Droht Caps der Super-GAU?
Den Capitals droht ein massiver Spielerabgang.
Wien scheint derzeit ein Abo auf Probleme seiner sportlichen Aushängeschilder zu haben. Nach den Fußballvereinen Rapid und Austria rutschen nun die Vienna Capitals immer tiefer in die Krise, und das nicht nur in sportlicher Hinsicht, wie neun Niederlagen in zwölf Spielen dokumentieren.
Der Leitspruch der Caps mit "Fire on ice" ist im Begriff, auf den Verein überzugreifen. Das Klima zwischen Spielern und Management ist vergiftet. Einige Akteure äußern offen Wechselabsichten.
Die Transferverhandlungen haben bereits begonnen und auf Grund der Situation bei den Caps riechen die Ligakonkurrenten Lunte, die besten Spieler abzuwerben. Eine Abwanderungswelle könnte ins Rollen geraten.
Coach Boni gibt sich bedeckt
Ein Super-GAU wie im Jahr 2000, als der Traditionsverein WEV aufgelöst wurde, steht im Raum, denn die Vorgänge in der Gegenwart erinnern frappant an jene vor sechs Jahren.
Coach Jim Boni gibt sich gegenüber ORF.at bedeckt. "Fakt ist, dass wir momentan Spiele verlieren. Über andere Sachen möchte ich überhaupt nicht sprechen", erklärte Boni.
Massive Kommunikationsprobleme
Ein demonstratives Schweigen in der augenscheinlichen Krise. Denn Fakt ist, dass die Kommunikation im Verein alles andere als perfekt ist. Kleine Puzzlesteine, wie Probleme mit Autos, Wohnungen und Spieleranmeldung, summierten sich und haben das Fass zum Überlaufen gebracht.
Manager Thomas Kornhoff, der nach dem Meistertitel 2005 engagiert wurde, ist als Ansprechpartner kaum verfügbar. Bestes Beispiel: Für die Spieler gibt es nur montags von 10.00 bis 12.00 Uhr eine Sprechstunde. Da wird jedoch meistens trainiert.
Verfehlte Transferpolitik
Auch die Transferpolitik bei den Caps lässt zu wünschen übrig. Mit Jonathan Zion wurde ein Spieler verpflichtet, der seit sieben Monaten nicht auf dem Eis gestanden ist.
Ein Missmanagement allererster Güte, resultierend daraus, dass die Position des sportlichen Leiters aufgelöst wurde. Martin Satorina, der dieses Amt bis Sommer bekleidete, wurde zum Kotrainer degradiert.
"Müssen als Team auftreten"
Alles in allem eine Situation, die sich natürlich auf die Leistung auf dem Eis überträgt. Viele Spieler könnten in den nächsten Partie nur noch für sich spielen. Ein Umstand, der noch selten zuträglich war, um aus der Krise zu finden.
"Wenn wir alle als Team arbeiten und auftreten, dann schaffen wir es. Es ist schwer, aber ich versuche mein Bestes", flüchtete sich Boni im Interview in eine Standardfloskel.
Boni-Abschied nur Frage der Zeit?
Auf jeden Fall verdichten sich die Indizien, dass ein Abschied Bonis nur noch eine Frage der Zeit ist. Lukrative Angebote aus der Schweiz sollen vorliegen.
"Es gibt Gespräche mit Präsident Schmid. Wenn wir mehr wissen, werden wir damit an die Öffentlichkeit gehen. Aber noch ist nichts entschieden", gab der Coach zumindest Verhandlungen auf dieser Ebene zu.
Boni möchte Teamchef bleiben
Dass die Probleme bei den Capitals auf seine Arbeit als Trainer des Nationalteams abfärben könnten, bestritt Boni jedoch: "Überhaupt nicht, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe."
Auch bei einem möglichen Wechsel ins Ausland würde er den Posten des ÖEHV-Trainers weiter gerne bekleiden: "Wenn es so weit ist, ganz sicher", ließ Boni zum Schluss anklingen.
Christian Wagner, ORF.at