Bei den vielen Neuigkeiten, die die neue EBEL-Saison mit sich bringt, etwa der viel begrüßte Neueinstieg von Innsbruck und Dornbirn, die vielen neuen Spieler in den Teams, die das Kräfteverhältnis der Liga vermutlich deutlich verändern werden, die Modusänderungen (so die sehr interessante Wahlmöglichkeit der im Grunddurchgang bestplatzierten Mannschaften, sich den play off Gegner aussuchen zu können), bleibt eine wahrhaft revolutionäre Neuerung vielleicht ein wenig unterbelichtet: Die neue Struktur des Strafsenats.
Dieser gliedert sich neuerdings in zwei Ebenen, eine "off ice"-Instanz, das ist eine aus drei Juristen bestehende Rechtskommission, die sich ausschließlich mit formalrechtlichen Sachverhalten und Rechtsfragen auseinandersetzt (wie etwa die Klärung von Statutenstreitigkeiten, Spielbeglaubigungen u.ä.) und eine „on ice“-Instanz, der alle Entscheidungen über Vorfälle und Vergehen auf dem Eis vorbehalten ist.
Diese bezeichnenderweise "department of player safety" benannte Instanz ist damit der eigentlich interessante Kern der neuen Struktur. Und dieses department besteht praktisch aus einem Alleinunterhalter, dem EBEL-director of hockey operations, dem Kanadier Lyle Seitz. Zwar ist der commissioner der neuen Young Star League (EBYSL) ebenfalls in diesem department vertreten, doch wird der, übrigens auf Selbständigen-Basis, in diesem Job eingesetzte Ex-KAC-Manager Oliver Pilloni, hier nur ausschließlich administrative Funktionen – und die auf die EBYSL begrenzt, übernehmen. Das heißt, Lyle Seitz ist in Wahrheit mastermind dieser neuen Regelung – er allein wird ab sofort nach innen und außen alle Entscheidungen treffen und vertreten (müssen). Außerdem kann er von sich aus tätig werden, selbst, wenn ein Vergehen, das zu keiner Matchstrafe führte (so wie das bisher für eine Befassung des Strafsenats zwingend der Fall war und u.a. dazu geführt hat, dass in der EBEL vergleichsweise viele Matchstrafen ausgesprochen wurden), vorliegt. Seitz, dem in der vergangenen Saison zweifellos dank seiner Arbeit eine wohlutende Steigerung der Schiedsrichterleistungen zu verdanken ist, hat sich damit eine wohl für eine Person geradezu untragbare Last aufgebürdet. Der ehemalige NHL-Referee wird für seine Entscheidungsfindungen allerdings einen Kreis von Experten aus verschiedenen Ländern (genannt wurden Schweden, Finnland, Deutschland und die Schweiz) und auch aus der NHL zu Rate ziehen. Abzuwarten bleibt, wie rasch dieses Netzwerk, das für die Öffentlichkeit anonym bleibt, die nötigen Konsultationen abliefert, denn Seitz hat eine rasche Abwicklung der „Prozesse“ versprochen. Liegt in dieser Geheimaura und Anonymität zwar auch ein gewisser Selbstschutz, so ist das meiner Meinung auch ein gewisser Schwachpunkt der neuen Konstruktion. Denn die Transparenz, wie viele Meinungen zu anstehenden Entscheidungen eingeholt werden, wie die Mehrheitsverhältnisse aussehen und wie die Expertisen begründet werden, bleibt auf der Strecke. Letztlich wird Seitz alleine für Erklärungen und Begründungen gerade stehen müssen. Dennoch, diese neue Konstruktion ist mutig und verdient Anerkennung – die Praxis wird zeigen, wie sie sich bewährt und wie sie angenommen wird. Einen Bonus hat sie in der Person ihres masterminds in jedem Fall: Seitz hat bereits beweisen, dass er ein unbestechlicher Fachmann ist und dass ihm die Fairness und der Schutz der Gesundheit der Spieler ein Anliegen sind. Und er hat noch einen Vorteil: es wird ihm kaum jemand vorhalten können, dass er der Erfüllungsgehilfe irgendeiner Lobby der hiesigen Eishockeyszenerie wäre!