine Stärken im Defensivspiel - ein gnadenloser Abräumer, der die Erfahrung von 436 NHL- Spielen und zuletzt 2 Jahren DEL mit an den Wörthersee bringt.
Er soll neben seinem starken Stellungsspiel und defensivem Denken auch der seit dem Abgang von Mike Siklenka fehlende „harte Hund“ sein, der seinen Mitspielern auf dem Eis den nötigen Rückhalt gibt. 206 Strafminuten aus der vergangenen DEL-Saison in Nürnberg passen in dieses Anforderungsprofil, 20 Scorerpunkte aus demselben Jahr zeigen zudem, dass Brown auch im Spiel nach vorne nicht gänzlich talentfrei ist.
Fragwürdig ist lediglich, dass Brown von Trainer Viveiros mit Johannes Kirisits während der gesamten Vorbereitung ein Verteidigungspartner zugeteilt wurde, der, sollte er mit Brown gegen die Toplinien der Konkurrenz spielen, ein ständiger Unruheherd sein wird und zudem keine Offensivqualitäten hat.
Ansonsten bleib die Verteidigung im Vergleich zur Vorsaison unverändert. Jeff Tory hat mit 6 Toren und 40 Assists zwar eine ähnlich imposante Punkteausbeute wie Rebek aus der letzten Spielzeit aufzuweisen, er hat dabei aber in breitem Ausmaß von seinem überragenden Defensivpartner profitiert und nicht vollends überzeugt. Speziell die aus seiner DEL-Zeit berüchtigten Schlagschüsse scheint Tory nicht mehr im Repertoire zu haben. Heuer wird er wesentlich mehr Verantwortung im Spielaufbau übernehmen müssen, als neuer Partner wurde ihm der defensiv nicht immer sattelfest agierende Johannes Reichel zur Seite gestellt.
Mit Kirk Furey hat der KAC einen weiteren soliden Defender (8 Tore, 15 Assists) im Lineup, der im Vorjahr mit 115 Strafminuten der „böse Bube“ des KAC war. Diese Rolle sollte heuer Sean Brown übernehmen, so dass Furey wieder mehr Augenmerk auf seine oft angedeuteten Offensivqualitäten legen kann. Er wird laut Beobachtungen aus der Preseason ein Abwehrpaar mit dem defensiv wie offensiv wertvollen Herbie Ratz (19 Punkte im Vorjahr) bilden.
Ergänzt wird die Verteidigung durch Christoph Quantschnig, der aufgrund seiner Unbeweglichkeit und Langsamkeit aber nur bedingt erstligatauglich ist und dem aus dem eigenen Nachwuchs nachdrängenden Markus Schumnig, der langsam aufgebaut werden soll. Es bleibt zu hoffen, dass Schumnig Eiszeiten bekommen wird, über Kurzeinsätze dürfte er unter Viveiros zumindest in seiner ersten Saison in der Kampfmannschaft aber nicht hinauskommen.
Im Gegensatz zum Sturm scheint der KAC in der Verteidigung zwar qualitativ gut besetzt zu sein, im Spielaufbau und im Powerplay könnte es durch den Abgang von Jeremy Rebek aber zu Problemen kommen. Zudem fehlt die notwendige Tiefe, Verletzungen der ersten fünf/sechs Verteidiger werden nur schwer zu kompensieren sein, mit diesem Problem hat aber auch die Konkurrenz zu kämpfen.