e-Paper/Kleinen Zeitung 18.5.2005
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Schnellschüsse liebt Kalt nicht
Eishockey-Präsident Dieter Kalt über Wärme in der Wiener Stadthalle, Kritik vom Weltverband und dem Abstieg des ÖEHV-Teams.
Herr Kalt, wie fällt Ihre Bilanz der fünften Eishockey-WM in Österreich aus?
KALT: Es war die erfolgreichste Eishockey-WM, die je in Österreich abgelaufen ist. Mit einer Auslastung der Eishallen von gut 80 Prozent und 340.000 Zuschauern sowie 275.000 verkauften Karten. Dazu kamen Fans aus aller Welt, weder Randale noch Ausschreitungen und das Lob von den Delegierten aus den 64 Ländern, die beim IIHF-Jahreskongress in Wien waren.
Rene Fasell, der Präsident des Internationalen Eishockeyverbandes, war aberoffenbar anderer Meinung: „Es war eine WM, die Amateure organisierten und durchführten“, tat er einer Schweizer Zeitung kund.
KALT: Eine solche schnoddrige Bemerkung ist eines bezahlten Präsidenten nicht würdig. Vielleicht war er nach dem Pfeifkonzert bei der Siegerehrung beleidigt, egal: Wichtiger ist mir die Meinung der Delegierten – und die war durchwegs positiv.
Faktum ist, dass die Eisschmelze in der Wiener Stadthalle die durchaus passable Abwicklung der Titelkämpfe in den Hintergrund gedrängt hat?
KALT: Das stimmt und das hat uns auch weh getan, obwohl wir nach drei Tagen das Problem in den Griffe bekommen hatten.
Wird es einen Gewinn geben und kann damit wieder etwas der Stiftung für die Nachwuchsförderung zugeführt werden?
KALT: Die genauen Abrechnungen fehlen noch, aber ein finanzieller Erfolg wird sicher da sein. Nur nicht so hoch, wie wir es eigentlich erwünscht hatten.
Erwünscht hatten Sie sich wohl auch ein besseres Abschneiden unserer Nationalmannschaft?
KALT: Na, sicher, es war – keine Frage – enttäuschend, dass wir daheim abgestiegen sind.
Vor zwei Jahren, nach der WM in Helsinki, hätte bereits Lars Bergström das Kommando übernehmen sollen, dann haben Sie doch wieder Herbert Pöck weiterarbeiten lassen, obwohl sich die Mannschaft gegen ihn ausgesprochen hatte. Rückblickend ein Fehler?
KALT: Nein, denn es hat geheißen, dass Trainertrio teilt sich die Arbeit auf. Leider ist heuer der Funke zwischen Mannschaft und Trainern nicht übergesprungen.
Wie geht es mit der Nationalmannschaft weiter, wer folgt Pöck?
KALT: Verzeihung: Ich habe noch keine Namen und keine Ideallösung. Denn ich bin kein Mann der Schnellschüsse und hatte auch noch keine Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken. Wir werden ein Projekt Olympia 2010 auf die Beine stellen und dann schau’n, wie wir das und das Nationalteam personell am besten abdecken. Daneben wollen wir natürlich so schnell als möglich in die A-Gruppe zurück.
Wann könnte feststehen, wer diese Aufgabe übernimmt?
KALT: Ich denke, Ende Sommer.