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16 Jahre Olympia Sperre für Österreich ?

  • marksoft
  • 23. Mai 2007 um 17:29
  • VincenteCleruzio
    un galant´omu
    • 26. Mai 2007 um 20:22
    • #51

    aus "DER STANDARD" von heute:

    IOC-Protokoll: Was gefunden wurde

    Die Funde bei Diethart, Eder, Perner, Pinter, Rottmann und Tauber im Wortlaut

    Wien - Die Disziplinarkommission des Internationale Olympische Komitees (IOC) hat in seinen Empfehlungen betreffend der Sanktionen gegen die ÖSV-Athleten Roland Diethart, Johannes Eder, Wolfgang Perner, Jürgen Pinter, Wolfgang Rottmann und Martin Tauber aufgelistet, was die italienische Polizei bei der Razzia am 18. Februar 2006 in den Quartieren der Sportler gefunden hatte. Die beglaubigte Übersetzung des mit 26. April 2007 datierten Dokuments listet für die einzelnen Athleten folgende Funde im Wortlaut auf:


    Roland Diethart: "Kochsalzlösung, 4 Gefäße mit 50 Hämoglobin-Testvorrichtungen, 13 ungeöffnete Packungen mit Injektionsspritzen, 5 ungeöffnete Packungen mit Infusionsvorrichtungen, 1 Packung mit Epikranialnadeln, 1 steril verpackter Mikro-Perfusor, sowie 1 ungeöffnete Packung mit Einwegspritzen

    Die Polizei meldete ferner auch den Fund einer Schachtel mit der Aufschrift "ANABOL LOGES", die ca. 15 schwarze Pillen enthielt."


    Johannes Eder: "Konkret auf Herrn Eder bezogen, fand die italienische Polizei unter Herrn Eders Bett 1 intravenöse Tropfinfusion samt Nadel, die eine kleine Menge einer transparenten Flüssigkeit enthielt."

    (Anm.: Die Staatsanwaltschaft Turin stellte fest, dass es sich bei der Flüssigkeit um Kochsalz handelte, was laut IOC wiederum ein Hinweis darauf sei, dass Eder versucht habe, seine "Physiologischen Körperparameter" zu manipulieren.)


    Wolfgang Perner: "2 Flaschen ohne Etikett, sowie auch zahlreiche Flaschen mit Etikett, 4 Anwendungs-Sets ("application sets"), 2 Butterfly-Kanülen zur intravenösen Infusion, 7 Injektionsnadeln, 1 gebrauchte Injektionsspritze (24ml), 2 Injektionsspritzen (5ml), 1 gebrauchtes Anwendungs-Set, 1 Stück Toilettenpapier mit mehreren gebrauchten Injektionsnadeln, 1 Apfelsaftkarton mit gebrauchten Spritzen und Phiole, 3 Flaschen mit je 500 ml Kochsalzlösung."

    (Anm.: Die Staatsanwaltschaft Turin analysierte die gefundenen Materialien und fand heraus, dass u.a. Infusoren für Blutbestandteile darunter waren, so wie sie auch zur Transfusion von Blut verwendet werden könnten. Spuren von Blut seien darin gefunden worden.)


    Jürgen Pinter: "Konkret auf Herrn Pinter bezogen, meldete die italienische Polizei, dass er einen Beutel mit vier gebrauchten Einwegspritzen (mit Blutresten) sowie fünf ungeöffnete Schachteln mit Einwegspritzen (20ml und 10ml) ausgehändigt hat, die im Garderobenschrank aufbewahrt gewesen waren"


    Wolfgang Rottmann: "1 kleine Kiste mit "BIOTEST"-Geräten/Vorrichtungen, verschiedene Schachteln mit Butterfly-Kanülen zur intravenösen Infusion, mehrere ungebrauchte Nadeln zur intravenösen Infusion, 1 medizinisches Präparat namens "NASIVIN", 2 Plastikflaschen, die wahrscheinlich eine Kochsalzlösung enthielten, 1 Flasche (1x100g, teilweise befüllt) mit deutschem Etikett (Aufschrift "SPRIROZINK"), 1 Flasche (1x100g, "SPIROGRAM"), 2x500ml versiegelte Flaschen mit deutschsprachigem Etikett, 1 Plastikflasche mit nicht identifizierten Plastikstoffen, 1 gebrauchte Flasche (1x100g) mit der Aufschrift "ISOZID H", 1 Karton mit der Aufschrift "MATRICELL", der 8 gebrauchte und eine volle Phiole enthielt, 1 Gegenstand mit 5 leeren Phiolen "MATRICELL", welcher im Mistkübel gefunden wurde, 3 gebrauchte Papierservietten (mit rotfarbigen Spuren bzw. Flecken), welche im Mistkübel gefunden wurden."

    (Anm.: Die Staatsanwaltschaft Turin stellte fest, dass es sich bei den "BIOTEST"-Geräten tatsächlich um Hämoglobinmesser gehandelt habe.)


    Martin Tauber: "1 BIOTEST-Gerät/Vorrichtung (zur Überprüfung des Hämoglobinwerts) auf dem Nachttisch von Herrn Tauber, 2 Behälter mit 18 bzw. 11 medizinischen Geräten/Vorrichtungen zur Überprüfung des Hämoglobinwerts (in der Reisetasche des genannten Sportlers), 14 medizinische Geräte/Vorrichtungen, einschließlich: (i) 1 geöffnete Packung mit Nadeln, darunter gebrauchte Einweg-Nadeln mit Blutspuren; (ii) 10 verschlossenen Schachteln mit Einwegnadeln; (iii) 2 ungeöffnete Packungen mit Infusions- bzw. Transfusionsnadeln; (iv) 1 ungeöffnete Packung mit Infusionsbehelf" (APA)

    ####################################

    toni innauer, ösv-sportdirektor, zuständig für die nordischen, heute in "DER STANDARD": "Selbstverständlich war es Doping, da gibt es für mich keine Zweifel."

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    schröcksnadel in der legendären pressekonferenz in turin in perfektem englisch:

    "we are a too small country to make good doping"

  • VincenteCleruzio
    un galant´omu
    • 31. Mai 2007 um 23:28
    • #52
    Zitat

    Original von mig_69

    österreich hatte bei den olympischen spielen in turin (und auch bei den allermeisten anderen) keinen einzigen positiven dopingfall.

    anscheinend doch:

    gestern mittwoch, 30. mai 2007:

    "Der Disziplinar-Ausschuss des Österreichischen Ski-Verbandes hat den Biathleten Wolfgang Perner des Dopings überführt. Die Kommission, die die Dopingaffäre bei den Winterspielen 2006 in Turin untersucht, hat "aufgrund der nun vorliegenden neuen Unterlagen festgestellt, dass Perner Wolfgang Blutdoping angewendet hat", hieß es am Mittwoch ... Die ÖSV-Kommission war - erstmals mit ÖOC-Vizepräsident Dieter Kalt als Beisitzendem - den ganzen Mittwoch mit den Befragungen beschäftigt. Für 15. Juni sind weitere Anhörungen von Athleten und Betreuern geplant."

  • nordiques!
    Gast
    • 3. Juni 2007 um 22:19
    • #53
    Zitat

    Original von VincenteCleruzio

    ####################################

    toni innauer, ösv-sportdirektor, zuständig für die nordischen, heute in "DER STANDARD": "Selbstverständlich war es Doping, da gibt es für mich keine Zweifel."

    ####################################

    schröcksnadel in der legendären pressekonferenz in turin in perfektem englisch:

    "we are a too small country to make good doping"

    Alles anzeigen

    :D womit schröcksnadel ja vollkommen recht hat: hättens nämlich gut & gscheit gedopt, hätte man sie nicht erwischt ... :P

    und schön, daß mr.innauer nach einem jahr jetzt auch zum schluß kommt, daß es doping war - zufälligerweise zu dem zeitpunkt, an dem von ioc-seite die würfel gefallen sind und es an der zeit ist, sich punkto ösv und fis und oöc auf die richtige seite zu stellen. ein paar monate früher wäre sein statement unberechnender gewesen, aber maybe habe ich selbiges auch seinerzeit überlesen/hört :P .

    sowieso: sämtliches anti-doping vorgehen von ioc oder cas oder wada dient ohnehin nur dem zweck, den schein, daß außerhalb der schwarzen schafe (sei es jetzt einzelsportler, einzelteams oder einzelverbände) eh alles in ordnung sei, aufrecht zu erhalten. weil alle (inklusive medien) genau wissen, daß ihr ganzes wunderbares sportgeldsystem zusammenbrechen würde, falls sich die ausnahmen über die vermutung hinaus als regel erweisen würden. mit anti-doping oder gar dem ernsthaften befassen mit dieser thematik hat das ganze schon lange nichts mehr zu tun (zb kann die wada gar nicht für das ende des doping im sport eintreten und sorgen, weil sie damit ihre eigene institution überflüssig machen würde - und keine institution löst sich selber auf ;) ), da eine solche diskussion ein paar prinzipielle eingerostete paradigmen des internationalen sportfunktionärs - und sportmedienwesens in frage stellen würde, va was unschuldsvermutung und chancengleichheit und selbstbestimmung betrifft. und an sowas hat nun wirklich niemand ein interesse, weil man - eh schon zuvieler ideal beraubt - an den letzten scheinbaren mit aller macht, krampf und willkür festzuhalten bereit ist.

    die ösv-biathleten haben mit sicherheit gedopt - no na - nur verdienen sie nicht den prügel und die willkür für einzelne sündenböcke.

    deckel zu.

  • VincenteCleruzio
    un galant´omu
    • 4. Juni 2007 um 00:57
    • #54
    Zitat

    Original von nordiques!
    :D womit schröcksnadel ja vollkommen recht hat: hättens nämlich gut & gscheit gedopt, hätte man sie nicht erwischt ... :P

    wenn ich schröcksnadel recht verstanden habe, wollte er zum ausdruck bringen, dass die biathleten und langläufer in turin nicht gedopt haben, weil österreich als kleines land dazu gar nicht in der lage sei.

    ich versteh schon, dass sich die spitzen der genannten organisationen nach den vorfällen von salt lake city und turin mit solch einem "regressiven abwehrmechanismus", ja, mit "verleugnung", also mit dem nicht-anerkennen äußerer realitäten durch den immerhin ösv-präsidenten schwer tun.

    Zitat

    Original von nordiques!
    sowieso: sämtliches anti-doping vorgehen von ioc oder cas oder wada dient ohnehin nur dem zweck, den schein, daß außerhalb der schwarzen schafe (sei es jetzt einzelsportler, einzelteams oder einzelverbände) eh alles in ordnung sei, aufrecht zu erhalten. weil alle (inklusive medien) genau wissen, daß ihr ganzes wunderbares sportgeldsystem zusammenbrechen würde, falls sich die ausnahmen über die vermutung hinaus als regel erweisen würden.

    ist mir, offen gesagt, zu "schwarz-weiss" gezeichnet. weil "nur" ein "paar schwarze schafe" erwischt und an den pranger gestellt werden (können), heißt das ja noch lange nicht, dass alle anderen schafe "weiss" sind. sehe auch keine indizien dafür, dass es ziel der genannten institutionen sei, durch "sünden-bock-politik" den schein zu wahren, konkret einigen wenigen (kleinen ländern wie österreich) medienwirksam das problem "doping" umzuhängen, um von einem "dopen tun doch (fast) alle" abzulenken.

    dass "normabweicher" ihr wegen des normbruchs doping "schlechtes gewissen" dadurch zu entlasten suchen, dass sie denselben normbruch auf andere "projizieren", wissen wir seit freud: er hat diesen abwehrmechanismus nicht zufällig in dem land entdeckt, in dem dieser alte hut ganz besonders gerne geschwenkt wird.

    Zitat

    Original von nordiques!
    mit anti-doping oder gar dem ernsthaften befassen mit dieser thematik hat das ganze schon lange nichts mehr zu tun (zb kann die wada gar nicht für das ende des doping im sport eintreten und sorgen, weil sie damit ihre eigene institution überflüssig machen würde - und keine institution löst sich selber auf ;) ), da eine solche diskussion ein paar prinzipielle eingerostete paradigmen des internationalen sportfunktionärs - und sportmedienwesens in frage stellen würde, va was unschuldsvermutung und chancengleichheit und selbstbestimmung betrifft. und an sowas hat nun wirklich niemand ein interesse, weil man - eh schon zuvieler ideal beraubt - an den letzten scheinbaren mit aller macht, krampf und willkür festzuhalten bereit ist.

    die ösv-biathleten haben mit sicherheit gedopt - no na - nur verdienen sie nicht den prügel und die willkür für einzelne sündenböcke.

    deckel zu.

    selbstverständlich lohnte es sich immer, diverse aspekte des leistungssports zu diskutieren, ob zB die olympischen ideale "citius, altius, fortius" angesichts der diversen "opfer", die dafür erbracht werden, überhaupt erstrebenswerte ideale sind.

    insbesondere lohnt es sich, darüber zu diskutieren, warum athleten und ihre trainer durch regelwidriges dopen konkurrenten und fans betrügen, warum athleten für den sieg und den nationalen und internationalen ruhm und das geld, das sie für den sieg erhalten, usw usw bereit sind, ihre gesundheit, ja, sogar ihr leben durch verbotenes doping aufs spiel zu setzen: sollen sie das in ausübung ihres rechts auf selbstbestimmung nicht tun dürfen?

    solche grundsatzfragen entbinden die anti-doping-instanzen aber nicht, ihren aufgaben zur kontrolle der einhaltung der anti-doping-regeln nachzugehen und die für doping angedrohten sanktionen zu verhängen, nachdem in turin bei einer razzia bei mehreren österreichischen biathleten und langläufern material gefunden worden ist, dessen besitz als verbotenes doping gilt.

    dass normen immer und überall gebrochen werden, dass der normbruch also "das normalste auf dieser welt ist", und dass die geltung der normen (staatlicher gesetze, ehtischer und moralischer normen) durch gelegentliche normbrüche und vor allem durch die reaktionen auf diese normbrüche bestätigt werden (müssen), das wissen wir seit emile durkheim. wenn nämlich die normabweichung in einer gesellschaft zur regel wird, wenn das "kollektive gewissen" nicht mehr in der lage ist, für die aufrechterhaltung der ordnung zu sorgen (seit Durkheim wird dieser zustand "anomie" genannt), dann wird es gefährlich für eine gesellschaft, weil sie vor allem durch gemeinsame wertvorstellungen zusammen gehalten wird.

    deshalb ist es so wichtig, dass auf jeden erkannten normbruch mit (möglichst milden, weil nicht schlechter als harte) sanktionen reagiert wird, um die unverbrüchlichkeit der norm zu bekräftigen und anomische zustände zu verhindern.

    solange es anti-doping-normen gibt, die die gesundheit der sportler bezwecken und die alleine deshalb zu befürworten sind, brauchen wir institutionen wie die wada. die wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass sie eines tages nichts mehr zu tun haben wird, weil verbotenes doping aufhört - dein "malmot", dass die wada gar nicht das "ende des dopings" anstrebt, weil sie mit dem ende des dopings "überflüssig" werden würde, kauf ich dir nicht ab.

    ich hätte mir in dieser ganzen geschichte gewünscht, dass sich der ösv der realität gestellt und für transparenz hinsichtlich "seiner ösv-sportler" gesorgt hätte. von einem ösv-präsidenten schröcksnadel ist so etwas aber nicht zu verlangen. er entlastet sein "schlechtes gewissen", dass ösv-sportler aus dem bereich biathlon und langlauf vier jahre nach salt lake city in turin wieder beim dopen erwischt worden sind, bis heute damit, dass ja nicht der ösv = schröcksnadel, sondern der "chef de mission" des öoc die inkriminierten sportler in turin "akkreditiert" hat - als ob jungwirth mehr als die vom ösv zusammengestellte liste mit den namen der ösv-biathleten und ösv-langläufer abgenickt hätte.

    salute, vincente.

    aussendung des ösv vom 24.5.2007:

    "1. Ethik und Fairness sind die obersten Maxime der olympischen Bewegung und dies sollte nicht nur während des sportlichen Wettkampfs, sondern für alle sonstigen Verfahren und Abhandlungen Gültigkeit haben.

    2. Der Österreichische Skiverband und sein Präsidium waren seit jeher gegen jede Art von Doping und für sauberen Sport. Der ÖSV hat daher stets die erforderlichen Maßnahmen getroffen. Auch im konkreten Fall hat der ÖSV sofort gehandelt und seinen zuständigen Disziplinarausschuss einberufen (wie dies auch in den gültigen Bestimmungen des BSFG vorgesehen ist).

    3. Der Österreichische Skiverband und sein Präsidium haben sich jedoch immer gegen Pauschalverdächtigungen, Vorverurteilungen oder Vernaderung (Verleumdung) von Sportlern ausgesprochen und sind für faire Verfahren in der Disziplinargerichtsbarkeit und die Wahrung der Grundrechte eingetreten. Die Ergebnisse des derzeitig schwebenden Verfahrens beim CAS und die sich daraus ergebenden Urteile werden in aller Konsequenz vom ÖSV unverzüglich umgesetzt. Während der Dauer dieser Untersuchungen stellt der Präsident des ÖSV seine Funktion im ÖOC ruhend.

    4. Der Präsident des Österreichischen Skiverbandes fordert daher auch im Interesse aller Sportler die Einsetzung einer vom ÖSV und ÖOC unabhängigen Untersuchungskommission, die hinsichtlich der Vorgänge anlässlich der Winterspiele in Turin 2006 zu untersuchen hat, inwieweit dem ÖSV und/oder ÖOC oder anderen Verantwortlichen Fehlverhalten vorwerfbar ist.

    5. Eine finanzielle Forderung des ÖOC wird bis zum Abschluss aller Verfahren und Untersuchungen auf das Entschiedenste zurückgewiesen, da die Akkreditierung und Verantwortung über die Sportler und Funktionäre beim Chef de Mission, Dr. Heinz Jungwirth, gelegen waren.

  • nordiques!
    Gast
    • 11. Juni 2007 um 01:06
    • #55
    Zitat

    Original von VincenteCleruzio

    dass normen immer und überall gebrochen werden, dass der normbruch also "das normalste auf dieser welt ist", und dass die geltung der normen (staatlicher gesetze, ehtischer und moralischer normen) durch gelegentliche normbrüche und vor allem durch die reaktionen auf diese normbrüche bestätigt werden (müssen), das wissen wir seit emile durkheim. wenn nämlich die normabweichung in einer gesellschaft zur regel wird, wenn das "kollektive gewissen" nicht mehr in der lage ist, für die aufrechterhaltung der ordnung zu sorgen (seit Durkheim wird dieser zustand "anomie" genannt), dann wird es gefährlich für eine gesellschaft, weil sie vor allem durch gemeinsame wertvorstellungen zusammen gehalten wird.

    deshalb ist es so wichtig, dass auf jeden erkannten normbruch mit (möglichst milden, weil nicht schlechter als harte) sanktionen reagiert wird, um die unverbrüchlichkeit der norm zu bekräftigen und anomische zustände zu verhindern.

    das g'fallt ma ;) ... frag mich nur, wer diese normen definiert und ob diese definierten normen dann auch mit den tatsächlich handlungsleitenden normen übereinstimmen? denk einfach mal dran, welche normen unsere moderne gesellschaft zusammenhalten - oder sich als allgemeingültige normen durchgesetzt haben - (paßt auch grad nach dem g8-hohngipfel sehr gut) und dann stell dir selber die frage, ob einzeln repäsentativ erwischte (den zu mehr sind alle anti-dopingbehörden mangels ausreichend struktureller, personeller und finanzieller ressourcen gar nicht in der lage) dopingsünder wirklich so an den pranger gestellt gehören, wie es es seit dem fall johnson 1988 eben der gute ton im modernen spitzensport zu sein scheint?

    warum sollen sportler moralischer sein als die umwelt, in der sie existieren/agieren und in der selbst das verurteilende ioc fast bei jeder olympiavergabe der letzten jahre der geruch von korrumption und voreingenommenheit umgeben hat?

    und das hat jetzt nix mit einem entlastungsversuch eines normabweichlers zu tun (ICH darf ja bis zu einem gewissen grad dopen, da ich ja kein spitzensportler bin :D ), sondern damit, daß ich nicht glaube, mit einer seit fast 3 jahrzehnten gleich ablaufenden dopingdiskussion dem ganzen problem jemals beikommen zu können (erinnert mich nicht ungefähr an uns allen gut bekannte nachwuchsdiskussionen in heimischen mannschaftssportarten). grade anhand des radsports sieht man ja, daß sogar verschärfte kontrollen und eine jahrelange öffentliche diskussion wenig an der problematik an sich geändert haben (es mag aber auch sein, daß repäsentativkontrollen bzw. -strafen nun eben mal wenig dazu geeignet sind, verhaltensänderungen zu bewirken, da halt die chance des durchschlüpfens zu groß und zu verführerisch ist - sieht man zb auch bzgl verkehrssicherheit, nachdem ich grad von einer a2-feiertagsrückreise inkl gewitterregen heimgekommen bin).

    ich hab auch nirgendwo bestritten, daß österreichs biathleten in turin (und davor und wahrscheinlich auch danach) gedopt haben, da ich von anbeginn des heimischen nordischen aufschwungs sowieso solche verdächte gehegt habe (nachdem damals von einer professionalisierung der medizinischen betreuung die rede war :D ), mich stört nur die scheinmoral im umgang mit den erwischten und der absolute unwille von medien wie auch institutionen, die ganze thematik auch einmal aus einem anderen blickwinkel als den allgemein für gültig erachteten zu betrachten.

    ich weiß nämlich nicht, ob jetzt die herde mehr schwarz als weiß ist (ich vermute nur - aus langjährigem interesse an diesem thema), aber das ioc/wada/vincente wissen es in wahrheit auch nicht, da prozentuell geringe nichtrepräsentative stichproben trotz verbesserter methoden zwar eine gewisse aussagekraft mitbringen, aber eben nur einen bruchteil aller sportlichen aktivitäten in einem bestimmten zeitfenster erfassen können und kaum für die grundgesamtheit stehen können.

    trotzdem tun sie so als ob, obwohl ihr ansatz in den letzten 3 jahrzehnten wahrlich nicht zu einer verringerung der dopingtätigkeit im sport geführt hat. kann sein, daß ihr ansatz falsch ist und fragen falsch gestellt werden, oder beläßt man es lieber dabei, wie auch deinereins, alles abweichend denkende als 'zu scharz-weiß' abzuklassifizieren und damit gleich im ansatz jede diskussion und jedes überlegen zu unterbinden?

    im aktuellen verständnis von doping und wie man damit umzugehen hat handeln ioc/wada/cas/medien/verbände mit sicherheit richtig innerhalb ihrer eigenen definition (auch mit der wahnwitz-forderung, vermehrt sportler für sportvergehen strafrechtlich belangen zu können), doch wer besagt, daß diese definitionen für die ewigkeit zu gelten haben (vor allem, wenn sie ohne grundsatzdiskussionen erstellt werden) und nie wieder angetastet werden können?

    gruß aus der gruft ;)

    p.s.: flusser war's glaubi, der gesagt hat: die pässe sind dazu da, um das paßamt zu erhalten. ....

    ... und das doping eben, um die wada zu erhalten. :D

  • VincenteCleruzio
    un galant´omu
    • 7. Juli 2007 um 22:56
    • #56
    Zitat

    Original von nordiques!
    ... frag mich nur, wer diese normen definiert und ob diese definierten normen dann auch mit den tatsächlich handlungsleitenden normen übereinstimmen?

    die anti-doping-normen haben sich zunächst die sportverbände selbst gegeben - aus gegebenen anlässen wie todesfällen etc. neuerdings mischen auch die parlamente diverser länder mit und erlassen anti-doping-gesetze - dass auch dabei immer wieder einmal "geheuchelt" worden ist und wird, haut mich nicht vom hocker; "double-standards" sind die geschwister der "standards" (copyright vincente).

    dass die anti-doping-normen die dem spitzensport immanente "leistungssteigerung" durch bestimmte substanzen und praktiken behindern und insofern im "widerspruch" zu den zB olympischen idealen "citius, altius, fortius" stehen, ist auch klar. aber auch keine besonderheit des sports. auch sonst ist aus verschiedensten gründen "nie alles erlaubt", was der erreichung positiv formulierter ziele dient, bei uns zb sklaven- und kinderarbeit, organhandel, die folter zu erlangung von geständnissen etc; anderswo gibt es das allerdings immer noch oder schon wieder.

    Zitat

    Original von nordiques!
    denk einfach mal dran, welche normen unsere moderne gesellschaft zusammenhalten - oder sich als allgemeingültige normen durchgesetzt haben - (paßt auch grad nach dem g8-hohngipfel sehr gut) und dann stell dir selber die frage, ob einzeln repäsentativ erwischte (den zu mehr sind alle anti-dopingbehörden mangels ausreichend struktureller, personeller und finanzieller ressourcen gar nicht in der lage) dopingsünder wirklich so an den pranger gestellt gehören, wie es es seit dem fall johnson 1988 eben der gute ton im modernen spitzensport zu sein scheint?

    die erste frage ist in pluralistischen, multikulturiellen und multireligiösen gesellschaften kaum zu beantworten - mir als europäer fallen dazu immer die ideale der aufklärung ein, die demokratie, die menschenrechte und die toleranz und die "liberté, egalité, fraternité". und, weil ich ein fröhlicher kindskopf bin, auch der "gervais".

    im zweiten punkt gebe ich dir recht beim befund: es ist immer so, dass nie alle erwischt werden (können) - nicht einmal in totalitären systemen mit (fast) lückenloser kontrolle. und es ist - aus gerechtigkeitsvorstellungen heraus - immer problematisch, einen einzelnen an den pranger zu stellen und dafür zu "instrumentalisieren", ein zeichen zu setzen, auf dass andere potentielle (doping)sünder abgeschreckt oder normkonforme sportler und andere menschen ermuntert werden, auf dem pfad der tugend zu bleiben.

    aber was wäre die alternative? totale kontrolle wäre nicht nur unmenschlich - 24h-7/7d-observationen -- und kaum bezahlbar, sie brächte gar keine 100prozentige sicherheit - wer kontrolliert, dass sich die kontrollore nicht mit den kontrollierten verbrüdern, verschwestern oder sonst was? und "erwischte" doper aus gerechtigkeitsgründen nur deshalb ungeschoren davon kommen zu lassen, weil es mit ziemlicher sicherheit immer auch andere gibt, die man beim dopen nicht erwischt hat, würde das ganze ad absurdum führen: dann könnte doping gleich freigegeben werden - wäre das deine lösung für die von dir zu recht konstatierte misere in all den jahren? - und noch mehr sportler würden daran sterben oder schwere gesundheitliche (dauer)schäden erleiden.

    wie auch sonst im wirklichen leben ist immer nur die annäherung an ein ideal realistisch und ein kompromiss zwischen gegensätzlichen zielen das vernünftigste. das ist aber doch auch schon etwas, oder nicht?

    Zitat

    Original von nordiques!
    warum sollen sportler moralischer sein als die umwelt, in der sie existieren/agieren und in der selbst das verurteilende ioc fast bei jeder olympiavergabe der letzten jahre der geruch von korrumption und voreingenommenheit umgeben hat?

    medien, sport- und unterrichtsminister und sonstige werbefritzen, sportler selbst und auch andere machen aus sportlern bisweilen "heldengestalten" und verlangen von diesen "helden" mehr als von den sie verehren sollenden normalsterblichen. ist nicht meine auffassung.

    menschen, die normen nicht achten, taugen nicht als richter, keine frage. und es hat tatsächlich bewiesene fälle von bestechung einiger, weniger ioc-mitglieder gegeben, was bei der großen zahl an ioc-mitgliedern und bei den enormen ökonomischen interessen bei der vergabe von olymischen spielen nicht wirklich wundert - ioc-mitglieder sind auch nur menschen.

    meines wissens sind die konsequenzen aber jeweils gezogen worden und damit ist das ioc befähigt, über dopende sportler zu richten.

    Zitat

    Original von nordiques!
    ... daß ich nicht glaube, mit einer seit fast 3 jahrzehnten gleich ablaufenden dopingdiskussion dem ganzen problem jemals beikommen zu können ... grade anhand des radsports sieht man ja, daß sogar verschärfte kontrollen und eine jahrelange öffentliche diskussion wenig an der problematik an sich geändert haben ... (es mag aber auch sein, daß repäsentativkontrollen bzw. -strafen nun eben mal wenig dazu geeignet sind, verhaltensänderungen zu bewirken, da halt die chance des durchschlüpfens zu groß und zu verführerisch ist ... mich stört nur die scheinmoral im umgang mit den erwischten und der absolute unwille von medien wie auch institutionen, die ganze thematik auch einmal aus einem anderen blickwinkel als den allgemein für gültig erachteten zu betrachten ... ob jetzt die herde mehr schwarz als weiß ist (ich vermute nur - aus langjährigem interesse an diesem thema), aber das ioc/wada/vincente wissen es in wahrheit auch nicht ... da prozentuell geringe nichtrepräsentative stichproben trotz verbesserter methoden zwar eine gewisse aussagekraft mitbringen, aber eben nur einen bruchteil aller sportlichen aktivitäten in einem bestimmten zeitfenster erfassen können und kaum für die grundgesamtheit stehen können. trotzdem tun sie so als ob, obwohl ihr ansatz in den letzten 3 jahrzehnten wahrlich nicht zu einer verringerung der dopingtätigkeit im sport geführt hat.

    in bestimmten sportarten wie beim radfahren scheint die herde mehr schwarz als weiss zu sein, schaut ganz danach aus. möglicherweise ist auch die "kontrolldichte" bei bestimmten sportarten zu gering und sind die kontrollore zu "patschert".

    habe freilich nie behauptungen des ioc, der wada etc wahrgenommen, dass es heute "weniger" doping gäbe als früher - die zahlen der in letzter zeit vermehrt entdeckten "doping-sünder" spräche weder für, noch gegen diese these, weil wir die dunkelziffern früher und heute nicht kennen. veränderungen von hellfeldzahlen können ausdruck von vermehrten/verringerten und/oder besseren/schlechteren kontrollen sein oder resultat veränderten verhaltens der sportler.

    sehr wohl aber wahrgenommen habe ich änderungen der "ansätze". die drohung des ioc zB, österreich von den nächsten winter- und sommerspielen auszuschließen, wenn nach den vorfällen von salt lake city und turin nicht endlich im eigenen stall "ausgemistet", sondern weiterhin herumgeblödelt und die denkende welt weiterhin zu verarschen versucht wird, würde ich zB schon als solch neuen ansatz bezeichnen.

    Zitat

    Original von nordiques!
    ... wie auch deinereins, alles abweichend denkende als 'zu scharz-weiß' abzuklassifizieren und damit gleich im ansatz jede diskussion und jedes überlegen zu unterbinden? ... die pässe sind dazu da, um das paßamt zu erhalten

    war nie und nimmer mein anliegen, liebe konträre ansichten und den gedankenaustausch darüber. da ist dir etwas in die "falsche kehle" gerutscht. habe deine these, wie du selbst schreibst, als "zu" schwarz-weiss gezeichnet bezeichnet - anerkenne damit, dass da auch unterschiedliche graue töne dabei sind -, nach der - siehe wieder oben - "sämtliches anti-doping vorgehen von ioc oder cas oder wada ... ohnehin nur dem zweck" dient, den "schein" zu wahren, dass bis auf die paar erwischten und an den pranger gebundenen "tutti paletti" wären.

    deine "sündenbock" - und "ablenkungstheorie" halte ich in dieser absolutheit weiterhin für, hoffe, das passt jetzt besser, "überzeichnet".

    der kampf gegen illegales doping wird so wie der gegen mord, diebstahl und amtsmissbrauch ewig dauern und illegales doping wird so wie mord, diebstahl und amtsmissbrauch und all die anderen normabweichungen nie ausgerottet werden - schließlich sind sportler, ihre trainer, teamchefs, sponsoren, sportminister auch nur fehlbare menschen.

    und die verfolger von doping werden wie kriminalpolizisten, staatsanwälte, richter und passbeamte ewig mit dem vorwurf leben müssen, sie würden nur deshalb verfolgen, anklagen, richten und pässe ausstellen, damit sie ein einkommen haben.

    salute, vincente.

    2 Mal editiert, zuletzt von VincenteCleruzio (7. Juli 2007 um 23:15)

  • mauti99
    Gast
    • 8. Juli 2007 um 04:49
    • #57

    @ nordiques!

    verdammt nochmal, war höchste zeit, dass du dich aus deiner gruft meldest!! :)

    pro nordiques! postings, und zwar REGELMÄSZIG!!

    lg mauti99

  • geri
    EBEL
    • 8. Juli 2007 um 13:33
    • #58
    Zitat

    Original von mauti99
    @ nordiques!

    verdammt nochmal, war höchste zeit, dass du dich aus deiner gruft meldest!! :)

    pro nordiques! postings, und zwar REGELMÄSZIG!!

    lg mauti99

    Ja mein ich auch. :D Aber ich werde müde beim Durchlesen der Kommunikation dieser beiden Schreibakrobaten ;) ;) ;)

  • c-bra
    EBEL
    • 8. Juli 2007 um 23:36
    • #59
    Zitat

    Original von geri

    Ja mein ich auch. :D Aber ich werde müde beim Durchlesen der Kommunikation dieser beiden Schreibakrobaten ;) ;) ;)

    aber dennoch sehr gute beiträge - lesenswerter als sehr vieles hier

  • VincenteCleruzio
    un galant´omu
    • 16. Februar 2008 um 14:34
    • #60

    aus der tiroler tageszeitung vom 14.2.2008 - der neue aspekt dieser unendlichen geschichte: das "eigenblutdoping" auch noch der privatversicherung als medizinische behandlung "einidrucken", damit sie die kosten übernimmt. tja, damit ist der bereich des arzneimittelgesetzes verlassen, das den sportler straffrei läßt, damit sind auch die sportler mitten drinnen im strafgesetzbuch , und zwar beim betrug. die "gier ist wirklich ein luder", selbst relativ bescheidene "behandlungskosten" werden nicht selbst getragen, sondern dritten untergejubelt.


    Anzeige gegen 30 Sportler: Doping zusatzversichert?

    FLORIAN MADL

    Eine anonyme Anzeige beim Bundeskriminalamt birgt Brisanz: 30 Sportler werden mit Blutdoping und Versicherungsbetrug in Zusammenhang gebracht.

    Innsbruck - Die Dopingturbulenzen rund um die Olympischen Winterspiele in Turin schienen abzuebben, da wird einem Insider eine anonyme Anzeige beim Bundeskriminalamt in Wien zugespielt.„Erstmals kann man von einem greifbaren Straftatbestand sprechen, erstmals ermitteln die heimischen Behörden auf Eigeninitiative", ist sich Gerd Millmann sicher, der in besagter Thematik seit geraumer Zeit recherchiert und unlängst mit dem brisanten Schriftstück konfrontiert wurde. Bisher habe sich die Untersuchung auf italienische Rechtshilfeansuchen gestützt.Es handelt sich bei den angeführten Personen vornehmlich um Ausdauersportler aus dem In- und Ausland. Pikant: In besagter anonymer Anzeige ist von verbotenen Vorgängen die Rede, die über Zusatzversicherungen abgegolten würden. Die ärztliche Diagnose sei in diesen Fällen eine andere gewesen, vermutet der Autor ein kriminelles System. Ein Versicherungsbetrug also.

    Unvorstellbar? Mitnichten. Den Gesprächen Gerd Millmanns zufolge sei es den betreffenden Stellen völlig egal, wessen Blut sie da behandeln und lagern würden: „Hauptsache, sie bekommen das Geld dafür."„Systematisch seit 2000"

    Die Anzeige bezieht sich auch auf Fälle aus der Vergangenheit: „Dieses Blutdoping samt Versicherungsbetrug wurde [...] systematisch seit dem Jahr 2000 bis zum Sommer 2006 betrieben. Im Jahr 2006 kam es in Folge einer Razzia und polizeilicher Ermittlungen [...] zur Beendigung dieser Tätigkeiten, weil befürchtet wurde, dass sowohl Blutdoping als auch Versicherungsbetrug publik würden.

    "Die Informationen würden von Athleten stammen, die selbst Blutdoping betrieben hätten, sowie von ermittelnden Personen. Auch eine Empfehlung vermerkt der anonyme Anzeiger: „Rechtshilfeansuchen an die Staatsanwaltschaft in Italien würden mit hoher Wahrscheinlichkeit stichhaltige Hinweise auf Versicherungsbetrug und Blutdoping bringen.

    "Für Gerd Millmann ein längst fälliger Schritt: „Das hätte schon lange geschehen sollen. Aber nicht alle Behörden sind an einer Aufklärung der Hintergründe interessiert." So hätte sich bis dato keine offizielle Stelle für die Aussagen österreichischer Olympia-Sportler und -Betreuer im Zusammenhang mit den Winterspielen 2006 in Turin interessiert. Millmann ist sich sicher: „Da werden dann einige ins Schwitzen kommen, ohne zu trainieren."

    15.2.

    Die Verdächtigungen sorgen für Aufruhr

    FLORIAN MADL MAX STROZZI

    Die der TT vorliegenden Anzeige beim Bundeskriminalamt schlug gestern Wellen. In- und ausländische Medien interessierten sich für Verdachtsmomente wegen Blutdopings und Versicherungsbetrugs.

    Wien - Gestern bestätigte das Bundeskriminalamt (BK) in Wien den Eingang der anonymen Anzeige gegen 30 in- und ausländische Sportler aus der Ausdauerszene, die Tiroler Tageszeitung berichtete gestern exklusiv. Blutdoping und Versicherungsbetrug, heißt es in dem sechsseitigen Schriftstück (siehe links), das auf diverse Verdachtsmomente hinweist und Namen nennt.Staatsanwalt informiert„Wir haben den Staatsanwalt darüber informiert, nun werden weitere Schritte überlegt", bestätigt BK-Sprecher Gerald Hesztera gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Zum Inhalt sage man nichts, es gäbe laufende Ermittlungen.„Wir sehen uns das an und entscheiden, ob und wen wir einschalten", heißt es aus dem Büro der Staatsanwaltschaft: „Wir müssen erst schauen, wer sich als konkreter Verdächtiger ergibt. Erst irgendwann in der nächsten Woche wissen wir mehr.

    "Mehr wissen wollten in- und ausländische Medien, die sich diesbezüglich in der Redaktion der Tiroler Tageszeitung und bei Doping-Experten Gerd Millmann meldeten: „Man bedankte sich bei mir, dass ich half, den Stein ins Rollen zu bringen. Und zudem haben sich zwei Leute bei mir gemeldet, die meinten, noch mehr zu wissen", erzählte Millmann.

    Der Staatsanwalt ermittelt

    Der Vorwurf des Versicherungsbetrugs verhallte gleichfalls nicht ungehört, wenngleich Helmut Krieghofer, Tiroler Landesdirektor von Anbieter Uniqa, einschränkte: „Uns sind derzeit keine solchen Fälle bekannt. Allerdings warten wir bei Bekanntwerden auf Ergebnisse der damit betrauten Staatsanwaltschaft."


    auszüge aus der strafanzeige:


    Anzeige im Wortlaut

    Mir ist folgende Faktenlage bekannt: Drei Ärzte haben in den letzten Jahren systematisch Blutdoping betrieben und setzen diese Tat bis heute fort. Es handelt sich um [...].

    [...] hat am Standort [...] namhaften österreichischen und ausländischen Sportlern Blut und Blutplasma abgenommen. Und zwar zum Zweck des Eigenblutdopings. Das Blut wurde und wird [...] für Zwecke des Tiefkühlens präpariert und [...] gelagert. Im Gebrauchsfall (also vor großen Wettkämpfen) wurde und wird das präparierte Eigenblut [...] entnommen und entweder am Ort [...] oder vor Ort der Wettkämpfe wieder zugeführt.

    Gegenüber [...] wurde und wird die Präparierung und die Lagerung der Blutbeutel via „Privatpatient" verrechnet. Gegenüber den (Zusatz-)versicherungen wurden und werden die Kosten für Präparierung und Lagerung mit verschiedenen notwendigen medizinischen Behandlungen begründet, nicht aber mit Blutdoping.

    Dieses Blutdoping samt Versicherungsbetrug wurde von [...] systematisch seit dem Jahr 2000 bis zum Sommer 2006 betrieben. Im Jahr 2006 kam es in Folge einer Razzia und polizeilicher Ermittlungen [...] zur Beendigung dieser Tätigkeiten, weil befürchtet wurde, dass sowohl Blutdoping als auch Versicherungsbetrug publik würden [...]. In Folge dieser Befürchtung gründeten [...] die Gesellschaft [...]. An diesem Ort wird das Blutdoping samt Versicherungsbetrug weitergeführt. Ausführende Ärzte sind die beiden oben genannten [...]. Verrechnet wird dieses Blutdoping via (Zusatz-)versicherung.

    Ich habe diese Informationen von Athleten, die selbst dort Blutdoping betrieben bzw. betrieben haben sowie von ermittelnden Personen. Erkenntnisbringende Auskunftspersonen sind: [...]

    Die oben angeführten Sportler wurden mir als „Patienten" der drei oben genannten Ärzte genannt. Sie haben nach diesen Angaben Blutdoping und Versicherungsbetrug betrieben. Darüberhinaus wurden mir noch folgende Sportlern aus zuverlässiger Quelle genannt [...].

    Hotels und Firmengeflecht

    Nicht in [...] lebende Sportler haben [...] zum Zweck des Blutdopings und Versicherungsbetrugs via Flugzeug bzw. PKW aufgesucht und dabei jeweils von Samstag auf Sonntag in Hotels in der unmittelbaren Nachbarschaft [...] genächtigt. Um unerwünschte Öffentlichkeit zu vermeiden, wurden Blut- sowie Blutplasmaabnahme bzw. -zuführung jeweils Sonntag morgens durchgeführt. Konkret wurden mir die Hotels [...] genannt.

    Nach meinen Erkenntnissen handelt es sich um ein Netzwerk, das weit mehr Stützpunkte als die Standorte [...] umfasst. Organisator dieses Netzwerks sind [...]. Die internationale Verflechtung [...] weist auf [...] führende Spuren hin. An derselben Adresse [...] sind [...] tätig. Diese Personen dienten als Strohmänner [...].

    2 Mal editiert, zuletzt von VincenteCleruzio (16. Februar 2008 um 14:53)

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