Heute gibt es in der steirischen Ausgabe der Kleinen Zeitung im Sportteil folgende Kolumne von Werner Schneyder zu lesen:
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WERNER SCHNEYDER,
bekennender, trauernder KAC-Fan, über Österreichs Eishockey
Timeout für das Nachdenken
„Ich habe vor, nicht mehr mit-zufiebern. Ich fürchte, es wird mir wieder nicht gelingen.“
Der KAC träumt von einer Siegesserie, die wundersamerweise noch zur Play-off-Teilnahme führt. Ich träume – erstmals in meinem Leben – nicht mehr mit. Und fasse es nicht.
Wer wie ich noch in der Drittelpause das Natureis geputzt hat, weiß, wie mir zumute ist. Das soll mein KAC sein? Dieser Haufen von verletzungsanfälligen, teils überalterten, teils mehr oder weniger zweitklassigen Ausländern, steckengebliebenen inländischen Söldnern und anderwertig nicht gebrauchtem Eigenbau? Nein, das ist definitiv nicht mein KAC.
Die Schuldfrage wird gestellt: Die Höhe des Budgets? Die mangelhafte Auswertung des Budgets? Einzelne Personen? Das alles geht am Kern des Problems vorbei. Zu diskutieren sind Größenwahn und Hochstapelei des österreichischen Eishockey. Man wollte A-Gruppen-Nation werden. Man ist es geworden. Obwohl die Breite dieses Sports, die Anzahl der Kunsteisarenen, die Anzahl der Aktiven dies keine Sekunde rechtfertigt.
Wie sind wir es geworden? Durch zunächst schamlos viele und dann immer ergänzende Einbürgerungen. Durch Steigerung des Niveaus einheimischer Spieler durch diese Vorbilder. Bis eines Tages die leistbaren Ausländer nur noch mitfuhren, neben den besten Österreichern nicht mehr auffielen. Und unsere Allerbesten – das ist die Perversion, wie sie ganz besonders den KAC traf und trifft – für unsere Liga zu gut und zu teuer wurden. Das muss man sich vorstellen! Man kann den Eigenbau nicht halten und ist dennoch nicht gewillt, die Frage nach der Richtigkeit dieses Systems zu stellen.
Als ein Sepp Puschnig noch das Herz des Teams war, stiegen wir von der B- in die C-Gruppe ab und wieder auf, war es unser Ehrgeiz, uns in der B-Gruppe, wo wir hingehören, zu halten. Ehrenvoll. Damals gab es zwei Ausländer pro Klub und man erkannte sie schon beim Warmlaufen. Jetzt simulieren wir mit drei bis vier ausländergespickten guten Mannschaften (international noch nicht konkurrenzfähig, wie Salzburg bewies) und heimgeholten Profis aus weit besseren Ligen im Nationalteam A-Gruppen-Niveau und bringen den Sport in der Breite vollends um.
Die Entscheidung, in der kommenden Saison noch mehr vazierende Legionäre zuzulassen, ist idiotisch. Heilsam wäre das Gegenteil. Zwei Ergänzungen zu den Eigenbauspielern, und schon würden die besten Nationalligaklubs Lust bekommen, oben mitzuspielen, würden die Klubs gezwungen sein, Nachwuchsmannschaften zu hegen und zu pflegen. Man könnte eine Zwölfer-, eine Vierzehnerliga machen, hätte das ewige „Schon wieder gegen die“-Gefühl nicht mehr und würde bei ausgeglichenerem – zugegeben weit schwächerem Niveau – die tollsten Spiele sehen.
Illusion. Deswegen habe ich fest vor, in der kommenden Saison nicht mehr mitzufiebern. Ich fürchte, es wird mir wieder nicht gelingen.
Werner Schneyder, Schauspieler, Autor, Regisseur, lebt in Wien und Kärnten.
Dem ist aus meiner Sicht absolut nichts hinzuzufügen, außer daß man sich die heutige Kleine Zeitung kaufen sollte und den Artikel aufhebt.
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