Klagenfurter Machtdemonstration
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Alexander Tomanek -
14. Dezember 2011 um 17:39 -
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Bin ich der einzige Depp unter Österreichs Eishockeyinteressierten? Ganz Österreich spricht von Kommunikationsproblemen zwischen dem ÖEHV und den Red Bulls wegen der Abstellung der Salzburger Nationalteamspieler. Trattnig, Raffl, Welser, Latusa und Heinrich dürfen nicht beim Finalturnier der European Trophy teilnehmen, sondern müssen stattdessen zwei Test-Spiele fürs Nationalteam in Klagenfurt absolvieren. Freundschaftsspiele, die man einfallsreich Österreich-Cup genannt hat. Über Namensänderungen in Austrian Cup 2012 und Super-Austrian-Cup 2013 darf übrigens spekuliert werden.
Aber zurück zum Thema: Wo liegt bitte hier ein Kommunikations-Problem? Desto mehr ich darüber lese oder Talkrunden im Hangar 7 verfolge, desto weniger eröffnet sich mir die so oft zitierte Komplexität dieser Geschichte. Ich lese über die Bedeutung des Nationalteams. Ich höre von International Breaks, die vom IIHF vorgegeben werden. Ich lese von neuen taktischen Spielkonzepten und Philosophien des Many Viveiros, welche sich die Teamspieler erst aneignen müssen. Ich höre von der Wichtigkeit des Österreich Cups und dass man den Zusehern in Klagenfurt schon die bestmöglichen Spieler präsentieren müsse.
Im Ernst? Ich kauf all diese Floskeln niemandem ab. Wenn Trattnig und Co unbedingt getestet werden müssen, dann hätte man dazu bereits vor rund einem Monat in Ungarn Gelegenheit gehabt. Und zwar für drei Spiele – und nicht wie jetzt für lediglich zwei Auftritte. Da hätten die Salzburger nämlich gegen Teams der Division I antreten können, sprich gegen solche Teams, die es tatsächlich im Frühling bei der WM zu schlagen gilt. Und die jungen Testpiloten, die man in Miskolc damals ins kalte Wasser geschmissen und untergehen hat lassen, hätten nun die Möglichkeit zu demonstrieren, ob sie mit Unterstützung einer ausverkauften Klagenfurter Messehalle im Rücken, den A-Gruppe-Nationen Paroli bieten könnten.
Warum aber nimmt man nun wirklich den Spielern die Chance, beim Salute-Event, dem wohl höchstklassigen Eishockey, das Europa in diesem Jahr zu bieten hat, teilzunehmen? Übrigens so hochklassig, dass sich die Red Bulls sportlich ja gar nicht dafür qualifizieren konnten, sondern nur aufgrund des Veranstalter-Bonus teilnehmen dürfen.
Für mich liegt nach sehr langer Überlegung und Erörterung aller Aussagen zu diesem Thema nur eine Antwort auf der Hand: Es geht um Macht. Und zwar darum, Macht aus der Eishockeyhauptstadt Klagenfurt (und ein wenig Restösterreich) Richtung Salzburg und Pierre Page zu demonstrieren. Wer Dieter Kalt sen. in seiner Eigenschaft als Präsident des ÖEHV bei der Eröffnungsrede des Trainer-Symposiums im Zuge der WM in Innsbruck 2008 über Pierre Page und dessen Arbeitsweise herziehen hat hören, kann sich seinen Teil denken.
In Schweden, Finnland und Tschechien verzichten die Verbände auf die betroffenen Spieler. Stattdessen setzt man auf Rotation in der Vorbereitung für die WM. In Österreich rotiert man auch. Man verzichtete auf die Red Bull Cracks im November, als sie Zeit gehabt hätten, stattdessen müssen sie genau an dem einen Wochenende antanzen, an dem das Salute stattfindet.
Dabei kann ich einfach nicht darüber hinwegsehen, dass ein Großteil des vom Klagenfurter Präsidenten angeführten ÖEHV-Stabes, beginnend beim Head-Coach über den U20 Coach bis hin zum Coach für U16 und U15, vom Teamarzt bis zum Fitness-Trainer alle nebenberuflich auch für den KAC arbeiten. Reiner Zufall? Oder eben nicht. Denn wie sonst kann man fünf der besten heimischen Spieler die Chance nehmen, sich in drei Spielen mit den Besten in Europa zu messen? Außer man will vielleicht dem Rivalen aus Salzburg – und abgesehen von den drei Tagen rund ums International Break sind Klagenfurter und Salzburger nun mal Konkurrenten, eins auswischen. Aber wie eingangs schon gefragt – vielleicht bin nur ich der Depp, der die höheren Interessen und Zusammenhänge nicht durchschaut.