Ein letzter Rückblick auf die abgelaufene Saison der Vienna Capitals: Zum Warm Up empfehle ich meine Einschätzung vom August 2011 „Auf der Suche nach einem Wiener Hirn. Was habe ich richtig vorhergesehen? Wobei habe ich mich geirrt?
Vorab: Beim Platzierungsraten bin ich ziemlich daneben gelegen. Beim Vorhersagen der inhaltlichen Probleme lag ich allerdings gar nicht so falsch. Auf der Suche nach den Gründen für den miserablen Grunddurchgang, die Hochschaubahnfahrt in der Qualifikationsrunde und die wirklich mitreißende Play-Off-Serie gegen den späteren Meister Linz:
link zum Artikel "Auf der Suche nach einem Wiener Hirn"
1. Neuverpflichtungen:
Insana, Mc Leod, Kavanagh, Robinson und auch Gunnarsson waren – gemessen an den Kosten/Punkten - Totalausfälle. Lediglich Jonathan Ferland schlug voll ein. Gerade bei den Imports hat sich das Management bei den Agenten der ursprünglich geplanten Top-Spieler im Sommer 2011 ordentlich verpokert und somit den einen oder anderen geplanten Wunderwuzzi nicht bekommen. Und wieso konnte man nicht beispielsweise einen Spieler wie Curtis Murphy (bester Verteidiger der abgelaufenen Saison) verpflichten?
2. Altlasten:
Peter Casparsson und Marcel Rodman sind nicht nur tolle Sportsmänner, sondern auch erfolgreiche Eishockeyspieler, die den Wiener Fans im Laufe der Jahre sehr viel Freude bereitet haben. Trotzdem zeigte bei Beiden die Leistungskurve in den letzten Saisonen nach unten. Da sie jedoch noch längerfristige Verträge hatten, verstellten sie zwei weitere Positionen für 4-Punkte-Spieler.
3. Totalausfälle:
Chris Harand, Rafael Rotter und Harald Ofner. Drei österreichische Top-Leute, die allesamt auch aktuelle Nationalteamspieler waren, fielen de facto für die gesamte Saison aus. Da der österreichische Spieler-Markt bekanntlich begrenzt ist und auch die Wechsel-Möglichkeiten limitiert waren, bestand keine Möglichkeit diese quasi komplette Angriffsreihe adäquat zu ersetzen.
4. Disziplin:
Abgesehen von Strafminuten ließen die Caps heuer auch die taktische Disziplin völlig vermissen. Verteidiger, die immer wieder an der gegnerischen Blauen tief gingen, obwohl kein Stürmer zur Absicherung nach hinten rückte. Ein Mittelstürmer wie Robinson, der im eigenen Drittel Freigeist spielte und weder einen Zweikampf annahm, noch in die Nähe eines Gegenspielers gelangte und somit auch bei 5 vs 5 eine ständige Unterzahlsituation im eigenen Drittel – und vor allem vor dem eigenen Tor - hervorrief. Schlussendlich noch Flügelstürmer, die in der defensiven Zone regelmäßig in den eigenen Ecken aushelfen wollten und damit den gegnerischen Verteidigern viel Raum und Zeit auf der blauen Linie ließen, um ihre Schüsse anzubringen.
5. Trainer:
Aber genau auf diese Disziplin hätten Tommy Samuelsson und Martin Satorina achten müssen. Meines Erachtens hat Samuelsson hier viel zu lange gezögert, bis er endlich Konsequenzen setzte. Als Startrainer hätte er es sich schon früher leisten können – ja leisten müssen - auch einen unwilligen Profi (egal ob Import oder Österreicher) aus dem Kader zu werfen, um damit das teaminterne Gefüge zusammenzuhalten. Den oft jungen österreichischen Spielern demonstrieren, dass sich ein teurer (ich will gar nicht sagen: Star-) Spieler auch nicht alles erlauben darf. So sollte beispielsweise auch ein Verteidiger wie Lupaschuck nicht selbest bestimmen, wann er eingewechselt wird, sondern muss dies ausnahmslos die Entscheidung des - in diesem Fall Verteidiger-Coaches - sein. Und wenn sich ein Trainer auf der Bank vor allen anderen Spielern von einem Crack anbrüllen und beschimpfen läßt (Kavanagh), so mindert das einfach, bei aller verständlicher Emotion während eines Spiels, die Authorität des unumstrittenen Fachmannes Samuelsson.
Abgesehen von der sportlichen Qualität eines Teams, sind es gerade Attribute wie mannschaftliche Geschlossenheit und das bedingungslose „Für-Einander-Einstehen“, welche ein erfolgreiches Sieger-Team auszeichnen und auch die Caps in der Endphase der Meisterschaft ausgezeichnet hat. Denn in den Viertelfinalduellen mit den Black Wings war der oft beschworene Teamspirit erstmals zu erkennen und bescherte der Meistermannschaft aus Linz die wohl spannendste und härteste Play-Off-Serie auf dem Weg zum späteren Titel.