QUERSCHÜSSE
HEINZ TRASCHITZGER
Warum der große Traum platzte
Diese Woche fliegen die KAC-Legionäre nach Hause. Von Spielern mit Charakter war im Play-off nichts zu sehen.
Den 19. Februar 2008 werden die KAC-Fans nicht so schnell vergessen. Zu diesem Zeitpunkt geht normalerweise die Eishockey-Meisterschaft erst so richtig los, für den KAC aber war sie bereits zu Ende. So früh wie noch nie. Gescheitert im Viertelfinale gegen Liganeuling Olimpija Laibach. Mit einer Mannschaft, die zu den teuersten in der Erste Bank-Liga zählte. Auffallend: Am besten spielte der KAC in einer Phase, in der es (fast) um nichts ging. In der Platzierungsrunde, in der jeder Verein das Play-off-Ticket bereits in der Tasche hatte, gewannen die Rotjacken acht von zehn Spiele, schoben sich von Platz sechs auf Rang zwei vor. Verständlich, dass da schon vom Meistertitel geträumt wurde.
Dass sie gegen die Slowenen nicht ein einziges Play-off-Spiel siegreich beenden konnten, hatte nicht nur mit Pech, Torhüter Westlund und „Superhirn“ Elik zu tun. Da stand eine desorganisierte und verunsicherte Truppe auf dem Eis, die sich durch die kleinsten Unregelmäßigkeiten aus dem Gleichgewicht werfen ließ. Vor allem aber kamen für den aufmerksamen Beobachter wenig Impulse von außen. Konkret: von der Trainerbank.
Keine Frage: Manny Viveiros war ein hervorragender Verteidiger, spielte unter den besten Trainern. Als er im Herbst 2006 zum Nachfolger des glücklosen Kevin Primeau aufstieg, verfügte er über keinerlei Erfahrungen in diesem Geschäft. Viveiros stieg quasi als „Trainerlehrling“ ein. Weil die KAC-Funktionäre von ihm so überzeugt waren, bekam er sogar einen (unüblichen) Fünfjahresvertrag. Eine Zusammenarbeit mit Bill Gilligan – der ehemalige KAC-Meistermacher wäre bereit gewesen, nach Klagenfurt zu kommen – lehnte er ab. Schade, denn unter dem Amerikaner hätte er viel lernen können.
Konnte Viveiros in der letzten Saison noch darauf hinweisen, dass er die Mannschaft „geerbt“ hatte, so trug der Kader für die Saison 2007/08 ausschließlich seine Handschrift. Das Ergebnis ist bekannt. Der Trainer setzte für den (Momentan-)Erfolg ausschließlich auf die „kanadische Connection“. Allen voran auf Andrew Verner. Experten fragten sich, warum der KAC mit seinen vier Angriffslinien Olimpija, das über weite Strecken nur zwei aufbot, nicht müde spielte? Warum er bei einer numerischen Überlegenheit von 47:27 (!) Minuten in den drei Spielen nur einen mickrigen Treffer im Powerplay erzielte. Viveiros dazu: „Wir haben stundenlang Videoanalysen gemacht.“ Der rühmte sich, Legionäre mit Charakter geholt zu haben. Im Play-off war davon nichts zu bemerken.
Der Trainer leidet am meisten unter dem Ausscheiden, verweist mit traurigen Augen darauf, dass man die Liga in keiner Weise mit jener der letzten Jahre vergleichen könne. Schließlich spiele fast jeder Klub mit mindestens zehn Ausländern. Nächste Saison soll – wieder einmal – alles besser werden. Mit dem Hauskauf in Viktring und dem noch vier Jahre laufenden Vertrag hat sich Viveiros auf ein längeres Bleiben in Klagenfurt eingerichtet. Ein drittes Scheitern würde diese Planung wohl ernsthaft gefährden.
Kleine Zeitung, 24.02.2008, Seite 89