Selten bin ich so oft im privaten Umfeld zum Thema Eishockey angesprochen worden, wie letzte Woche. Nach dem Freiluft-Spät-Sommer-Spektakel in der Arena von Pula sind es nun Thomas Vanek und Co, die durch ihre lock-out-bedingte Heimkehr nach Österreich innerhalb weniger Stunden einen Hype entstehen haben lassen, der der EBEL einen weiteren Schub an medialer Aufmerksamkeit eingebracht hat.
Selbst die sonst nicht so eishockeyaffinen Fernseh- und Radiostationen sind auf den Zug aufgesprungen. In der Wochenend-Ausgabe „Der Standard“ lachte mir plötzlich Thomas Vanek als „Kopf des Tages“ entgegen. Der Grazer Bunker war überhaupt innerhalb weniger Stunden gleich für die nächsten drei Heimspiele ausverkauft. Die 99ers Trikots mit der ungewohnten Nummer 20 sind der Renner. Und Villach hat in seiner Pressemitteilung ohnehin nur mehr die Toten Hosen „An Tagen wie diesen“ zitiert und ist (berechtigterweise) davon ausgegangen, dass die Adressaten sofort wissen, was gemeint ist.
Ich begrüße die Engagements von Nödl, Grabner und Vanek. Ebenso freue ich mich über jeden weiteren NHL-Crack, den es in die EBEL verschlägt. Denn zusätzlich zum sportlichen Mehrwert locken sie eben auch mehr Fans in die Hallen – und ausnahmsweise auch in die Hallen der Gästeteams.
Nur eines gebe ich zu bedenken: Der sportliche Unterschied ist nicht so groß wie viele meinen. Thomas Vanek hat richtigerweise auch bei seiner ersten Pressekonferenz angedeutet, dass er nicht jedes Spiel sieben oder acht Tore schießen wird. Die Cracks, die sich im normalen EBEL-Alltag auf den Eisflächen herumtreiben, sind auch keine Nasenbohrer. Auch sie verdienen den Respekt und die Aufmerksamkeit von uns allen.
Denn erstens, kann der Lock-Out schneller vorbei sein als geplant und dann ist keine Zeit für Kater-Stimmung nach den Festwochen. Zweitens werden die NHL-Spieler, gleich, ob in der KHL, der DEL oder sonst wo die jeweiligen Ligen nicht zerschießen. Ich fürchte schon die ersten Stimmen, die dann von Fehlinvestitionen reden werden und die für Nachwuchsspieler verstellten Plätze. Alles absurd. Vanek und all die anderen werden so gut wie möglich spielen und sie können in der ein oder anderen Partie sehr wohl „Difference-Maker“ sein, aber so war es letzten Freitag fast schon schön zu sehen, dass auch ein Thomas Vanek zwei Penalties vergeben kann und an seiner Stelle der von mir sehr geschätzte Olivier Latendresse zum Matchwinner avancieren durfte. Wer die Interviews der Spieler gehört oder die Cracks schon mal persönlich kennengelernt hat, der weiß, dass bei allen Drei das Credo „Team First“ nicht bloß eine Floskel ist.
Die wichtigste Aufgabe kommt jedoch den Trainern zu: Die richtige Rolle für ihre Superstars zu finden. Sie dürfen die restliche Mannschaft nicht verärgern und das bisher gewachsene Gefüge zerstören, indem sie alle Aufmerksamkeit (und Eiszeit) nur mehr auf ihre vorerst 30-Tage-Verstärkungen richten. Sie dürfen umgekehrt aber auch nicht die Neuankömmlinge vergrämen und diese mit einer Position in der vierten Reihe abspeisen, um vermeintliche Autorität und Führungsstärke zu zeigen. Hier ist das Feingespür der Coaches gefragt, denn die Anfangseuphorie wird vergehen, aber der Kampf um persönliche Statistiken, um Verträge für die Folgesaison und nicht zuletzt um den Titel in der EBEL wird bleiben. Und dafür benötige ich den gesamten Kader. Egal, wie lange der Lock Out andauert.