Zum vierten und letzten Mal in der ersten Grunddurchgangsphase kreuzen am Sonntag in Wien die beiden letztjährigen EBEL-Finalisten, die Vienna Capitals und der EC-KAC, die Schläger.
Der EC-KAC strauchelte in den letzten Runden ein wenig, von den jüngsten vier Partien konnten die Rotjacken nur eine - das Auswärtsderby beim EC VSV - für sich entscheiden. Am Freitagabend unterlagen sie zu Hause den Graz 99ers mit 1:2 und blieben damit vor eigenem Publikum zum ersten Mal seit 5. November ohne Punktgewinn. In der Tabelle hat der EHC Linz mit den Klagenfurtern gleichgezogen, beide Teams halten bei 66 Zählern und liegen damit 13 Punkte hinter dem Tabellenführer aus Wien. Gegen die Vienna Capitals hat der EC-KAC die beiden ersten Saisonbegegnungen (1:4 in Wien Anfang September, 2:5 in Klagenfurt Mitte Oktober) verloren, in der dritten Konfrontation heuer, einem begeisternden Eishockeyspiel zwei Tage vor Weihnachten, siegte Rot-Weiß jedoch mit 7:5.
Wie die Klagenfurter gehen auch die Wiener mit einer knappen Niederlage im Gepäck in das EBEL-Gipfeltreffen: Die Truppe von Head Coach Serge Aubin musste sich am Freitag vor heimischer Kulisse dem bisherigen Tabellenschlusslicht Orli Znojmo nach Penaltyschießen mit 2:3 geschlagen geben. Der den Vienna Capitals daraus erwachsene Schaden war jedoch mehr als überschaubar, konnte sich der Titelverteidiger doch schon zwei Tage zuvor mit einem ungefährdeten 5:1-Erfolg in Székesfehérvár vorzeitig und als erstes EBEL-Team für die Play-Offs 2018 qualifizieren. Insgesamt stimmt die Form des Hauptstadt-Klubs unverändert, seit der 5:7-Niederlage in Klagenfurt am 22. Dezember haben die Caps in jedem ihrer sechs Ligaspiele gepunktet und dabei in regulärer Spielzeit auch nur zwölf Gegentreffer kassiert.
Die Zahlen zum Spiel:
2 – Bei noch sieben ausständigen Spielen in der ersten Grunddurchgangsphase weist der EC-KAC aktuell 16 Zähler Vorsprung auf den Dornbirner EC auf, der momentan Platz sieben in der Tabelle einnimmt. Die Rotjacken benötigen also noch (maximal) zwei Siege in regulärer Spielzeit, um sich für die Platzierungsrunde und damit auch vorzeitig für die Play-Offs zu qualifizieren.
9 – Seit der Rückkehr von seiner Verletzungspause hat Stürmer Jamie Lundmark in neun von zehn Partien gepunktet, er erzielte in diesem Zeitraum zwei Treffer und bereitete zehn Tore vor.
13 – Im Verlauf der bisherigen Saison mussten die Vienna Capitals vor eigenem Publikum nur 13 Zähler abgeben – gemeinsam mit Linz Bestwert in der EBEL. In regulärer Spielzeit wurde Wien zu Hause nur drei Mal bezwungen: Im Oktober vom EC Salzburg, im November von Fehérvár AV19 und im Dezember vom HC Innsbruck.
28 – Seit dem Einstieg der Vienna Capitals in die höchste Spielklasse (2001/02) empfingen die Wiener den EC-KAC 56 Mal in der Albert Schultz-Eishalle. Beide Klubs konnten dabei exakt die Hälfte dieser Begegnungen für sich entscheiden, also 28 Siege einfahren.
64,3 – Im letzten Duell zwischen dem EC-KAC und den Vienna Capitals (am 22. Dezember in Klagenfurt) wurde nur 38:35 Minuten lang bei numerischem Gleichstand am Eis gespielt. Dies entsprach 64,3 Prozent der Spielzeit und dem niedrigsten Wert aller Rotjacken-Partien in dieser EBEL-Saison (Schnitt pro Spiel: 79,2 Prozent)
322 – In den drei bisherigen Saisonbegegnungen gab es 322 Torschussversuche (Wien 163, Klagenfurt 159) zu verzeichnen. Während die Rotjacken 62,3 Prozent davon auf den Kasten brachten, führten bei den Capitals nur 52,8 Prozent auch tatsächlich zu einem Shot on Goal. Als effizienter erwies sich dennoch der Meister, der 2017/18 gegen den EC-KAC bei 14 zu 10 Toren hält.
Der Gegner:
Die Vienna Capitals konnten bislang zwar die bilderbuchhafte Saison 2016/17 noch nicht ganz wiederholen, dennoch ist der amtierende Meister die klare Nummer eins der Erste Bank Eishockey Liga. Nach bereits 35 Partien hatten die Wiener ihr Ticket für die Platzierungsrunde und damit auch für die Play-Offs 2018 in der Tasche, der aktuelle Schnitt von 2,19 Punkten pro Saisonspiel ist der zweithöchste im 17. Jahr in der Liga und liegt sogar noch über jenem aus der Meistersaison 2004/05 (2,05). Beim Gegentorschnitt (aktuell 2,17 pro Spiel) steuert der Titelverteidiger sogar auf einen neuen Klubrekord zu.
Im Kader des Klubs aus der Bundeshauptstadt wimmelt es von starken Spielern, aus denen die Coaches Serge Aubin und Craig Streu ein Team geformt haben, das seit eineinhalb Jahren quasi durchgehend auf höchstem EBEL-Level performt. In der laufenden Saison sticht vor allem die Metamorphose Rafael Rotters vom Vorlagengeber zum Torjäger hervor, der gebürtige Wiener hält bereits bei 19 Saisontreffern, sein Schnitt an Toren pro Spiel liegt heuer (0,53) fast drei Mal so hoch wie in seiner bisherigen Karriere in Österreichs höchster Spielklasse (0,20). Auf 14 Treffer kam bisher der letztjährige Liga-MVP Riley Holzapfel, dahinter lauert mit zwölf Treffern (wie bei Rotter bereits jetzt Höchstwert der Profilaufbahn, Anm.) der Verteidiger Ryan McKiernan. Gemeinsam mit seinen Nebenleuten wie Jamie Fraser, Aaron Brocklehurst oder Kyle Klubertanz sorgt der US-Amerikaner dafür, dass Wien mehr Druck von der blauen Linie ausübt als jede andere Mannschaft im Bewerb.
Brandgefährlich sind die Capitals auch im Spiel bei numerischer Überlegenheit: Nach unglaublichem Saisonstart (zwölf Überzahltreffer in den ersten vier Partien, Anm.) schwächelte das Powerplay der Wiener zwischendurch ein wenig, in den vergangenen Wochen avancierte es aber wieder zum statistisch effektivsten in der EBEL: In jeder ihrer letzten fünf Begegnungen konnten die Wiener Situationen numerischen Vorteils in einen Torerfolg verwandeln. Auch die Penalty Killing-Einheiten funktionieren prächtig, wenngleich sie im jüngsten Duell mit den Rotjacken gleich vier Gegentore zuließen - gleich viele wie in den letzten 13 Spielen Wiens gegen andere Gegner.
In der höchsten Spielklasse des Landes trafen die Vienna Capitals bislang 112 Mal auf den EC-KAC, mit 59 zu 53 Siegen (und 362 zu 361 Toren) spricht die historische Bilanz knapp für die Klagenfurter. Die Hauptstädter holten in den letzten Jahren jedoch sukzessive auf: Seit dem rot-weißen Titelgewinn 2013, der bekanntlich mit einem Sweep im Finale gegen Wien realisiert wurde, gewannen die Caps zwei Drittel der insgesamt 24 Begegnungen zwischen den beiden Klubs.
Die Personalien:
Auch in Wien muss der EC-KAC auf die Langzeitverletzten Kevin Kapstad, Matthew Neal und Thomas Hundertpfund verzichten, zumindest beim Verteidiger ist aber mit einer baldigen Rückkehr ins Mannschaftstraining zu rechnen. Davon abgesehen stehen alle Kaderspieler zur Verfügung, sodass im Aufgebot keine gravierenden Änderungen gegenüber dem Heimspiel gegen Graz am Freitag zu erwarten sind.
„Uns ist in den letzten Partien ein wenig die Effizienz abhandengekommen, gemeinsam mit den Trainern haben wir aber ein sehr gutes Bild davon, an welchen Schrauben es zu drehen gilt. Nun wartet die Konfrontation mit dem besten und dominantesten Team der Liga auf uns, eine große Herausforderung, der wir uns aber sehr gerne und auch positiv aufgeregt stellen. Ich denke nicht, dass wir wieder so einen Trefferreigen wie beim letzten Duell erleben werden, wohl aber, dass es eine knappe Angelegenheit wird, in der die Tagesform entscheidet.“ (Marco Brucker, Stürmer EC-KAC)