Playoff-Draft NLA - Droht Langeweile?
Von Martin Merk
In der NLB hat die Playoff-Auswahl vor und während der Spiele für Spannung und Aufregung gesorgt. In der höchsten Spielklasse hingegen droht Langeweile - zumindest bis die Playoffs auch auf dem Eis mit Zündstoff beginnen. Es bieten sich wenig spektakuläre Wahlmöglichkeiten für die Clubs an, dafür spannende Serien in der NLA.
Davos - ZSC Lions?
Arno del Curto, der allmächtige Trainer des HC Davos, hat bereits im Voraus seine Abneigung gegen die Auswahl angekündigt. Man werde einfach jenen Gegner wählen, denn man ohnehin erhalten hätte - ausser falls man ans andere Ende der Schweiz nach Genf reisen müsste. Alles andere als die Wahl der ZSC Lions, jener seit einem Jahr erfolglose Millionenclub, der den Bündner gerne als Trainer verpflichtet hätte, wäre eine Überraschung. Die Affiche, welche der HCD vor zwei Jahren im Finale schon für sich entscheiden konnte, sorgt für Spannung in der östlichen Schweiz. Und in der aktuellen Form scheinen die Zürcher ohnehin nicht zu einer Überraschung fähig. Zehn von zwölf Punkten konnten die Davoser in der Direktbegegnung zudem für sich gewinnen. Einziges Risiko: Der HCD zieht in Zürich und könnte das neue Hallenstadion vielleicht doch noch in einen Hexenkessel verwandeln. Mit emotionslosem Eishockey wie zuletzt bei den Zürchern wird das hingegen schwierig.
Bern - Servette?
Der SC Bern steht vielleicht vor der schwierigsten Wahl. Ausgerechnet jener Club, der hauptverantwortlich für dieses Wahlprozedere ist. Denn eigentlich wurde das Auswahlverfahren in einer ersten Abstimmung abgelehnt, bis Lüthi mit einer trickreichen Rede die NLA- und vor allem NLB-Clubs mit Medien- und Fernsehpräsenz für die Auswahl lockte und den "Playoff-Draft" in einer zweiten Abstimmung durchsetzte. Zumindest auf den Fernsehbildschirmen werden sich die Clubs enttäuscht sehen, doch das Wahlverfahren ist Realität geblieben. Realität ist auch, dass der SCB weder gegen Servette, Rapperswil noch gegen Kloten eine positive Bilanz herausholte in der regulären Saison. Gegen die Genfer und Klotener ist sie zumindest ausgeglichen, was aber auch nicht für eine einfache Serie spräche. Zumindest die Aktualität, dass Servettes Topscorer Serge Aubin am letzten Spieltag ausfiel und im Viertelfinale kaum mittun können wird, dürfte die Tendenz nach Genf lenken. Damit gäbe es ein explosives Duell am Röstigraben. In den Playoffs 2003 und 2004 traf man bereits auseinander. Zwischem dem rumpelnden SCB und "Mister Servette" Chris McSorley wurde mehr Gift und Galle gespeiht als vom Genfer Jet d'Eau Wasser. Oder kommt es doch anders? McSorley vermutet den EV Zug als Gegner und beobachtete die Zuger bei ihrem Spiel in Zürich, während seine Mannschaft in Lugano antrat.
Zug - Rapperswil?
Der EV Zug ist mit dem dritten Rang definitiv auf Erfolgskurs zurückgekehrt - und konnte den Abgang von Patrick Fischer deutlich besser verkraften als ein Jahr zuvor noch der ZSC mit Mark Streit. Ein ausgeglichenes Team und erfolgreicher Nachwuchs brachten dem früheren Meistertrainer Sean Simpson den Erfolg. Doch so knapp, wie die Punkte zwischen Rang drei und fünf waren, so knapp könnten auch die Duelle gegen die beiden Mannschaften jenseits des Zürichsees sein. Sowohl gegen die Rapperswil-Jona Lakers als auch gegen die Kloten Flyers schaffte der EVZ nur zwei Siege. Vor allem beim älteren Publikum hätte zwar ein Duell gegen den alten Erzrivalen Kloten aus den 90-er-Jahren mehr Anziehungskraft, doch sportliche Gründe könnten Rapperswil zur Zuger Wahl machen. Die Sankt Galler haben seit dem Ausfall vom Stammtorhüter Marco Streit an Boden verloren und wirkten zuletzt schwächer als die Klotener.
Lugano - Kloten?
Lugano gegen Kloten - das Duell der Punktegleichen und zwei der erfolgreichsten Mannschaften seit Playoff-Einführung. Es würde wahrscheinlich keinen der beiden Clubs wundern, käme es im Viertelfinale zu dieser Paarung. Drei von vier Spielen haben dabei die Tessiner gewonnen und sich dadurch das Heimrecht gesichert, das Torverhältnis lautet 14:9. Ein offener Ausgang, bei dem die Tessiner leicht zu favorisieren sind.
Ambrì - Basel?
Auch in den Playouts gibt es zu wählen. Als einziger Club darf der HC Ambrì-Piotta als Neunter zwischen den SCL Tigers und Basel entscheiden. Mit zuletzt miserablen Leistungen haben sich die Basler als erste Wahl empfohlen. Trotzdem könnte die Serie noch spannend werden: Die Tessiner waren 2007 nach Basel die zweitschwächste Mannschaft und die Basler spielen seit rund zwei Monaten nur mit vier Ausländern. Verstärkung wird diese Woche eintreffen. In den Direktbegegnungen haben sich in diesem Duell jeweils die Heimteams durchgesetzt - Basel und Ambrì sind die auswärtsschwächsten Teams der Liga.
Fribourg - SCL Tigers?
Der HC Fribourg-Gottéron hat sich am letzten Wochenende gerade noch das Heimrecht in den Playouts sichern können. Und auch hier macht die Begegnung im "Käseduell" zwischen Emmentalern und Freiburgern keinen unspektakulären Eindruck: Keines der beiden Teams konnte gegen den Widersacher in der laufenden Saison vor heimischem Publikum gewinnen. Den Freiburger gelang im Saint-Léonard immerhin noch ein Punkt gegen die SCL Tigers.