Hier meine persönliche Kaderanalyse des KAC, sehe nicht ganz so schwarz wie die Autoren der hockeyfans-Kaderbewertung:
Kaderbewertung KAC 2007/2008
Für Fans, Vorstand und Mannschaft glichen die letzten beiden Saisonen gelinde gesagt einer Katastrophe. Die Marke „Rekordmeister KAC“ schien in den letzten beiden Jahren angesichts des chancenlosen Mitläufertums mehr zu leiden als je zuvor. Zudem verlängerte sich die Niederlagenserie in den Derbies, so dass die Villacher am 22.12.2006 nach einem 5:1- Heimsieg in der ewigen Derbystatistik zum ersten Mal in Führung gingen. Erst im letzten Auswärtsspiel der letzten Saison konnte dieser „Fluch“ endlich beendet werden: Mit dem 2:1 auf Villacher Eis gelang den Rotjacken der erste Derbysieg nach 17 Niederlagen in Serie, seit dem 30.12.2004!
Doch der Derby-Schauplatz ist nur eine der vielen „Akutbaustellen“ des KAC. Ein Auswärtsspiel in der Messehalle jagt schon längst keinem Gegner mehr Angst ein - von 28 Heimspielen konnten in der Vorsaison nur 14 gewonnen werden, auswärts gewann der Rekordmeister gar nur 6 von 28 Spielen! Mit 173 Treffern erzielte man in der Vorsaison die zweitwenigsten Tore, zugleich kassierte man 208 Gegentreffer, nur Graz und Innsbruck waren defensiv noch schlechter.
Um solche Negativwerte der Vergangenheit angehören zu lassen, blieb über den Sommer kaum ein Stein auf dem anderen. Genauso wie in der Vorsaison, als von der „stärksten KAC-Mannschaft aller Zeiten“ geredet wurde, wurde auch heuer viel investiert.
Objektiv gesehen wurde alles unternommen, um einen Neuanfang zu schaffen: von der teuren Mannschaft, dem neuen Videowürfel in der Stadthalle bis hin zur pompös- medienwirksamen Saisoneröffnungsfeier auf der Klagenfurter Seebühne – die Zeichen stehen auf Sturm. Trotzdem, die Erwartungshaltung vieler Fans ist aufgrund der letzten zwei „Horrorsaisonen“ relativ niedrig und auch in den Köpfen der Experten scheint der KAC wieder nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Wohin der Weg in der neuen Saison schlussendlich führt, kann erst nach einigen Runden gesagt werden.
Nachdem aufgrund vermeintlicher personeller Fehlentscheidungen der Druck auf den Vorstand von Seiten der Fans und Medien immer massiver wurde, stellte Langzeitpräsident Karl Safron sein Amt zur Verfügung, so dass ab Ende der letzten Saison in Person von Dr. Egbert Frimmel zumindest auf der Chefetage ein „Neuanfang“ vollzogen wurde, der dem frustrierten Umfeld Besserung auf allen Ebenen suggerieren sollte. Inwiefern dieser Umschwung den notwendigen sportlichen Erfolg mit sich bringen wird, bleibt abzuwarten. Der Druck auf Mannschaft und Vorstand ist auf jeden Fall enorm.
Torhüter
Alles beim Alten im Tor der Rotjacken. Andrew Verner wird gut daran tun, vermehrt auf seine Fitness zu achten, was zuletzt scheinbar nicht immer der Fall war.
Verner persönlich fühlt sich topfit, hat laut eigenen Angaben über die Sommermonate hart trainiert und dabei mehrere Kilo abgenommen. Für ihn persönlich dürfte die kommende Saison den weiteren Weg seiner Karriere zeigen. Eine erneute Pannensaison wie im Vorjahr, als er jedoch auch hinter einer desolaten Abwehr spielte, darf er sich nicht leisten, da mit Hannes Enzenhofer ein Mann auf Einsätze brennt, der im Vorjahr eine Fangquote von über 90% aufwies. Verner kam im Vergleich dazu auf bescheidene 88,7% gehaltener Schüsse.
Im Verbund mit einer hoffentlich sattelfesteren Defense, bzw. unter Druck gesetzt von einem konstanteren Hannes Enzenhofer, der aufgrund seines fortgeschrittenen Alters jedoch endlich den Anspruch auf die Einserposition stellen muss, sollte ein fitter Andrew Verner wieder unter die Top-3 der Goaliestatistik kommen.
Ein Torhütergespann, das sich zum jetzigen Zeitpunkt vor keinem anderen Goalie-Duo der Liga verstecken muss.
Verteidigung
In der Verteidigung der Rotjacken ist im Vergleich zum Vorjahr kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Das wohl teuerste Missverständnis der Vereinsgeschichte in Person des Schweden Ricard Persson wurde genauso verabschiedet, wie der in allen Phasen überforderte Strafbankkönig Jonathan Aitken. Auch Austro-Russe Igor Ivanov erhielt keinen Vertrag mehr, zu massiv waren seine Mängel bezüglich Stocktechnik und Spielaufbau.
Die frei gewordenen Ausländerstellen wurden im Vergleich zum Vorjahr (scheinbar) ungleich besser besetzt. Mit Jeff Tory und Kirk Furey konnten zwei DEL- Leistungsträger an den Wörthersee gelotst werden. Speziell Tory, der mit beeindruckenden Statistiken zum KAC kommt, sollte im Spielaufbau und im Powerplay mit seiner Offensivstärke die notwendigen Akzente setzen, die seit dem Abgang von Manny Viveiros niemand zu setzen in der Lage war.
Furey soll neben seinem starken Schlagschuss auch die nötige Härte ins Spiel werfen. Dazu kommt mit Kapitän Jeremy Rebek ein weiterer offensiv ausgerichteter Defender. Lag im Vorjahr die Verantwortung im Spielaufbau allein auf seinen Schultern, hat er heuer die notwendige Unterstützung durch Tory bzw. Furey.
Unterstützt werden die oben genannten Spieler durch den besten einheimischen KAC- Verteidiger der Vorsaison, Herbert Ratz. Mit 29 Punkten wurde er im Vorjahr auf Verteidigerseite nur von Jeremy Rebek (58 Punkte) übertroffen. Ratz war eine der wenigen positiven Erscheinungen der vergangenen Seuchensaison.
Nach seinem einjährigen Schweden-Gastspiel kehrt auch Johannes Reichel zu seinem Stammklub zurück. Reichel war bei vielen Fans ein umstrittenes Thema. Nicht viele haben geklagt, als er seine Koffer vor einem Jahr packte, um in der zweiten schwedischen Liga sein Glück zu versuchen. Zum aktuellen Zeitpunkt kann man Reichel aber als kompakten EBEHL- Verteidiger sehen, der der zuletzt statischen KAC-Abwehr allein wegen seiner eisläuferischen Fähigkeiten weiterhelfen wird.
Komplettiert wird die neu formierte Defense durch den Graz- Heimkehrer Christoph Quantschnig, sowie Johannes Kirisits, der auch im Vorjahr nicht den Sprung in höhere Leistungsgefielde geschafft hat.
Die neue Abwehr ist offensivstark, jedoch im Vergleich zum Sturm relativ dünn besetzt. Quantschnig und Kirisits sind lediglich Ergänzungsspieler, von den ausländischen Leistungsträgern sollte sich keiner verletzen, ansonsten kann es erneut eng vor Verner werden. Ein wichtiger Punkt wird sein, dass die talentierten Verteidiger wie Tory oder Rebek bei ihren Vorstößen nicht vergessen, was ihre Grundaufgabe ist: nämlich das Verhindern von Gegentoren.
Sollten gröbere Verletzungen ausbleiben und kann speziell Tory das abrufen, was er jahrelang in der DEL aufs Eis „gezaubert“ hat, ist ein deutlicher Qualitätssprung zum Vorjahr gelungen.
Sturm
Das große „Ausmisten“ fand in den Sturmreihen des KAC statt. Der langjährige Topscorer und Publikumsliebling Tony Iob wurde gemeinsam mit Ralph Intranuovo schon in der Endphase der letzten Saison ausgemustert. Auch Ryan Foster, Harald Ofner und Jens Kraiger bekamen keine Verträge mehr oder wollten sich persönlich verändern, sodass zusammen mit Mario Schaden, der seine lange Karriere beendet hat, 6 Stürmer ersetzt werden mussten.
Das Hauptaugenmerk bei den Neuverpflichtungen sollte in der neuen Saison neben der individuellen Klasse im Besonderen auf der Charakterstärke des jeweiligen Cracks liegen.
Von den Vienna Capitals wurde Mike Craig geholt, der in den vergangenen Saisonen ein Garant für Tore war. Neben seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor erwartet sich Coach Viveiros vom 36-jährigen Kanadier vor allem Führungsqualitäten.
Mit Andy Schneider kommt ein erfahrener DEL-Spieler zum KAC, der in den vergangenen Saisonen jedoch nur mehr bedingt überzeugen konnte. Somit verpflichtet der KAC auch heuer wieder einen scheinbar satten, überalterten Spieler aus Deutschland, was nach den Flops der letzten Jahre zumindest riskant erscheint.
Viveiros erhofft sich mit der Verpflichtung von Schneider „einen sehr starken Spieler geholt zu haben, der lediglich eine neue Herausforderung brauche“. Für den 34-jährigen ist die Nummer 1- Center Position neben Mike Craig vorgesehen.
Direkt aus der AHL kommt Ben Thomson. Der 26-jährige wird von Viveiros als harter Arbeiter charakterisiert, dessen Spielanlage mit der von Chad Hinz vergleichbar sei. In der Vorbereitung blieb Thomson vorerst noch relativ blass, abgesehen von seiner Schnelligkeit wird der jüngste Legionär sich wohl erst an die große Eisfläche, bzw. das Leben in Europa gewöhnen müssen.
Komplettiert wird das Stürmer- Legionärsquintett von Chad Hinz (3.Jahr beim KAC) und Warren Norris (2.Jahr in Klagenfurt). Während Hinz mit konstant starken Leistungen zum zweiten Mal in Folge Topscorer der Rotjacken wurde, blieb Norris in der Vorsaison weit hinter den Erwartungen zurück und konnte, auch aufgrund von Verletzungen, nie an seine Grazer Leistungen anschließen. Sollte er im zweiten Jahr explodieren und sich an den ungleich höheren Druck in Klagenfurt gewöhnt haben, kann er jedoch nach wie vor zu den besten Stürmern der Liga gezählt werden.
Mit den Heimkehrern David Schuller und Gregor Hager, sowie Christian Ban, Chris Harand, Paul Schellander oder Phillipe Horsky hat der KAC einen starken Sturm, der auch in der Tiefe gut besetzt scheint. Neben Franz Wilfan oder Christoph Ibounig kämpfen mit Silvio Jakopitsch oder Thomas Hundertpfund 2 ganz junge Spieler um einen Platz in der 4. Angriffsreihe.
Trainer
Manny Viveiros heißt der neue (alte) Mann auf der Betreuerbank. Schon im Vorjahr hat „Mister KAC“ Kevin Primeau abgelöst. Doch auch unter Viveiros erfolgte keine nennenswerte Besserung, zusätzlich war er verantwortlich für die Verpflichtung von Verteidiger Jonathan Aitken, der im Nachhinein als Flop bezeichnet werden kann.
Daher bleibt die Ungewissheit, inwiefern der wohl beste KAC-Verteidiger der letzten 10 Jahre auch auf der Kommandobrücke an seine Erfolge als Spieler anschließen kann.
Unterstützt wird Viveiros von seinem neuen Co-Trainer Mario Schaden. Die beiden stehen für gebündelte KAC-Erfahrung, kennen die Liga bestens und wissen auch, wie stark der Druck ist, der heuer auf dem Verein lastet. Sollte es erneut nicht nach Wunsch laufen, bleibt abzuwarten, wie schnell der „Viveiros-Bonus“ aufgebraucht ist. Der Vertrauensvorschuss des Vorstandes in Form eines 5-Jahres Vertrages für den Neo- Coach ist auf jeden Fall enorm.
Fazit
Der KAC ist im Vergleich zum Vorjahr mit Sicherheit stärker geworden – genauso wie alle anderen Klubs der EBEHL. Spieler wie Craig, Hinz, Tory oder Rebek bürgen für Qualität. Es wird viel davon abhängen, ob Andy Schneider bereit ist, noch einmal in seiner Karriere Topleistungen abzurufen. Sollte er der gesuchte Spielmacher für Craig sein und dazu noch Warren Norris zu alter Form finden, kann der KAC drei starke Offensivlinien aufweisen.
Die Verteidigung scheint dünner besetzt als der Sturm, zudem ist sie sehr offensiv ausgerichtet. Trotzdem sollte im Spielaufbau viel mehr Unterstützung von hinten kommen, als dies in den letzten Jahren der Fall war, was defensive Mängel zumindest relativieren könnte.
Ein Verner in Topform entscheidet nach wie vor Spiele, sollte er fit bleiben, ist für den KAC alles möglich.
Zum aktuellen Zeitpunkt scheint von den Konkurrenten nur Salzburg außer Reichweite, von Platz 2 bis 7 scheint für den KAC jede Platzierung möglich. Die Gegner Haben enorm aufgerüstet, speziell Wien, Linz und Innsbruck sind stärker geworden. Villach hat seinen Kader so gut wie gar nicht verändert, was Vor- aber auch Nachteile haben kann. Szekesfehervar (UNG) ist genauso wie Laibach neu in der Liga. Zumindest die Ungarn, Laibach und Graz sollte der KAC hinter sich lassen können.