- Offizieller Beitrag
anbei ein interview vom techn. direktor des öfb willi ruttensteiner im gestrigen "der standard"
Über das Tunen von Teams
Der Technische Direktor des ÖFB, Willi Ruttensteiner, beantwortet Fragen von Johann Skocek über den Fußballnachwuchs im Allgemeinen und den Teamnachschub im Besonderen.
Standard: Herr Ruttensteiner, glauben Sie, dass ein Fußballer es ins EM 2008-Team schafft, der heute noch nicht in der T-Mobile-Liga spielt?
Ruttensteiner: Die Challenge 2008 begann im Sommer 2003, wir haben noch nicht ganz Halbzeit. Burschen wie Junusovic und Gercaliu vom GAK oder Idrizaj, der bei Liverpool mit den ersten 25 mittrainieren darf, beweisen: Es kann sehr schnell gehen.
STANDARD: Einer der Vorbehalte gegen die Erfolge der ÖFB-Nachwuchsteams lautet, dass bei den guten Gegnern die größten Talente fehlen, weil sie bei den Erwachsenen spielen. Profitiert der ÖFB von selektiven Vorteilen?
Ruttensteiner: Es ist umgekehrt. Wir spielen demnächst mit der U-21 gegen England mit einer Mannschaft, die im Schnitt zwei Jahre jünger ist. In England ist es schwer, ins A-Team aufzusteigen, daher versammelt sich in der U-21 die Qualität. In Polen, wo wir 2:2 gespielt haben, war es genauso. In Österreich ist es einfach, ins Team zu kommen, deshalb ist in der U-21 die Fluktuation groß, und wir treten absichtlich mit einer Auswahl an, die noch zwei Jahre zusammenbleiben kann.
STANDARD: 39 heimische Feldkicker, sechs Torleute und sieben im Ausland Beschäftigte werden über die neue Individualförderung zusätzlich gefördert. Doch Kritiker in den Klubs wollen mehr Mittel für die eigene Nachwuchsförderung.
Ruttensteiner: Ich verstehe, dass in den Vereinen die Nachwuchsarbeit stärker unterstützt werden muss. Die Individualförderung ist eine gezielte Maßnahme, die nicht nur, aber hauptsächlich eine Optimierung für das Team der EM 2008 bringen soll. Wir haben mit allen Klubs Verträge, nur mit Salzburg nicht, aber mit Kurt Jara volle Übereinstimmung.
STANDARD: Wird in Österreich zu viel gefördert und zu wenig gefordert?
Ruttensteiner: Dem Hinweis kann ich teilweise folgen. Wir müssen weg von einer Haltung, wo der Spieler sich nur auf den Trainer verlässt, hin zu einer Einstellung, bei der der Sportler sagt: Ich will, ich brauche, ich tue.
STANDARD: Ex-Teamkicker und Jungtrainer Andreas Heraf nennt als Beispiel Ajax Amsterdam und meint, die ÖFB-Förderung setzt mit 15 Jahren und also zu spät an.
Ruttensteiner: Heraf hat Recht. Aber wenn in Österreich ein Verein so arbeiten würde wie Ajax, könnte sich der ÖFB entspannt zurücklehnen. Außerdem hat der Verband den Fokus der Förderung in Richtung Hauptlernalter, also ab acht Jahren, verschoben.
STANDARD: Emanuel Pogatetz ist ein typisches Beispiel der ÖFB-Nachwuchsarbeit: Athletisch gut, Einstellung eins A, technisch mäßig. Wo bleiben die Kreativen?
Ruttensteiner: Wenn wir noch zwei Abwehrspieler wie Pogatetz und Stranzl hätten, wären wir im A-Team in der Defensive erfolgreicher. Was sie einmahnen, ist die absolute Spitzenklasse. Wenn ich mir den Deutschen Huth anschaue, bin ich auch nicht beeindruckt von seiner Technik.
STANDARD: Bei den Deutschen wächst, angeführt vom Kölner Podolski, eine vife neue Generation nach. Wo sind kreative österreichische Legionäre?
Ruttensteiner: Idrizaj ist beidbeinig, kann alle Positionen im Mittelfeld und vorn spielen, Sikorski bei Bayern macht auch einen guten Eindruck. Prager beginnt bei Heerenveen zu spielen, dann haben wir Garics, Lasnik, den Fuchs von Mattersburg. Das Beste aber ist, dass ich im Vergleich zu früher mehr Leute in der U-21 habe, die in der Bundesliga regelmäßig spielen.
ZUR PERSON:
Willi Ruttensteiner (43) ist
seit 1999 beim ÖFB, erst als Sportkoordinator, seit 2001 als Technischer Direktor, leitet die Challenge 2008 mit einem Budget von einer Million Euro/Jahr. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Foto: APA