Wir sind alle Eishockeyfans!
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Alexander Tomanek -
13. März 2012 um 08:23 -
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Ein letzter Rückblick auf das Viertelfinale – Spiel VII: Linz demontiert die Vienna Capitals und bereits nach der Hälfte des Spieles ist klar, dass die Saison für die Wiener nun endgültig zu Ende sein wird. Die Geschichte mit dem x-ten Spiel der letzten Chance hat sich für alle Anhänger in der Bundeshauptstadt damit erledigt. Das hochstilisierte „Game Seven“ konnte seinen Erwartungen und denen beider Fanlager nicht gerecht werden.
Und was passierte dann? Linzer Anhänger, die sich über Wien lustig machten? Wiener Fanatiker, die Gegenstände in die oberösterreichischen Sektoren werfen? Mitnichten!
Die Linzer Fans starteten die berühmte und beliebte Welle. Übrigens in jeder Sportart ein Zeichen, dass das auf dem Spielfeld Gebotene die Leute draußen irgendwie fadisiert. Die Caps-Fans ließen sich nicht zweimal bitten und feierten im Linzer Oval gemeinsam mit den Oberösterreichern. Vielleicht auch, weil sie froh waren, dass die wohl härteste Saison ihrer Geschichte nun endgültig Geschichte war. Jedenfalls ernteten sie dafür auch Anerkennung. Rund 3.000 Begeisterte sangen das Kultlied: „Wir sind alle Eishockeyfans!“
Da hat’s mir dann doch kurz mal die Rede beim Kommentieren verschlagen. Gänsehautfeeling in der Keine-Sorgen-Arena. Warum ich das erwähne? Weil’s leider nicht mehr selbstverständlich ist. Zu viel böses Blut ist in den Viertelfinal-Serien geflossen. Zwischen Klagenfurt und Salzburg auf dem Eis – zwischen Wien und Linz auf den Rängen, inklusive dem verzichtbaren Ausdruck „Hochrisiko-Spiel“.
Umso erfreulicher, dass sich die Anhänger beider Lager am Ende einer denkwürdigen Serie wieder das Wesentliche in Erinnerung riefen. Ich darf in diesem Zusammenhang an meinen Weihnachts-Blog (Seid keine Afferln) erinnern. Der Blog hat damals doch quer durch die Fanlager nicht nur schriftliche Reaktionen hervorgerufen. Ich wurde mehrmals in den Eishallen dieses Landes von sich betroffen fühlenden Fans angesprochen. Manche fühlten sich zu Unrecht kritisiert, andere wiederum lobten meine Sichtweise.
Letzten Endes freut es mich als Wiener besonders, dass gerade die Capitals-Anhänger ihre Stadt außerhalb unserer Bezirksgrenzen in Linz würdig vertreten haben. Denn genauso wie die Spieler in der Öffentlichkeit die Farben ihres Vereins vertreten, genauso repräsentieren auch die Anhänger, die die Trikots ihrer Teams in fremden Hallen tragen, ihre Stadt und deren Einwohner.
Und wenn Wiener – egal ob beim Kicken oder in anderen Sportarten – in Restösterreich nicht unbedingt als Sympathieträger angesehen werden, wenn sie in diverse Sportstätten einfallen („Hurra, hurra, die Wiener die sind da“) so haben die paar Hundert Reiselustigen letzten Sonntag einen ausnahmslos positiven Eindruck hinterlassen und gezeigt, dass sie zwar Fans – aber keineswegs Fanatiker sind.