Jänner 2010: Der KAC-Vorstand ist mit seinem Trainer unzufrieden. Trotz hoher Investitionen im Sommer davor spielt die Mannschaft nicht so, wie sich Verein, Fans und Medien das vorstellen. Tabellenplatz acht. Daher wird dem Trainer eine Frist gesetzt.
Bereits beim kommenden Spiel möchte Vizepräsident Hellmuth Reichel (laut hockeyfans.at) "eine Entwicklung sehen, denn schließlich gehe es in letzter Konsequenz auch um den Job des Trainers." Der Trainer bleibt schließlich im Amt, der KAC scheitert in Spiel VII des Viertelfinales an Red Bull Salzburg.
Februar 2012: Der KAC-Vorstand ist mit seinem Trainer unzufrieden. Trotz hoher Investitionen im Sommer davor spielt die Mannschaft nicht so, wie sich Verein, Fans und Medien das vorstellen. Tabellenplatz sechs. Daher wird dem Trainer eine Frist gesetzt. Vizepräsident Hellmuth Reichel: "Ich sehe keine Entwicklung in die richtige Richtung" (hockeyfans.at). Es folgt eine knappe Auswärtsniederlage bei Red Bull Salzburg und ein klarer Heimsieg über den direkten Konkurrenten aus Ljubljana. Am nächsten Tag wird der Trainer abgelöst und zum Sportdirektor befördert. Der bisherige Nachwuchschef wird zum Chef über die Kampfmannschaft bestimmt (übrigens noch ohne Mitbestimmung des neuen Sportdirektors, dessen eigentliche Aufgabe wohl das Aussuchen eines neuen Trainers gewesen wäre). Bleibt die Frage, warum denn überhaupt eine Frist gesetzt worden war? "Wenn es schon ausreicht, dass die Mannschaft aufgrund eines solchen Ultimatums besser spiele, dann sieht man, dass der Trainer einfach nicht mehr in der Lage war, das Team zu motivieren", so die von mir verkürzt zusammengefasste Aussage des Vizepräsidenten bei Servus TV. Daher musste der Trainerwechsel - trotz sportlich akzeptabler Leistungen während der gesetzten Frist - vollzogen werden.
Dezember 2012: Der KAC-Vorstand ist mit seinem Trainer unzufrieden. Trotz hoher Investitionen im Sommer davor spielt die Mannschaft nicht so, wie sich Verein, Fans und Medien das vorstellen. Tabellenplatz sieben. Daher wird dem Trainer eine Frist gesetzt. Doch bereits vor dieser Fristsetzung hat die "Kleine Zeitung" die Absetzung des Trainers veröffentlicht, die dann vom KAC gleich wieder dementiert worden ist. Wer jetzt die Übersicht verloren hat, kann hat hier die Chronologie der Ereignisse nachlesen:
Nachlese bei der Kleinen Zeitung
Am Ende steht - welch Überraschung - also eine Frist: "Passt die Leistung in den nächsten Spielen wieder nicht, dann bleibt uns ja nichts anderes übrig, als einen Schlussstrich ... zu setzen", so Reichel im Interview mit der "Kleinen Zeitung".
Mein Fazit: All diese kurzzeitigen Fristsetzungen sind lächerlich und berauben einen Trainer jeglicher Autorität gegenüber seinem Team und aber auch gegenüber der Öffentlichkeit. Was soll sich in ein paar Tagen denn großartig verändern, nur weil man plötzlich (noch mehr) Angst um seinen Job haben muss? In Wahrheit ist doch das Ende des Trainers eine längst beschlossene Sache und geht es lediglich darum, die Auflösung im Hintergrund abzuwickeln. Sich finanziell mit dem alten Trainer zu einigen, um ihn nicht in voller Höhe auszahlen zu müssen und ein wenig Zeit zu gewinnen, um einen neuen Coach zu engagieren.
Mal schauen, was die nächsten Tage geschehen wird. Meine Vermutung: Der aktuelle Trainer wird am 26.12.2012 ein letztes Mal hinter der KAC-Bande stehen, anschließend wird sein bisheriger Assistent den Chef-Posten übernehmen. Und dessen neue Assistenten? Wahrscheinlich der jetztige Sportdirektor und/oder der aktuelle Nachwuchs-Chef. Die Begründung des Vorstandes wird lauten: Sie alle kennen die Mannschaft am besten und es hat ja auch während der letzten Abwesenheit des Noch-Trainers (wegen der Erkrankung seiner Frau) ganz gut funktioniert.
Viel mehr gespannt bin ich aber auf die Begründung, die - abhängig von den jeweiligen Ergebnissen - die Demontage des Trainers erklären wird. Da bleibt anhand der bisherigen Erfahrungen ziemlich viel Raum für Kreativität.
Mein Ansatz: Wenn ich schon Fristen setze, dann muss ich vorher auch klar kommunizieren, was am Ende einer solchen Frist zu stehen hat: Siege, Tore, Tabellenplatz, was auch immer. Denn alles andere bringt den Betroffenen in eine Lose-Lose-Situation.
Sich von erfolglosen Trainern zu trennen, gehört zum Sport-Business. Keine Frage. Allerdings hinterlässt die Art und Weise, wie das Trainerkarussell - unabhängig von Namen - in letzter Zeit betrieben wird, einen bitteren Nachgeschmack. Dass Viveiros, Weber und Ressmann hier schon die längste Zeit (mal oben - mal unten) auch mitspielen, ist deren persönliche Sache. Schließlich werden alle drei wohl anständig bezahlt. Aber diese Pseudo-Ultimaten lassen den Verein nach außen hin in keinem guten Bild erscheinen und sind eines Rekordmeisters unwürdig.
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