Sport1-Interview über Playoff, Powerplay und Bartwuchs.
Sport1: Thomas Pöck, wie groß war die Erleichterung über den Playoff-Einzug?
Thomas Pöck: Dass wir es geschafft haben, war natürlich sehr wichtig für uns. Die Angst, es nicht zu schaffen, war in letzter Zeit nicht da. Wir haben im März sensationell gespielt, aber dass man nicht jede Partie gewinnen kann, ist auch klar.
Sport1: Was waren die Gründe für den Aufschwung im März?
Pöck: Unser Tormann (Henrik Lundqvist Anm.) war sicher ein Hauptgrund, dass wir so gut gespielt haben. Er hat ausgezeichnet gehalten und uns dadurch die Chance gegeben, vorne lockerer zu spielen und Tore zu schießen. Das hat sicher der ganzen Mannschaft geholfen. Aber alle zusammen haben wir einfach gut gespielt und dadurch gewonnen.
Sport1: Hat man erst am Ende den Ernst der Lage erkannt?
Pöck: Das hat damit nichts zu tun. Wir haben auch vorher gut gespielt aber nicht getroffen und hinten einfach zu viele Tore bekommen. Man gewinnt keine Spiele, wenn man immer drei oder vier Tore kassiert und selber keine schießt. Am Schluss war es aber sicher der Tormann, der viel besser gehalten hat und uns dadurch die Chance gegeben hat zu gewinnen. Wobei am Anfang war es nicht so, dass er katastrophal war, sondern wir als Team haben ihm keine Chance gegeben, gut zu spielen. Wenn man pro Partie immer 20 Chancen zulässt, ist egal wer im Tor steht. Man kann nicht immer alles halten. Wenn wir die Chancen aber auf 10 oder 15 herunter schrauben, gibt es nicht viele Teams die unserem Goalie mehr als zwei Tore schießen.
Sport1: Waren auch die dauernden Wechsel in den Linien ein Mitgrund für die wechselnden Leistungen?
Pöck: Man kann es nicht an einer Sache festmachen, warum es zwischenzeitlich nicht gelaufen ist. Aber alle haben jetzt zum Schluss gut gespielt. Es haben sich auch einige Dinge rundherum geändert, auch für mich läuft es im Moment gut. Ich komme oft zum Zug, ich kann mich nicht beschweren.
Sport1: Welche Rolle spielt Sean Avery, seit er bei euch ist, geht es ja merklich bergauf....
Pöck: Er ist ein harter Arbeiter und ausgezeichneter Eisläufer. Sicher stachelt er gerne auf und provoziert, aber er ist sehr talentiert und kann Tore schießen. Er hat auch sicher großen Anteil, warum es zuletzt gut gelaufen ist, einfach weil er ein guter Mitspieler ist. Man hat ihn lieber in seiner Mannschaft, als gegen sich. Er ist sicher ein unguter Gegenspieler: Er beschwert sich oft, checkt sehr viel und stänkert. Aber so einen braucht man im Team.
Sport1: Die Rangers mussten bis zum Schluss kämpfen. Ein Vorteil, wenn man Playoff-Druck quasi gewohnt ist?
Pöck: Nein, das glaube ich nicht. Auch die bereits länger qualifizierten haben bis zum Schluss ums Heimrecht oder eine bessere Position in den Playoffs gekämpft. Aber man darf sich darüber nicht zuviel den Kopf zerbrechen. Man muss sowieso alle schlagen, um ganz oben zu stehen. Im Grunde kannst du jeden schlagen, es kann aber auch jeder dich schlagen. Man muss einfach selber gut spielen, dass reicht meistens schon.
Sport1: Das Ziel in den Playoffs kann sicher nur eines sein...
Pöck: Gewinnen, was sonst! Aber das haben sich die anderen 15 Mannschaften auch vorgenommen. Man muss sowieso von Spiel zu Spiel denken. Gegen wen man in den Playoffs spielt, ist egal, man muss jede Partie und jeden Gegner nehmen wie er kommt. Am Ende muss man von sieben Partien vier gewinnen, das reicht dann schon.
Sport1: In der ersten Runde warten die Atlanta Thrashers, wo liegen die Stärken, wo die Schwächen?
Pöck: Atlanta hat zwar mit Kowaltschuk und Hossa zwei sehr gute Stürmer und auch einen starken Torhüter, aber vom ganzen rundherum dürften sie uns am besten liegen. Der Rest der Mannschaft besteht jetzt nicht undbedingt nur aus Superstars. Gegen die Thrashers haben wir heuer auch immer gut gespielt.
Sport1: Wo liegen eure eigenen Schwächen, was gilt es zu verbessern?
Pöck: Unser größtes Manko ist es 60 Minuten zu spielen. Wir spielen oft 55 Minuten ausgezeichnetes Eishockey und ein Hänger von 5 Minuten wirft uns zurück. Wir haben heuer 19 oder 20 Partien nur mit einem Tor Unterschied verloren und 10 Minuten vor Schluss oft schon 2 Tore Vorsprung gehabt. In den Playoffs dürfen wir uns 5 Minuten Blackout sicher nicht leisten. Man hat natürlich in jedem Spiel eine Phase, wo nicht jeder Pass gelingt, aber man darf in diesen 5 Minuten nicht vier Tore kassieren.
Sport1: Andererseits, worauf lässt sich in Richtung Playoffs aufbauen?
Pöck: Unser Penalty-Killing in den letzten Spielen war ausgezeichnet. Wir waren in der Statistik sicher unter den Top-3 der Liga und das muss man in den Playoffs fortsetzen. Detto Powerplay, das muss funktionieren. Die fünf Spieler in Überzahl müssen einfach immer härter arbeiten als die vier in Unterzahl, egal wie talentiert deine Powerplay-Formation ist, und dann eröffnen sich einfach Chance und irgendwann geht die Scheibe auch ins Tor.
Sport1: Mit Thomas Vanek steht ein 2. Österreicher in den Playoffs, ein Österreicher-Duell könnte anstehen....
Pöck: Klar, das wäre sicher interessant. Buffalo hat natürlich eine ausgezeichnete Mannschaft, im Osten sind sie klar der Nummer 1 und ein großer Favorit auf den Stanley-Cup. Im Osten gilt es die Sabres zu schlagen. Im Westen haben vielleicht Detroit, Anaheim und Nashville die stärkste Mannschaft. Welche Conference stärker ist, ist schwer zu sagen. Gegen den Westen spielt man nur wenige Partien, daher kann man schwer abschätzen welche Stärken und Schwächen ein Team hat.
Sport1: Zum Abschluss, welcher Playoff-Bart wird bei dir zu sehen sein?
Pöck (lacht): Da gibt es keine besondere „Frisur“. Es wird noch einmal abrasiert und dann warten wir ab. Ich habe gesehen, wie etwa teilweise in Österreich die Leute jetzt herumgelaufen sind, aber das ist nichts für mich. Nur nicht auffallen ist mein Motto und wenn nur durch Leistung und nicht durch den Bart.