Was machen, wenn ich als Arbeitnehmer mit meinem Vorgesetzten unzufrieden bin? Wenn ich tagtäglich das Gefühl vermittelt bekomme, dass meine Leistung nicht wertgeschätzt wird? Wenn ich respektlos behandelt werde, unter Umständen sogar Beschimpfungen erdulden muss? Wenn ich der Meinung bin, dass mein Vorgesetzter fachliche Schwächen hat, die dem Unternehmen an sich schaden, weil aufgrund dieser Schwächen nicht der höchstmögliche Output erzielt wird?
Ich kann mir denken: Hab mich doch gerne. Ich verdiene (wenn es denn so ist) gutes Geld und höre in den mühsamen Momenten einfach weg und schaue, dass ich meine Arbeit bestmöglich erledige.
Oder ich stelle mich auf die Beine und versuche, eine Lösung mit meinen Arbeitskollegen und dem Arbeitgeber zu finden.
Wenn ich nach Salzburg blicke, nehme ich derzeit genau diese Unzufriedenheit wahr. Hinter vorgehaltener Hand (deswegen nenne ich auch bewusst keine Namen, um nicht einzelne Akteure in Verruf zu bringen) hört man regelmäßig, wie aussichtslos unbefriedigend die derzeitige Situation ist. Dazu gesellt sich Resignation, weil sich seit Jahren nichts ändert. Wer sich die Körpersprache der Cracks auf dem Eis während der Spielunterbrechungen ansieht, dazu noch bei den Cable Guys genauer hinhört, der kann sich ein Bild von der Frustation mancher Spieler machen, die sich derzeit im und rund um den Volksgarten ausbreitet.
Denn die einzige Veränderung, die stattfindet, erfolgt beim Einkaufen neuer Spieler. Und ja, die Red Bulls werden sich in den nächsten Wochen in der Tabelle verbessern, denn selbst im Falle von weiteren schwachen Vorstellungen haben sie , nicht zuletzt durch die erneute Verpflichtung von NHL-Spielern, genug Potential, um Spiele für sich zu entscheiden. Aber genügt das den Ansprüchen von Red Bull?
Hannes Biedermann, anerkannter Profi seines Fachs, hat vor kurzem getwittert, dass Salzburg seit Ligaeinstieg im Jahr 2004 insgesamt 196 verschiedene Spieler eingesetzt hat. Auf neun Saisonen hochgerechnet ergibt das einen Anteil von 21,77 neuen Spielern pro Saison. Wie viele Spieler dürfen auf einem Spielbericht stehen? Erraten: 22. Soll heißen, im Durchschnitt kaufen die Red Bulls pro Jahr eine komplett neue Mannschaft.
Ich erkenne keine Entwicklung - ich erkenne lediglich einen alljährlichen Neuaufbau, bei dem dann Entwicklung und Kontinuität für die Folgejahre versprochen werden. Ich warte nach wie vor auf die Leistungsexplosion jener Jung-Cracks, die Salzburg - und das ist sehr wohl beachtenswert - verpflichtet und zu Eishockeyprofis ausbilden will. Allerdings kann ich bis heute keinen einzigen Spieler nennen, der es aus Salzburg hinaus in die große Eishockeywelt geschafft hat.
Ich betone: Ich begrüße die meisten Ansätze, die Red Bull in die Welt des Sports mit- und einbringt. Nicht zuletzt bin ich selbst indirekter Profiteur von der Idee, Eishockey in Österreich groß zu promoten, indem ich Woche für Woche bei Servus TV meine Analysen und Gedanken einem breiten Fernsehpublikum näher bringen darf. Aber gerade durch diese Nähe zum österreichischen Hockey und zu dessen Akteuren, sehe ich es auch als meine Pflicht an, Dinge anzusprechen, die meines Erachtens schief laufen. Viel wichtiger als meine subjektive Wahrnehmung ist jedoch die Meinung der direkt Betroffenen. Sind sie zufrieden mit der aktuellen Situation? Welche Pläne haben sie für die kommenden Karriere-Jahre? Zahlt es sich aus, die eigene Unzufriedenheit offen anzusprechen und einen Ausweg zu suchen?
Oder bleiben wir bei: "stick on the Game Plan" - "defensiv gut stehen" - "vorne auf unsere Chancen warten" - "diszipliniert spielen" - "hart arbeiten und trainieren" - "bla bla gähn"
It's your turn guys!