Nach Platz 9 und einer „katastrophalen Saison“ (O-Ton Präsident Gilbert Isep) stehen in Villach die Zeichen auf Neubeginn. Fast die Hälfte der letztjährigen Mannschaft wird man heuer vergeblich in der Villacher Stadthalle suchen. Darunter bspw. auch Roland Kaspitz, dessen Vertrag nicht verlängert wurde oder Bernhard Starkbaum, der sein Glück im Ausland sucht. Zudem wurde auch der Vertrag von Coach Mike Stewart, seines Zeichens VSV-Urgestein, nicht verlängert.
Somit muss man neue, viele neue Spieler einkaufen, was der VSV auch brav getan hat. Man hat aus den Fehlern der Vorjahre gelernt und sich nicht blind auf Aussagen bzw. Empfehlungen einzelner Manager verlassen. Es wurden Spieler verpflichtet, die die Liga kennen und sich in der Liga schon bewährt haben. Ich finde den Ansatz richtig und gut, dass man allerdings gleich fünf der besten Spieler einer anderen Mannschaft inkl. Trainer holt ist ungewöhnlich, aber meines Erachtens nicht verwerflich.
Erklärtes Ziel für diese Saison (es gibt ja einen 5-Jahres Plan) ist es die Big Five (hierbei waren wohl Linz, RB Salzburg, KAC, Vienna Capitals und Zagreb gemeint) zu ärgern. Apropos 5-Jahres Plan inkl. Nachwuchsförderung: Ich kenne zwar die konkreten Inhalte dieses Planes nicht, doch begrüße ich eine Planung und ein Konzept über mehrere Jahre im Allgemeinen. Bekannt ist, dass der Nachwuchs eine wichtige Rolle spielen soll, dazu hat auch das Mega-Tryout in der Pre-Saison gepasst (39 Spieler!). Leider passt aber das weitere Vorgehen in diesem Bereich noch nicht zu diesem Plan. Fast in der gesamten Vorbereitung hat Coach Järvenpää lediglich drei Sturm-Linien spielen lassen. Verstehe ich nicht ganz, auf meine Nachfrage von Präsident Isep habe ich als Antwort bekommen, dass die Jungen das System noch nicht beherrschen und Coach Järvenpää mit diesen noch separat trainiert. Wenn, wenn nicht bei einem Trainingsspiel, kann ich als junger Spieler besser üben und auch Fehler machen dürfen?
Aber jetzt einmal zur Saison 2012/2013: Punktuell wird es eventuell gelingen die Big Five zu ärgern, über die Saison gesehen wird aber Villach bei den „Großen“ nicht viel zu melden haben, denn das größte Problem der Villacher ist die fehlende Kadertiefe. Wenn schon in der Vorbereitung zum überwiegenden Teil nur mit drei Sturmreihen gespielt wird und auch im Training oft nur zwischen 16-18 Mann am Eis stehen, dann kann es über eine lange Saison sehr, sehr schwierig, weil kräftezehrend, werden. Etwaige Verletzungen würden vor allem die Defensive treffen, wo es nach Unterluggauer (mit seinem Alter noch immer einer der wichtigsten Spieler der Adler, auch das Powerplay wird weiter über seine Person bzw. seinen Schuss laufen), Cole und Hotham schon eher dünn wird. Der junge Steiner hat mir in der Vorbereitung sehr gut gefallen, hoffentlich bekommt er auch in der Meisterschaft seine Chance. Pretnar wird wohl fix verpflichtet werden.
Zudem wird heuer aus physischer Sicht auch niemand mehr Angst haben müssen in Villach zu spielen. Der „grantige“ VSV ist Geschichte, der Kader ist geprägt durch viele kleinere Spieler, wie zB Hughes, Pewal, Hartl, Damon, Ryan, oder Pusa. Und vor den körperlich großen Spielern braucht sich auch niemand zu fürchten, da ist nicht wirklich ein bad-boy dabei.
Dies kann aber auch als Chance verstanden werden, nämlich wenn man von der stark physisch geprägten Spielweise, die VSV jahrelang wenn nicht jahrzehntelang ausgezeichnet hat, zu einer klugen und spielfreudigen (bspw. gerade durch Spieler wie Hughes oder Ryan) Taktik gelangt.
Fazit:
Den Abgang von Kaspitz wird man verkraften, auch den von Starkbaum, da mit Lamoureux (der zwar bekannt dafür ist, mit keinem Mitspieler in der Kabine zu sprechen, aber trotzdem Spiele gewinnen kann) ein guter Ersatz gefunden worden ist.
Auf Coach Järvenpää wartet viel Arbeit, in den Vorbereitungsspielen hat vor allem das Umschalten von der Offensive auf die Defensive nicht gut funktioniert, das Mitteldrittel konnte vom Gegner viel zu leicht überbrückt werden und auch die Zuteilung in der eigenen Zone ist verbesserungswürdig.
Zudem muss sich die Mannschaft auch intern finden, wer gibt den Weg in der Kabine vor, wer wird auch mal laut. Die Kapitänsfrage ist mittlerweile geklärt, Gerhard Unterluggauer darf nun endlich das „C“ tragen. Mit Marco Pewal und Derek Damon als seine Assistenten finde ich das eine gute Wahl.
Wichtig wird sein, dass neben der Klubführung, die die Mannschaft denke ich schon recht gut einordnen kann und auch den angesprochenen 5-Jahres Plan verfolgt, auch die Fans realistisch erkennen, dass der VSV in der kommenden Saison wohl nur im Mittelfeld liegen wird. Was dann allerdings in den Play Offs als positive Überraschungen passieren könnte, von dem können die Anhänger der Villacher Adler sehr wohl träumen…
Foto: (c) eisenbauer.com