Meistertrainer Pierre Pagé vor Wechsel nach Österreich?
Berlin, 22.Februar 2007
Man beginnt sich in Berlin damit abzufinden, dass die von zwei Meistertiteln gekrönte Ära unter Cheftrainer Pierre Pagé nach dieser Spielzeit zu Ende gehen könnte. Fünf Jahre, in denen der EHC Eisbären die DEL über lange Strecken mit attraktivstem Eishockey beherrschte. Eine Saison des Mittelmaßes genügte jedoch scheinbar, um im Klub eine Situation zu schaffen, welche eine Fortsetzung dieser Zusammenarbeit mehr als nur in Frage stellt. Die Berliner Boulevardpresse wusste in dieser Woche gar schon von der Kündigung des Pagéschen Domizils im Stadtteil Zehlendorf zum 1.Mai zu berichten.
Zwar deuten einige Dinge auf eine Rückkehr Pagés in seine kanadische Heimat, die Gerüchteküche jedoch beginnt schon grenzüberschreitend zu brodeln und bringt mitunter Interessantes hervor. Nun tauchte der Name des Eisbären-Coaches im Internet erstmals als Gegenstand von Spekulationen auf, die ihn als möglichen Nachfolgekandidaten für Hardy Nilsson bei den Red Bulls Salzburg nennen. Guido Stapelfeldt, Pressesprecher beim österreichischen Tabellenführer und Meisterschaftskandidaten Nr.1, wehrte gegenüber Hockeyweb zwar noch energisch ab: „Ein Trainertausch ist bei uns derzeit kein Thema. Nach Ende der Saison werden mit Trainer Hardy Nilsson entsprechende Gespräche geführt, und dann werden wir sehen, ob und in welcher Position uns Hardy Nilsson erhalten bleibt“. In der Szene gilt allerdings als sicher, dass Nilsson seinen Platz an der Bande räumen muss, sollte der Meisterpokal trotz hohen finanziellen Aufwandes erneut nicht an der Salzach landen. Im vergangenen Jahr musste sich die Salzburger Startruppe noch überraschend dem Villacher SV beugen. Gespickt mit international erfahrenen Akteuren, wie etwa dem Finnen Juha Lind oder den österreichischen Nationalspielern Reinhard Divis, Dieter Kalt und Matthias Trattnig, die auch manch DEL-Klub gut zu Gesichte stehen würden, ist die Meisterschaft für die Mozartstädter dieses Mal geradezu eine Pflichtveranstaltung. Laut der Zeitung Salzburger Nachrichten seien Geschäftsführer Dr. René Dimter bereits 15 Trainer und 130 Spieler für die neue Saison angeboten worden. Nilsson soll dem Vernehmen nach bei einem Trainerwechsel der Job des Sportdirektors angeboten werden, berichtet das Blatt.
Nun gehört die österreichische Bundesliga nicht unbedingt zu den Leuchttürmen im europäischen Eishockey, doch wird gerade in Salzburg, mit dem Geld von Red Bull-Erfinder Dietrich Matteschitz, ein erfolgsorientiertes Projekt gefahren, das gehobenen Ansprüchen durchaus genügt. Insbesondere in die Nachwuchsentwicklung investieren die Red Bulls erstaunlich viel, was Parallelen zum Berliner Projekt herstellt und womöglich auch das Interesse von Pierre Pagé geweckt hat. Guido Stapelfeldt wirbt stolz: „Wir haben ein langfristig angelegtes Nachwuchskonzept - die Red Bulls Hockey Akademie -, entwickeln das aber immer weiter. Bestandteil der Hockey Akademie sind u.a. ein Internat mit derzeit 16 U20- und U17-Spielern, sowie Kooperationen mit verschiedenen Schulen. Insgesamt trainieren zurzeit mehr als 250 Kinder und Jugendliche in sechs Altersklassen bei uns. Seit drei Jahren - seit dem Aufstieg in die Bundesliga - haben wir auch ein Farmteam, das in der zweithöchsten Spielklasse, der Nationalliga, spielt. Diese Spieler kämpfen - ganz im Sinne der NHL-Farmteams - um Einsätze bzw. Plätze im Bundesligateam und dürfen während der Saison auch wahlweise in Bundes- und Nationalliga eingesetzt werden. Das ist vor allem für Österreicher, insbesondere Salzburger die Chance, sich ins Bundesligateam der Red Bulls zu spielen, und das wird von uns auch entsprechend gefördert“. Im Gegensatz zu den Eisbären Juniors in der deutschen Oberliga konnte sich das Salzburger Farmteam am vergangenen Wochenende für die Play-off in der Nationalliga qualifizieren.
Das geschichtsträchtige Salzburg, mit all seinen vielfältigen Möglichkeiten, wäre ohnehin ein Ort, an dem man sich einen an Kultur und Geschichte hochinteressierten Menschen wie Pierre Pagé sehr gut vorstellen könnte. Sogar sportpolitisch könnte sich Pagé als Vertreter des Eishockeysports einbringen und Salzburgs aussichtsreicher Bewerbung als Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2014 Flügel verleihen.
Matthias Eckart/ Oliver Koch
https://www.eishockeyforum.at/www.hockeyweb.de
Der Meistertrainer aus berlin in salzburg. Damit könnte sogar ich leben.