Lugano rechtzeitig wieder grande
In einem Monat vom Fegefeuer in den sportlichen Himmel - 7. Meistertitel
Nach dreijährigem Unterbruch heisst der Schweizer Champion wieder Lugano. Die «Bianconeri» entschieden das 5. Spiel der Finalserie gegen Davos 3:1 für sich und gewannen so den 7. Titel. Zwei Powerplaytore brachten die Südtessiner, die auch in Spiel 5 keinen Zweifel über den Ausgang des Championats offen liessen, auf den gewünschten Weg. Nummelin erzielte in der 9. Minute das 1:0, Sannitz in der 25. Minute das 2:0. Das 3:1 markierte Peltonen Sekunden vor Schluss ins leere Tor.
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Glen Metropolit und Luganos Ehrenpräsident Geo Mantegazza sind am Ziel ihrer Träume.
(si)/mro. In der Schlussphase mussten die 7800 Fans in der ausverkauften Resega, die mehrheitlich Lugano unterstützten, noch mehrmals zittern. Da es ihre Lieblinge verpasst hatten, die Entscheidung vor- und rechtzeitig herbeizuführen, drückte der HC Davos noch einmal vehement auf den Ausgleich. Peter Guggisberg und Reto von Arx (zweimal) sorgten noch mehrmals für massiven Angstschweiss auf den Gesichtern der Lugano-Fans, ehe die «Curva Nord» mit dem 3:1 in der Schlusssekunde durch Ville Peltonen endgültig zu jenem phantastischen Hexenkessel wurde, der sie nach wie vor zu einer der ersten Adressen im Schweizer Eishockey macht.
Am siebenten Titel der Luganesi und dem ersten seit 2003 gab es trotz des knappen Ausgangs nur wenig zu mäkeln. Lugano war auch in der fünften Partie insgesamt die stärkere Equipe, die konsequent die Initiative an sich riss und praktisch permanent im Vorwärtsgang spielte. Dies, obwohl die Bündner im Vergleich zu den Partien zuvor physisch deutlich verbessert auftraten, sich keineswegs versteckten und das horrende Tempo der Gastgeber mehrheitlich mitgehen konnten.
Luganos «doppelte Backhand»
Umgekehrt hatte Keeper Ronnie Rüeger, der von seinen Vorderleuten sehr gut abgeschirmt wurde, nur relativ wenig Arbeit (11:5 Schüsse). Dies änderte mit Beginn des zweiten Abschnitts, als die von Andres Ambühl angeführten Davoser sich mehr und mehr in der gegnerischen Zone festbissen. Eher glücklich kam der HCD dann schliesslich zum Ausgleich: Peter Guggisberg umrundete die Lugano-Abwehr und schob die Scheibe vor das Tor, wo sie vom in den letzten Wochen sehr starken Internationalen Steve Hirschi unglücklich ins eigene Netz bugsiert wurde (22.). Der Davoser Glaube an die späte Wende war aber nur von kurzer Dauer: Drei Minuten später übernahm Lugano mit einer «doppelten Backhand» wieder das Kommando: Nummelin schob sich mit einer Energieleistung vor das gegnerische Tor, Goalie Hiller konnte noch abwehren, ehe der in den letzten Wochen deutlich erstarkte Sannitz den Puck über die Linie drückte.
Deutliches Plus der Einheimischen
In der Folge erarbeitete sich Lugano ein deutliches Plus und ein Schussverhältnis von 27:16 nach zwei Dritteln. Besonders Ville Peltonen und Glen Metropolit lieferten sich mit dem besten Davoser, Jonas Hiller, ein Privatduell und verpassten mehrfach die vorzeitige Entscheidung.
Nicht ganz vergessen werden sollte ob Luganos Siegeseuphorie dennoch, dass das Team vor knapp einem Monat kurz nach der Entlassung von Trainer Larry Huras schon fast aus dem Meisterschafts-Rennen ausgeschieden war. Hätte Ambris Hnat Domenichelli im vierten Spiel des Viertelfinals gegen Ambri-Piotta zwei Sekunden vor Spielende den Puck ins Netz und nicht in den Leventiner Nachthimmel geschossen, wäre am Donnerstag vielleicht der Nordtessiner Dorfklub im Endspiel gestanden.
Unter dem anstelle von Larry Huras kurzfristig engagierten Chefcoach Harold Kreis gewann der HC Lugano zwölf seiner 15 Play-off-Spiele und knüpfte in der finalen Serie an Topleistungen vergangener Tage an. Einzige Ausrutscher waren jeweils eine Niederlage gegen Ambri-Piotta im ersten Spiel unter dem Deutsch-Kanadier, in der ersten Halbfinal-Partie gegen die Kloten Flyers sowie im zweiten Finalspiel gegen Davos.
Lugano - Davos 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Resega. - 7800 Zuschauer (ausverkauft). - Schiedsrichter: Reiber, Wehrli/Wirth. - Tore: 9. Nummelin (Metropolit, Jeannin/Ausschluss Sutter) 1:0. 22. Guggisberg 1:1 (Eigentor Hirschi). 25. Sannitz (Nummelin/Ausschluss Kress) 2:1. 60. (59:59) Peltonen 3:1 (ins leere Tor). - Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen Lugano, 8-mal 2 Minuten gegen Davos.
Lugano: Rüeger; York, Vauclair; Guyaz, Cantoni; Nummelin, Hirschi; Gardner, Metropolit, Peltonen; Hentunen, Sannitz, Jeannin; Näser, Wirz, Murovic; Reuille, Romy, Fuchs.
Davos: Hiller; Gianola, Jan von Arx; Hauer, Häller; Winkler, Kress; Ramholt, Ackeström; Riesen, Reto von Arx, Christen; Juhlin, Marha, Hahl; Guggisberg, Rizzi, Ambühl; Bruderer, Sutter, Burkhalter.
Bemerkungen: Lugano ohne Conne (verletzt), Bianchi, Hänni, Norris und Oksa (alle überzählig), Davos ohne Heberlein (verletzt), Blatter und Wilson (beide überzählig). - Davos ab 59:19 ohne Goalie.
Meisterporträt des HC Lugano
Gründungsjahr: 1941. - Verwaltungsrats-Präsident und Geschäftsführer: Beat Kaufmann. - Vereinspräsident: Fabio Gaggini. -Manager und Sportchef: Jörg Eberle. - Erfolge: 7-mal Meister in der NLA (1986, 87, 88, 90, 99, 2003, 2006). Zweimal Meister in der NLB (1971, 82). Dreimal Qualifikation für das Europacup-Finalturnier (1987, 90, 2000). Spengler-Cup-Final 1991.
Kader. Tor: Ronnie Rüeger (33-jährig), Michael Flückiger (22), Mika Oksa (Fi/29). - Verteidigung: Krister Cantoni (33), Alessandro Chiesa (19), Lukas Gerber (23), Noël Guyaz (33), Andreas Hänni (26), Steve Hirschi (24), Petteri Nummelin (Fi/33), Julien Vauclair (25), Jason York (Ka/35). - Sturm: Luca Balerna (19), Mattia Bianchi (22), Flavien Conne (26), Régis Fuchs (36), Ryan Gardner (Sz/Ka/28 ), Jukka Hentunen (Fi/31), Sandy Jeannin (30), Jordan Landolt (Sz/Ka/18 )
, Danny Masa (20), Glen Metropolit (Ka/31), Mirko Murovic (Sz/Ka/25), Andy Näser (31), Warren Norris (Ka/31), Alain Pasqualino (21), Ville Peltonen (Fi/32), Massimo Piemontesi (19), Sebastien Reuille (24), Kevin Romy (21), Raffaele Sannitz (22), Valentin Wirz (24). - Coach: Harold Kreis (De/Ka/47); Assistent Ivano Zanatta (Ka/It/46).
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Luganos Petteri Nummelin feiert in der «Curva Nord» (Bild EQ Images)