Das ständige Auf und Ab des österreichischen Nationalteams und die daraus resultierenden WM-Spiele gegen teils minderklassige und andererseits aber weit überlegene Gegner hat mich wieder mal zum Nachdenken und Schreiben animiert. Spiele sind dann spannend, wenn ich vor dem Match nicht vorhersagen kann, wer gewinnen wird. Stichwort Ausgeglichenheit.
Die Veränderung der Divisionen hat zwar dazu geführt, dass die Division I ein wenig ausgeglichener verlaufen ist, als Österreich 2006, 2008 und 2010 alle anderen Teams relativ überlegen weggeputzt hat. Trotzdem werden dadurch die Auftritte im Konzert der Großen nicht spannender. Denn einmal alle 15 Jahre ein Remis gegen Kanada zu holen, kann ja auch nicht das dauerhafte Ziel sein. Und das sehe ich jetzt nicht nur als nörgelnder Ösi so, sondern das denke ich mir auch bei den anderen Nationen, wie Frankreich, Norwegen, Dänemark usw.
Alles Länder, die mit uns auf einem Level stehen. In manchen Jahren sind sie ein wenig besser (wie gerade aktuell), in anderen Jahren schlagen wir sie dafür wieder und positionieren uns ein wenig weiter oben in der Weltrangliste.
Ich habe daher folgendes Modell durchdacht und möchte es anhand der aktuellen Weltrangliste mal exemplarisch darstellen:
Es gibt laut IIHF-Weltrangliste (2011) 48 Länder, die dem internationalen Eishockeysport nachgehen. Mein WM-Modus beginnt mit den besten 24 Teams. Die ersten 20 der Rangliste sind gesetzt. Darunter müssen sich die schwächeren Nationen in Form von Turnieren während der Saison (ähnlich wie bei der Olympia-Quali) für die letzten vier Plätze qualifizieren.
Die Einteilung erfolgt in Gruppen zu je sechs Teams, benannt A, B, C, D und E. Einzig in Gruppe A gibt es acht Teilnehmer.
Benötigt werden zwei Spielorte, an einem finden die Turniere der Gruppen C, D und E statt. Am anderen Ort die Turniere der Gruppen A und B.
Gruppe E startet am 09.04.2012 mit einem Turnier im Meisterschaftsmodus „jeder-gegen-jeden“. Bei sechs Teams ergibt das fünf Spiele pro Mannschaft. Nach einer Woche (Ende am 15.04.2012) gibt es zwei Aufsteiger und vier Absteiger. Die Absteiger müssen sich auch im kommenden Jahr wieder für die E-Gruppe qualifizieren. Die Aufsteiger dürfen gleich in der nächsten Woche an der WM der Gruppe D teilnehmen.
In Gruppe D spielen wieder sechs Teams im selben Modus eine Woche lang „jeder-gegen-jeden“. Die Nationen an Position fünf und sechs starten im Folgejahr in Gruppe E, die beiden Erstplatzierten dürfen gleich am nächsten Tag in der nächsthöheren Gruppe beginnen.
Auch Gruppe C wird noch am selben Spielort ausgetragen (somit insgesamt drei Wochen). Selber Modus: Jeder-gegen-jeden. Am Ende der Woche, 29.04.2012, gibt es zwei Absteiger und zwei Aufsteiger. Letztere übersiedeln in den zweiten WM-Ort (Gruppe A und B) und spielen ab 30.04.2012 in der Gruppe B um den Aufstieg in die heilige Gruppe A.
Was folgt ist – erraten – ein Sechser-Turnier nach dem nun schon bekannten Modus. Nach einer Woche (06.05.2012) haben wir zwei Absteiger (Neustart 2013 in der Gruppe C) und zwei Aufsteiger, die nun sofort in der A-Gruppe teilnehmen dürfen.
Gruppe A: Dauer von 07.05.2012 bis 20.05.2012 (13 Tage). Es spielen acht Teams, und zwar die sechs besten der Rangliste sowie die beiden Aufsteiger, im Modus „jeder-gegen-jeden“. Nach sieben Spieltagen verabschieden sich die beiden Letztplatzierten wieder in die B-Gruppe. Oben matchen sich die Top-Vier nochmals in Semifinale und Finale, haben also bis zum Titelgewinn genauso viele Spiele zu absolvieren, wie sie es nach den Modus der letzten Jahre hatten.
Grafische Aufbereitung: Zur einfacheren Darstellung bin ich immer davon ausgegangen, dass die bestplatzierten Teams (in Klammer immer die Weltranglistenposition) aufsteigen und die schlechtestplatzierten Länder auch gleich wieder absteigen.
grün, die jeweiligen Aufsteiger
rot, die jeweiligen Absteiger
orange, der Weltmeister
E:UKR 19 / HUN 20 / GB 21 / JAP 22 / POL 23 / LIT 24
D:AUT 15 / KAZ 16 / ITA 17 / SLO 18 / UKR 19 / HUN 20
C:BLR 11 / LAT 12 / DAN 13 / FRA 14 / AUT 15 / KAZ 16
B:SUI 7 / GER 8 / NOR 9 / SVK 10 / BLR 11 / LAT 12
A:RUS 1 / FIN 2 / SWE 3 / CAN 4 / CZE 5 / USA 6 /SUI 7 / GER 8
Meine Hintergedanken:
Jeder der Top-24 hat zu Beginn theoretische Chance um den Titel mitzuspielen. In der Praxis wird wohl kaum einem Team der Sprung über zwei Divisionen gelingen. Und wenn, wäre es wohl eine coole Geschichte.
Bei Betrachtung der Weltrangliste aus Sicht des österreichischen Nationalteams hätten wir heuer in Gruppe D begonnen (gegen Kasachstan, Italien, Slowenien, die Ukraine und Ungarn). Wir hätten uns nicht nur die Niederlage gegen Japan erspart, sondern auch wohl spannende Begegnungen gegen Italien und Kasachstan erlebt. Im Falle eines durchaus realistischen Aufstiegs, könnten wir in der Folgewoche gegen Weißrussland, Lettland, Dänemark, Frankreich und unseren Mitaufsteiger antreten. Ebenfalls alles Teams auf Augenhöhe oder derzeit ein wenig höher, aber kein Debakel-Potential.
Umgekehrt hätte es in einer schlechten Woche in Gruppe D auch zum Abstieg in Gruppe E kommen können. Dort wären dann die Gegner 2013 ein Mitabsteiger aus der eigenen Gruppe sowie voraussichtlich, Groß Britannien, Japan, Polen und Litauen gewesen.
Egal, wie man es dreht, wir würden in diesen drei potentiellen Gruppen in jedem Spiel die Chance auf einen Sieg, aber auch auf eine Niederlage haben. Das Nationalteam (jedes Nationalteam) hätte die Möglichkeit, sich auf internationalem Niveau zu messen und sich in kleinen Schritten zu entwickeln und somit kontinuierlich den Weg Richtung A-Gruppe zu gehen. Denn bei allen Entwicklungen, die es in allen Ländern gegeben haben mag, und selbst unter Einbezug der politischen Umwälzungen der 1990er Jahre und der daraus resultierenden neuen Hockey-Staaten, so geben doch nach wie vor die selben sechs Teams das Tempo vor (Russland, Finnland, Schweden, Kanada, Tschechien und die USA) wie schon in den 1960er Jahren. Somit hat es – um hier Klartext zu sprechen – in den letzten 50 Jahren keinen sportlichen Anschluss an die A-Nationen gegeben. Mit Ausnahme der Aufstockung auf 16 Nationen. Warum sollen wir uns (und alle anderen Teams in dieser Preisklasse) nun im Zwei-Jahres-Rhythmus mit diesen Ländern herumschlagen, um diese Matches dann ja doch nur wieder als Vorbereitung auf die Klassenerhaltsspiele zu deklarieren?
Ein solches Highlight-Spiel gegen Russland oder Kanada sollte meiner Meinung nach durch einen wie auch immer modifizierten Modus bei den Olympischen Spielen alle vier Jahre ermöglicht werden, denn dort zählt auch der Gedanke des Dabeiseins. Aber bei einer WM wäre es doch viel interessanter mit den Teams, die mit uns auf Augenhöhe sind, sich regelmäßig zu messen und nicht nur darauf hoffen, sie in einem einzigen Relegationsspiel irgendwie zu schlagen, damit man sich für weitere 12 Monate als A-Nation feiern lassen kann. Denn trotz des neuen Modus in der Top-Division wird voraussichtlich schon ein Sieg dafür genügen.
Bild: Screenshot http://www.iihf.com