Owetschkin oder Abramowitsch?
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Alexander Tomanek -
21. Mai 2012 um 09:18 -
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Was für ein Wochenende. Von Samstag Mittag bis kurz vor Mitternacht wurde Spitzensport geboten. Undalles live im TV. Sonntag dann ein ähnliches Angebot. Aber alles Schritt für Schritt. Nach zwei sensationellen WM-Halbfinalspielen und einem nicht minder dramatischen Spiel drei in den Eastern Finals der NHL schaltete ich zum Finale Dahoam zwischen Bayern München und Chelsea. Eher emotionslos, miteinem leichten Hang für die Deutschen, da sie doch versuchten, das Spiel mit einem geschossenen Tor für sich zu entscheiden. Und nun meine amateurhafte Analyse:
1. Wie arm ist Fußball, wenn ich sofort nach einem geschossenen Tor den offensiv starken Torschützen rausnehme und einen Verteidiger einwechsle? 84 Minuten hatte Chelsea so gut wie keine Chance. Und nun sollte das plötzlich nicht mehr funktionieren? Und dafür gehe ich umgekehrt das Risiko ein, den WM-Torschützenkönig von 2010 für weitere 30 Minuten Verlängerung plus einem Elfmeterschießen nicht zur Verfügung zu haben.
2. Bei 20 Eckbällen haben die Bayern 20 Mal den Ball hoch reingeflankt und 20 Mal nicht mal annähernd eine Torchance kreiert. Sollte da ein Trainer mit seinem Team nicht die eine oder andere Variante einstudiert haben? Oder habe ich sie einfach nicht erkannt? Umgekehrt hat Chelsea einen einzigen Corner und verwertet diesen eiskalt.
3. Dass die Abramowitsch-Truppe den Titel eingefahren hat, ist natürlich anzuerkennen, aber dieSpielweise im Halbfinale und Finale war halt echt schwierig über die volle Distanz anzusehen. Vor allem,wenn man letztes Jahr dem Hösche-Spiel von Barcelona im Finale gegen Manchester United zugesehen hat, als man den Engländern nur mehr wünschen konnte, dass ihnen der Referee einen zweiten Ball geben würde, da schon kurz nach Anpfiff klar war, sie würden den eigentlichen Spielball wohl nur allzu selten berühren dürfen.
Aber umso mehr hat mich der Sonntag Abend entschädigt. Das ÖFB Cupfinale ist sich leider mit meinem privaten Zeitplan halt grad nicht mehr ausgegangen. Dafür konnte sich mein geschundenes Offensivherz an einer völlig entfesselten russischen Weltmeistermannschaft ergötzen, und auch an einer slowakischen Mannschaft, die trotz recht deutlicher Unterlegenheit ihre Chancen bei jeder Gelegenheit im Angriff suchte. Zum Drüberstreuen gabs dann noch das vierte Western Final, in dem zwar nur zwei Tore fielen, man jedoch in jedem Shift das Gefühl hatte, jeder einzelne Spieler möchte unbedingt ein Tor erzielen. Und ein Spiel Fünf in dieser Serie ist ja auch kein Beinbruch.
Was ich damit sagen will. Ich bin heilfroh, dass sich Eishockey in den letzten 20 Jahren zu diesem ultimativen Powersport entwickelt hat. Mit Grauen erinnere ich mich an eine Videoanalyse in den 1990er Jahren mit meinem damaligen Coach Kurt Harand, als wir ein Video zweier schwedischer Teams ansehen mussten, die einander ein komplettes Drittel lang mit Hilfe eines geschickten Defensivkonzepts neutralisierten. So gut wie keine Torschüsse. Da bekam das Wort "neutrale" Zone eine völlig neue Bedeutung. Denn spätestens dort wurden jegliche Angriffe im Keim erstickt. Dank an Malkin, Owetschkin, Kopitar und all die anderen jungen Wilden der letzten Jahre, die meinen Lieblingssport zu einem derartigen Spektakel machten. Es war ein geiles Wochenende!