“Der Präsident wird ein Held sein. Er brachte den Frieden!”
“Aber es gab doch niemals Krieg?”
“Das macht seine Leistung nur noch größer!”
In “Wag the dog” erfinden die PR-Berater des US-Präsidenten knapp vor dem Wahltag einen fiktiven Krieg gegen Albanien, um von einem Skandal ihres Schützlings abzulenken. Der "Spin" glückt, der Präsident bleibt Präsident.
Ich glaube nicht an Zufälle, das mag eine Berufskrankheit von (Ex-) Journalisten sein. Mitten in die Diskussion um das KAC-Management und seine wenig fanfreundliche Gestaltung der Kartenpreise für die herannahende Play-off-Phase bricht die Führungsetage des heimischen Eishockey-Rekordmeisters eine Diskussion rund um Trainer Manny Viveiros vom Zaun, setzt eine Frist (“Ultimatum” klingt offenbar zu hart) und lässt das mal einwirken. Die Überraschung des passiv-aggressiv Gescholtenen ist so groß, dass Schauspielerei ausscheidet. Manny Viveiros ist sprachlos. Zu Recht.
Dass man dem langjährigen Trainer und Spieler quasi en passant ausrichten ließ, dass ihm bald die Hemingway’sche letzte Stunde schlagen würde, spricht Bände über Führungskultur und Außenwirkung. Letztere ist aktuell verheerend, denn in Klagenfurt war das Verständnis des Klubs schon immer vor allem an überragende sportliche Erfolge gekoppelt.
Nach dem unseligen Theater rund um einen ominösen Investor für eine neue Halle, den Präsident Karl Nedwed in den vergangenen Jahren im Wochentakt präsentieren wollte, ausbleibenden sportlichen Erfolgen und dem nunmehrigen Fiasko um die Play-off-Preise steht der KAC vor einem PR-Supergau. Die Fans proben den Aufstand. Was in Klagenfurt keine Seltenheit ist, in der aktuellen Intensität aber unruhige Wochen für den kleinen Führungszirkel des Traditionsklubs bedeuten dürfte.
Dessen Problem war immer schon die Kommunikation nach außen – mit Fans und Medien gleichermaßen. Änderungen wurden nicht kommuniziert, sie wurden bekannt gegeben. Das Problem: So lange der sportliche Erfolg stimmte, hielten die KAC-Anhänger still. Jetzt, auf Platz sechs der Platzierungsrunde scheint plötzlich (und wieder einmal) Feuer am Dach.
Nicht, dass Viveiros ganz an seiner Situation unschuldig wäre. Selbst das richtigste Argument (Verletzte, weniger Ausländer, Vorgaben des Vorstandes umgesetzt) bekommt bei gebetsmühlenartiger Wiederholung einen fahlen Nachgeschmack. Der Unwille nach außen klare Worte zu finden, ist ebenfalls wenig dienlich.
Am Ende findet sich aber wohl die schönste Schnittmenge der Wahrheiten rund um die derzeitige Situation in den Titeln eines “Pro & Contra” der “Kleinen Zeitung” vom Mittwoch (8. 2.) – “Er hatte Aufträge, die hat er umgesetzt” und “Letzte Chancen für den Trainer sind meist keine”. In beiden steckt viel Mut zur Wahrheit.
Die Frage ist, ob der KAC ebendiesen auch besitzt.