Was ist neu
Gefiederte Freunde auf dem Flug zur Sonne oder alles was Flügel hat rüstet auf: neben den fliegenden Bullen und einstigen/baldigen schwarzen Flügeln aus Linz waren es vor allem die Adler aus Villach, die mit Pasut-Millionen eine der rührigsten Rollen am heimischen Transfermarkt einnehmen konnten. Teils notgedrungen, da mit dem Ende des NHL-Lockouts vier absolute Leistungsträger der Saisonschlußphase ersetzt werden mußte, teils freiwillig, nachdem der ruhmlose Abgang im Semifinale gegen die Capitals schon ein herber Schlag für das villacher Eishockeyselbstverständnis gewesen sein muß. Solcherart gerupft wurden mit Machraich, Peintner und Kaspitz 3 aktuelle und mit Pfeffer und Judex 2 potentielle Nationalspieler nach Villach gelotst, dazu schnappte man der Konkurrenz aus Linz Mickey Elick unter der Nase weg, um im Gegenzug den anvisierten Mike Wilson an den neuen Verein aus Oberösterreich zu verlieren. Mit Darrell Scoville könnten die Villacher stattdessen, wenn auch gezwungenermaßen, ohnehin den besseren Griff getätigt haben. Als Ersatz für den zuerst mal in die Schweiz abgewanderten besten Villacher der letzten Saison, Jason Krog, wurde mit Dany Bousquet ein anprechender Scorer aus der DEL verpflichtet. Die fünfte Transferkartenposition bleibt zur Zeit noch unbesetzt, doch auch ohne volles Ausschöpfen des Legionärskontigents präsentiert sich der villacher Kader sowohl quantitativ als auch qualitativ um einiges stärker als zu Beginn der letzten Saison. Entscheidend wird jedoch sein, ob die größere Tiefe des Kaders den nicht von der Hand zu weisenden Verlust der 4 NHL-Spieler (und Rob Doyle's) mehr als ersetzen wird können?
Die wichtigsten Neuen
Patrick Machraich, streaky Goalie der 99ers mit ersten Teamerfahrungen; Mickey Elick, bester Verteidiger der einstigen Black Wings aus Linz; Darrell Scoville, körperlich robuster Verteidiger mit Scorerqualitäten aus der AHL; Dany Bousquet, einstiger ECHL-Torjäger mit guten Stats in der DEL; Markus Peintner, Kampfsau macht Station in Villach auf seiner Tour de Autriche; Roland Kaspitz, aus Innsbruck heimgekehrtes ewiges Talent mit ansprechender WM.
Wer wird fehlen
Ähnlich wie in Wien liegen die Abgänge in Villach zahlen- und leistungsmäßig weit über der Schmerzensgrenze. Mit Jason Krog ging der beste Villacher des Vorjahres und einer der besten Stürmer der Liga. Krog führte die Villacher in fast allen Offensivkategorien an und blieb kein einzigesmal länger als 2 Spiele hintereinander ohne Scorerpunkt. Reinhard Divis war wohl der erste Villacher-Goalie seit Gus Morschauser, bei dem die Fans nicht permanent auf den ersten Fehler zu lauern schienen. Ethan Moreau war einer der wenigen während der Saison gekommenen 'NHL-Stars', die den Erwartungen entsprechen konnten, während Eric Weinrich diese sogar noch übertroffen hat. Und mit Rob Doyle verloren die Adler einen der - trotz seines Alters - besten heimischen Verteidiger. Thomas Raffls Schritt nach Nordamerika mag gut für seine Entwicklung als Spieler sein, für Villach ist dies nur eine weitere große Schwächung. .
Tor
Normalerweise sollte man ja aus Erfahrung klüger werden, doch dann würde man nicht die Kopie eines bestehende Problems ins eigene Haus holen, oder? Nach dem Abgang von Nationalteamgoalie Divis zurück zu den Blues wäre der nächste logische Schritt klar auf der Hand gelegen: die Torhüterposition auch um den Preis eines Legionärsposten gleichrangig nachzubesetzen. In Villach entschied man sich hingegen schon frühzeitig für Patrick Machraich, Torhüter der Graz 99ers. Nun ist Machraich sicher kein schlechter Goalie, aber dem kritischen Blick der Fans vermochten seine Leistungen nie die Schärfe zu nehmen. Machraich kann über Phasen der Meisterschaft hervorragend sein, doch dann folgen wieder Serien mit alles andere als überzeugenden Darbietungen. Erinnert irgendwie an Gerd Prohaska. Villach kann nur hoffen, daß sich die Stärke- und Schwächephasen der beiden über die Saison weg ergänzen und die Fans damit zufrieden- und ruhiggestellt werden können. In einem eventuellen PO sollte dann wieder Prohaska seine PO-Stärke ausspielen dürfen.
Verteidigung
Du verlierst Weinrich und Doyle und kriegst dafür Scoville, Elick und Pfeffer – in Summe dürfte damit die Villacher Verteidigung an Stärke gewonnen haben. Sollte dazu noch Herbert Hohenberger von den Verletzungen des Vorjahrs verschont bleiben und vermag Michael Stewart sein VSV-Level von etwa 20 Punkten, 100+ Strafminuten und einer positiven +/- Bilanz halten, kann Villach eine Defense aufbieten, die sich vor der Konkurrenz aus Salzburg und Linz nicht zu verstecken braucht. Martin Oraze wird wohl Verteidiger Nr.6 sein, und für den Fall einer Verletzung stehen mit Ullrich & Neubauer 2 Jungadler parat.
Angriff
Kann Dany Bousquet Jason Krog ersetzen? Kann Daniel Gauthier wieder dominieren wie einst in Feldkirch? Kann Markus Peintner auch ohne Wren und Craig ein Scorer sein? Kann Roland Kaspitz zurück in der Heimat den Sprung vom Talent zum Leistungsträger schaffen? Kann Andreas Judex die letzte verletzungsbedingt mäßige linzer Saison vergessen machen lassen? Können Kromp und Lanzinger in einem Postler-Karenzjahr wieder mehr bringen als nur Ergänzung? Kann einer der Jungadler den Sprung in eine der vorderen Linien schaffen? Viele Fragen für einen selbsterklärten Meisterschaftsmitfavoriten, doch eines steht fest: die offensive Qualität der Konkurrenz aus Salzburg, Linz und Wien vermag der Villacher Angriff nicht zu erreichen. Die Abgänge von Krog und Moreau werden schwer zu kompensieren sein, auch das Talent eines Raffls muß man erst einmal ersetzen können. Das Villacher Glück wird nicht zuletzt von den beiden alten Recken Kromp und Lanzinger abhängen, die an vergangene Glanzzeiten anschließen müssen, um den Adlern in der rauheren Luft einer aufgerüsteten EHL eine reele Titelchance zu verschaffen. Ein zusätzlicher Scorer am Flügel würde dem Team sicher auch nicht schaden.
Trainer
Eine weitere Frage: sind die inneren Zerwürfnisse, die 2004 zum Abgang von Greg Holst als Coach geführt haben, überwunden oder nicht mehr vorhanden? Der villacher Kader hat sich in wesentlichen Punkten nicht so stark verändert, um das Aufreissen alter Wunden völlig ausschließen zu können. Oder brauchte Holst einfach nur mal ein Jahr Luftveränderung, um mit frischem Elan eine zweite erfolgreiche Periode als VSV-Trainer einzuläuten? Der Start war so oder so holprig, denn das glanzlose Ausscheiden gegen den späteren Meister aus Wien war ob seiner Chancenlosigkeit und Villach's PO-Stärke eine verwundernde Überraschung. Doch übernahm Holst im Vorjahr eine verletzungs- und leistungsbedingt immer wieder runderneuerte Truppe, die sich dadurch und nach dem verpatzten Saisonstart unter Vorgänger McDonald nie wirklich freispielen konnte. Das sollte heuer anders sein, darum vermehren sich die Chancen auf Erfolg – nur die Ausreden für's Ausbleiben desselben werden damit auch nicht mehr da sein.
Special Teams
In Villach von Special Teams zu reden, wirkt schon etwas veräppelnd. Special ist dort nur die Konstanz, mit der man die letzten Jahren auf der unbefriedigenden Seite im Power Play und Penalty Kill unterwegs ist. Im besten Fall durchschnittlich erzielte Villach im Vorjahr die zweitwenigsten PP-Tore der Liga. Nun sind mit Doyle, Krog, Moreau und Weinrich die vier besten PP-Performer des Vorjahrs auch noch weg und mit Greg Holst ein Coach zurück an der Bande, der wahrlich kein PP-Guru ist. Hoffnung für Villach, daß mit Elick, Scoville, Bousquet und Kaspitz Spieler angedockt haben, die durchaus PP-Talent in sich ruhen haben. Ähnlich schlecht stehts im Penalty Kill, wo die Situation jedoch mit Peintner, Kaspitz und Elick nur besser werden kann.
Local Hero
Michael Stewart geht in sein fünftes villacher Jahr, aber es wird seine erste volle Saison als Österreicher. Sonst ändert sich wenig im Spiel des 33jährigen Rauhbeins. Hart bis und teils über der Grenze, aber defensiv solide und konstant, sichert Stewart dort ab, wo ein Hohenberger mit lautem Hurra nach vorne prescht. Stewart ist der defensive Verteidiger, den jedes Meisterteam braucht, und nicht umsonst schafften die Villacher in seinen ersten 3 Jahren immer das Finale der EHL. Aber so richtig überrascht waren sie alle, als sich der als zu langsam eingeschätzte Stewart bei seinem WM-Debüt in Wien zu einem der wenigen Lichtblicke in der heimischen Absteigermannschaft entwickelte.